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Dein Kuss in meiner Nacht

Dein Kuss in meiner Nacht

Titel: Dein Kuss in meiner Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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obwohl ich unter normalen Umständen die Sonne liebte, war dies hier unerträglich. Die Gasse war belebt, kaum einer schien mich jedoch zu beachten. Es gab gut gekleidete Männer in Kaftanen aus teuer anmutenden Stoffen, Soldaten, die aussahen, wie aus einem alten Sandalenfilm entsprungen, Frauen in langen Gewändern, zum Teil mit einem halbdurchsichtigen Schleier vor dem Gesicht und andere Menschen in einfachen Tuniken, wie ich sie trug. Ein paar Hunde balgten knurrend um einige Knochen und eine Schar Hühner stob auseinander, als wir die Gasse entlangeilten.
    Noch immer war ich vollkommen verwirrt und versuchte zu verstehen, was mit mir geschehen war und wo ich mich befand. Der Kleidung der Leute und dem Stil der Häuser nach zu urteilen, hätte ich in Nordafrika sein können, doch die Alte hatte Englisch gesprochen und auch von den Gesprächsfetzen, die mir im Vorbeilaufen zuwehten, verstand ich jedes Wort. Demnach musste es wohl Englisch gewesen sein. Genau genommen hatte ich sie zwar verstanden, aber ich konnte ich mich an kein einziges Wort wirklich erinnern. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, und als ich wieder an einigen Frauen vorbeikam, die sich unterhielten, versuchte ich, auf ihre Worte zu achten. Zu meiner Bestürzung sprachen sie gar kein Englisch, und dennoch verstand ich jedes Wort. Das war einfach verrückt. Ich war mir sicher, dass ich diese Sprache weder gelernt, noch jemals zuvor gehört hatte.
    Die Gasse endete auf einem großen Marktplatz und wir kamen an einem Stand mit seltsamen, mir unbekannten Tieren vorbei. Sie waren an einen langen Balken angebunden und waren offenbar zum Reiten gedacht, jedoch sahen sie weder wie Pferde, noch wie Kamele aus. Sie hatten ungefähr die Größe eines größeren Ponys mit dicken Beinen, die eher an die Beine eines Elefanten erinnerten. Ihr Fell war lang, grau und schimmerte leicht grünlich, je nach Lichteinstrahlung. Der Schwanz war unbehaart wie ein Kuhschwanz und endete in einer flachen Verbreiterung, die wie eine Fliegenklatsche aussah. Am seltsamsten war jedoch der Kopf des Tieres. Auf einem dicken, relativ kurzen Hals thronte eine Art Hundekopf mit langen Schlappohren und drei Augen. Je eines rechts und links, wie bei einem Pferd und eines in der Mitte. Die hundeähnliche Schnauze war kurz und erinnerte mich an einen Bobtail, schon wegen des langen Fells, das die drei Augen teilweise bedeckte. Aus dem Maul eines dieser Tiere hing eine grüne Zunge.
    Die Alte zog mich gnadenlos vorwärts, ehe ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte, was für ein Tier das sein mochte, das ich noch nie zuvor irgendwo gesehen hatte, nicht einmal in einem Buch oder in einem Film. Auch wenn mir dies seltsam vorkam, so hatte ich vorerst andere Sorgen. Nachdem wir den Markt überquert hatten, bogen wir in eine Gasse ein, die so schmal war, dass ich aufpassen musste, mir nicht links und rechts an den rauen Mauern die Arme aufzureiben. Die Alte führte mich in ein Haus, wo eine Gruppe von Frauen damit beschäftigt war, Wäsche zu waschen. Es war unerträglich heiß in dem stickigen Raum und ich fühlte mich einem Kollaps nah. Ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal etwas gegessen und getrunken hatte, und die Hitze draußen setzte mir schon arg zu. Jetzt auch noch diese schwüle Wärme in dem vom heißen Dampf geschwängerten Raum. Ich schwankte und wäre beinahe umgefallen, wenn eine junge Frau meine Not nicht erkannt hätte. Sie fasste mich schnell am Arm und half mir, mich auf eine Bank zu setzen.
    »Hat sie denn noch nichts zum Frühstück gehabt?«, fragte die Frau an die Alte gerichtet.
    »Die kann arbeiten bis zur Pause wie alle anderen«, brummte die widerliche Alte.
    »Sie ist neu. Wer weiß, wo sie herkommt und ob sie dieses Klima gewöhnt ist. Sie muss zumindest etwas trinken. Wenn sie umkippt, kann sie auch nicht arbeiten«, beharrte die junge Frau.
    »Gib ihr etwas Wasser und dann weise ihr eine Arbeit zu. Aber wehe, du lässt sie faulenzen!«, ordnete die Alte an und wandte sich zum Gehen. »Die Neuen sind immer viel zu verwöhnt. Sie müssen lernen sich anzupassen.«
    Ich atmete erleichtert auf, als die garstige Frau verschwunden war. Es stand schon fest, dass ich den alten Drachen hasste. Sie übertraf sogar Mrs Porter, meine Chemielehrerin, und das sollte schon etwas heißen.
    »Hier! Trink erst einmal was«, drang eine ruhige Stimme an mein Ohr. Es war die junge Frau, die sich für mich eingesetzt hatte.
    Ich trank gierig von dem angenehm kühlen

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