Dein Name
â wer sagte ihm denn, daà Mir Barekat ihn nicht mit einer Kugel aus seinem Gewehr oder dem Dolchhieb eines Wachmanns begrüÃte? Wer käme, vierzig Farsach vom nächsten Dorf entfernt, wo sich die Staatsgewalt auch nur auf ein einziges Zimmer in der Ruine einer Karawanserei beschränkte, wer käme GroÃvater zu Hilfe? Die indischen Telegraphisten, denen GroÃvater beim Fünfuhrtee kleinlaut den MiÃerfolg seiner Mission gestand, boten an, ihn mit dem besten Dromedar auszustatten, einem schnellfüÃigen Djamâzeh , dazu einem besonders bequemen Sattelgerüst und drei bewaffneten Belutschen als Begleitung. Als GroÃvater sich immer noch nicht traute, auf einem Kamel vierzig Farsach durch die Wüste zu reiten, befahlen die Inder einem Bediensteten, nicht etwa die Belutschen, sondern das Reittier mitsamt Sattel herbeizuholen. Tatsächlich, der Sattel sah aus wie ein Sessel. Das Dromedar legte sich nieder. â Setzen Sie sich ruhig, sagten die Inder, Sie werden sehen, das ist bequemer als mit der Eisenbahn. GroÃvater hatte noch nie in einer Eisenbahn gesessen, nicht einmal eine Eisenbahn mit eigenen Augen gesehen, aber als ihn das Dromedar in die Höhe beförderte, glaubte er es sofort. Wie in heutigen Flugzeugen war der Sattel sogar mit einen Anschnallgurt ausgestattet, bemerkt GroÃvater und beeilt sich zu gestehen, daà er sehr wohl noch Angst hatte und nur deshalb das Angebot annahm, weil die Scham überwog, vor den so wohlmeinenden Indern, die sich am Persischen Golf noch viel fremder fühlen muÃten, als Feigling dazustehen.
Als sie gegen Abend des ersten Tages von weitem einige Basthütten sahen, aus denen die Nomaden flohen, fingen die drei Belutschen an zu lachen. â Warum lacht ihr? fragte GroÃvater. â Weil die Nomaden uns für Männer von Mir Barekat Chan halten, erklärten die Belutschen in ihrem gebrochenen Persisch und hielten ein weiÃes Tuch in die Höhe. Vor den Hütten erwartete sie der Ãlteste mit einer Fackel in der Hand, ein groÃgewachsener, gutaussehender Mann mit langem weiÃem Bart, das Kinn nach paschtunischer Art rasiert, wie es GroÃvater zuvor noch nie gesehen hatte (nicht, daà ich wüÃte oder bis nach China herausgefunden hätte, wie Paschtunen sich vor neunzig Jahren rasierten). Als Gastgeschenk überreichte GroÃvater dem Ãltesten einige Schachteln Streichhölzer, die wie ein kostbarer Schatz von Hand zu Hand gereicht wurden. Vor Ehrfurcht auf die Knie sanken die Nomaden aber, als die Belutschen, um sich einen Spaà zu machen, GroÃvater als Gesandten des Schahs vorstellten, der Mir Barekat Chan zur Rechenschaft ziehen werde. Wie GroÃvater sich aus ihren Fragen zusammenreimte, glaubten die Nomaden, daà er in Teheran täglich mit dem Schah verkehre; sie erkundigten sich nach dessen Charakter und wollten alles mögliche über den Alltag im Palast erfahren, obwohl GroÃvater immer wieder beteuerte, niemals einen Palast betreten zu haben. Die Schilderung des Putsches schienen die Belutschen als den Bericht eines Augenzeugen auszugeben, der bei den dramatischen Vorgängen nicht nur anwesend, sondern federführend beteiligt war. Wie froh waren die Nomaden, daà die neue Regierung GroÃvater geschickt hatte, um Recht und Gesetz durchzusetzen. Wenn Mir Barekat Chan mit seinen Gefolgsleuten an ihren Hütten vorbeireite, nehme er sich mindestens eine Ziege, ein paar Hühner mit oder tausche sein lahmes Vieh gegen ihr junges Kamel ein. Und das nur, wenn er gute Laune mitbringe. Wenn Mir Barekat Chan schlechtgelaunt sei â¦
Als der Inspekteur des Zollamts von Bandar Abbas am sechsten Tag in völliger Erschöpfung und noch gröÃerer Sorge Kuschk erreicht, ist Gott steh mir bei Mir Barekat Chan gerade verreist. Morgen oder vielleicht übermorgen kehre er bestimmt zurück, versichern die Angehörigen, die dem Inspekteur eine Hütte anbieten. Am übernächsten Tag schreckt ihn ein groÃes Getöse auf. In der Annahme, daà es sich um den Ãberfall handele, den er seit seiner Ankunft minütlich erwartet, tritt der Inspekteur in Todesangst nach drauÃen: und tatsächlich, es ist Mir Barekat Chan, es muà Mir Barekat Chan sein, der auf die Hüte zuschreitet; wie ein safawidischer Sultan in einem langen, faltenreichen Gewand aus grüner Seide gekleidet, darauf ein blinkendes Kettengeflecht genäht, breiter Gürtel und
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