Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein Kuss in meiner Nacht

Dein Kuss in meiner Nacht

Titel: Dein Kuss in meiner Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
Vom Netzwerk:
schreien. Okay?«
    Cherryl nickte und so ließ ich sie los. Mit einem Ruck drehte sie sich zu mir um und starrte mich entgeistert an. Sie sah nicht mehr ganz so chic aus wie sonst. Ihr Haar war unordentlich, das Gesicht ungeschminkt und ihre linke Wange war leicht geschwollen und gerötet. Offenbar hatte jemand sie geschlagen. Ich fragte mich, warum sie mir all die Tage nicht über den Weg gelaufen war. Sie musste irgendwo anders ihre Essenspausen verbracht haben, denn in dem Zelt am Markt hatte ich sie nie gesehen. Mit ihren blonden Haaren wäre sie mir auf jeden Fall aufgefallen, da die Einheimischen alle dunkelhaarig und nur wenige Sklaven blond waren.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie schließlich leise.
    »Genau das wollte ich dich auch fragen«, gab ich zur Antwort.
    »Dieser Typ, der aussieht wie Cole, hat mich entführt und hierhergebracht«, sagte Cherryl aufgeregt. »Mann, das war wie in einem beschissenen Horrorfilm. Ich war mit Cole unterwegs, oder jedenfalls dachte ich, es wäre Cole, doch als wir bei ihm waren und durch die Hintertür in den Garten gehen wollten, landeten wir plötzlich mitten in der Wüste. Und weil das noch nicht genug war, verwandelt sich der Typ doch vor meinen Augen in einen Freak mit roten Augen und spitzen Zähnen. Ich meine … Scheiße … Vielleicht war es ja doch Cole und sein nettes Aussehen ist nur eine Tarnung, während er in Wirklichkeit ein widerliches Biest ist. Keine Ahnung! Ich weiß nur, dass ich hier nicht bleiben will. Die zwingen mich hier echt zu arbeiten. Kannst du dir das vorstellen?«
    Ich musste ein Grinsen unterdrücken bei dem empörten Ton, den Cherryl anschlug. Sicher hatte das verwöhnte Töchterchen aus gutem Hause sich vorher nie die Finger schmutzig gemacht. Zu wissen, dass man sie hier zum Arbeiten gezwungen hatte, verschaffte mir ein Gefühl von Genugtuung.
    »Schau, was sie aus mir gemacht haben«, beklagte Cherryl sich weiter. »Meine Haare haben seit Tagen keine richtige Bürste mehr gesehen, von Make-up oder Hautcreme ganz zu schweigen. Nicht einmal eine Nagelfeile. Ich hab mir alle Nägel ruiniert.«
    Tränen quollen aus ihren Augen. Ich gab mir einen Ruck und umarmte sie. Sie schluchzte und ich klopfte ihr beruhigend auf den Rücken. Wahrscheinlich hatte sie in den letzten Tagen wirklich genug für ihre Zickigkeiten gebüßt.
    »Es wird schon«, flüsterte ich und löste mich von ihr. »Wir verschwinden von hier. Ich will hier auch nicht bleiben.
    »Ich hab mir alles genau überlegt«, verkündete Cherryl stolz. »Ich hab gelauscht und dabei rausgefunden, dass ganz früh am Morgen ein Wagen von hier wegfährt mit Waren zum Verkauf. Ich wollte mich in dem Wagen verstecken und unterwegs irgendwo aussteigen. Der Wagen soll zu einem Ort fahren, der Okida oder so heißt, und auf dem Weg dahin sollen sie ein großes Waldgebiet durchqueren. Ich dachte, es wäre gut, da auszusteigen.«
    »Guter Plan. Ich komme mit«, sagte ich und ihr Gesicht erhellte sich tatsächlich. Ich hätte nie gedacht, dass die beliebteste Cheerleaderin der Schule sich einmal über meine Gesellschaft freuen würde.
    »Aber wie bist du hier gelandet? Hat er dich auch entführt?«, flüsterte Cherryl.
    »Ich bin eher aus Versehen hier gelandet. Ich erzähl es dir später. Lass uns zusehen, dass wir von hier verschwinden.«
    »Okay. Komm. Ich weiß, wo der Wagen abfahren soll.«
    So weit hatte alles gut geklappt. Wir waren unbemerkt in den Wagen gekommen und hatten uns hinter einer Reihe von Fässern versteckt. Der Wagen wurde von acht dieser seltsamen ponygroßen Tiere gezogen, die man hier Gamber nannte. Die Wüstenstraße war holprig und wir wurden ziemlich durchgeschüttelt. Soweit ich es mitbekommen hatte, wurde der Transport von vier Männern begleitet. Zwei auf dem Kutschbock und zwei ritten jeweils auf einem Gamber. Ich schätzte, dass wir seit etwa vier Stunden unterwegs waren, und es war mittlerweile unerträglich heiß und stickig in dem Wagen geworden. Ich schwitzte und der Stoff meiner einfachen Tunika kratzte unangenehm auf meiner Haut. Cherryl saß stumm neben mir und hatte die Augen geschlossen. Wir hatten auf der ganzen Fahrt nur wenig gesprochen und auch nur sehr leise, da wir nicht riskieren wollten, dass man uns entdeckte. Ich fasste nach dem Medaillon und dachte an Cole. War er Freund oder Feind? Verwandelte er sich in ein Monster, wie Cherryl berichtet hatte? Oder war derjenige, der sie entführt hatte, nur jemand, der Coles Aussehen angenommen

Weitere Kostenlose Bücher