DEIN LETZTER TANZ
er auch wollte.“
„Ist schon heftig“, gab Keisha zu, „aber wer weiß schon, was in so einem kranken Hirn vorgeht?“
„Der Sheriff sieht jedenfalls auch keine großen Chancen, den Typen zu finden“, sagte Donna. „Ich bin nur gespannt, wie die Vorstellung heute Abend ablaufen wird.“
„Du denkst doch nicht etwa, dass sich der Vorfall wiederholen könnte?“, fragte Keisha.
„Na, das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Der Täter müsste schon sehr abgebrüht sein, um sich noch mal herzutrauen.“
„Das sehe ich auch so.“ Max nickte. „Wer immer auch wirklich dahintersteckt, wird sich denken können, dass jetzt alle doppelt aufmerksam sind. Ich glaube aber, Donna meinte eher die Frage, ob jetzt überhaupt noch Leute in den Zirkus kommen.“
„Genau das.“ Donna seufzte. „Ich meine, die Sache mit dem Feuer war schon ziemlich heftig, und wenn die Leute jetzt Angst um ihre eigene Sicherheit haben, wäre das fatal für uns. Mein Dad hat zwar schon vorsichtshalber alle Nummern mit Feuer aus dem Programm genommen und einem Zeitungsreporter unsere strengen Sicherheitsvorkehrungen erläutert. Die Frage ist bloß, ob das was bringt.“
„Also, ich würde mir da keinen allzu großen Kopf machen“, meinte Keisha. „Immerhin wurde das Feuer ja sofort gelöscht. Und die Tatsache, dass ihr die Situation so gut in den Griff bekommen habt, zeigt doch nur, dass ihr auf alle Eventualitäten vorbereitet seid. Das werden die Leute hier bestimmt auch so sehen.“
„Hoffentlich.“ Donna erhob sich. „So, ich muss jetzt wieder los. Mein Dad wollte noch irgendwas mit mir besprechen.“
Auch Max stand auf. „Ich komme mit.“
Die beiden verabschiedeten sich von Keisha, die noch sitzen blieb, weil sie auf ihren Freund Corbin wartete, und verließen den Diner.
Am Abend lief bei der Vorstellung zum Glück alles glatt. Es waren reichlich Zuschauer gekommen. Anscheinend hielt der Vorfall vom Vorabend, der sich natürlich in Windeseile herumgesprochen hatte, niemanden von einem Besuch ab. Wahrscheinlich ist sogar genau das Gegenteil der Fall, überlegte Donna, und die Sache hat noch einige Neugierige hergelockt. Sensationslustige gibt es schließlich überall.
Als sie nach der Show mit ihren Eltern zu deren Wohnwagen ging, um dort noch etwas zu essen, hatten längst alle Zuschauer das Zirkusgelände verlassen. Max war noch im Zelt, wo er zusammen mit dem restlichen Team alles aufräumte und für den nächsten Tag bereit machte.
Donnas Mutter schloss die Tür des Wohnwagens auf und trat als Erste ein, gefolgt von ihrem Mann. Zuletzt trat auch Donna über die Schwelle, doch ehe sie die Tür hinter sich zumachte, blickte sie noch einmal zurück.
Alles war friedlich, nichts rührte sich.
Sie atmete tief durch, dann schloss sie die Tür.
Die düsteren Blicke, die sie aus dem Schatten heraus beobachteten, bemerkte sie nicht.
Ach, was ist das rührend, wie besorgt alle sind. Der arme Max! Nein, wie furchtbar, dass er verletzt wurde!
Ich könnte mich ausschütten vor Lachen! Die ganze Sache ist einfach zu komisch. Diese Idioten begreifen gar nicht, was hier wirklich abgeht. Sie haben keine Ahnung, um was es mir geht, sind völlig auf der falschen Fährte.
Aber so soll es ja auch sein. Wir wollen schließlich nicht, dass der ganze Spaß vorbei ist, ehe er wirklich begonnen hat. Nein, auf gar keinen Fall!
Jetzt geht es doch gerade erst richtig los.
Zieht euch warm an, Leute. Die Show kann beginnen!
4. KAPITEL
Mitternacht – Geisterstunde.
Dunkelheit lag über dem Gelände. Tiere und Menschen schliefen den Schlaf der Gerechten.
Nur einer war noch auf den Beinen.
Die düstere Gestalt, die von oben bis unten schwarz gekleidet war und sogar eine Skimaske trug, schlich zwischen den Wagen der Zirkusleute hindurch. Elegant wie ein Raubtier hielt sie sich im Schatten, sodass man sie nur sehen konnte, wenn man ganz genau hinschaute.
Doch es bestand keine Gefahr, dass sie entdeckt wurde.
Durch eine Abdeckplane, die vor dem Eingang des Zirkuszeltes hing, gelangte die Gestalt ins Innere der Manege. Sie ging am Zuschauerbereich vorbei und bewegte sich zielstrebig auf den Vorhang zu, der die Künstlergarderobe und den Backstage-Bereich von der Bühne abtrennte.
Lautlos wie ein Schatten verschwand sie in der Garderobe, wo jedes Mitglied der Zirkustruppe seinen eigenen kleinen Bereich besaß. Hier hingen die Kostüme und die Utensilien der Künstler.
Plötzlich durchschnitt der helle Lichtstrahl einer
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