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genuine Demokratie des Nahen Ostens abgeschafft wurde, führt direkt zu Ajatollah Chomeini, der antiwestlichen Revolution von 1979 und, so lieÃe sich mit Stephen Kinzer argumentieren, weiter zum 11. September 2001, dem globalen Dschihad. Und doch erscheint mir der Anteil der Amerikaner und Briten am Scheitern der Nationalen Front geringer, als wir es zu Hause immer hörten. GewiÃ, Churchill überredete mit Hilfe der Dulles-Brüder den neugewählten Eisenhower zu der Aktion, die der CIA schlieÃlich organisierte, Abgeordnete wurden gekauft, damit sie im Parlament gegen die Regierung stimmten, und der Mob bezahlt, der für den Schah auf die StraÃe ging, aber gelingen konnte der Putsch nur, weil die Nationale Front sich zuvor bereits in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. Die Islamisten revoltierten, weil der Premierminister auf dem säkularen Charakter des Staates beharrte, und mit GroÃajatollah Borudscherdi war der ranghöchste Theologe der Schiiten aufgebracht: In einer vertraulichen Botschaft hatte Borudscherdi die Entlassung von Bahais aus dem Staatsapparat verlangt. »Auch die Bahais sind Bürger Irans«, schrieb Mossadegh schnippisch zurück. Die demokratischen Kräfte stöhnten, weil der Premierminister mehr durch Dekrete als auf der Grundlage von Parlamentsbeschlüssen regierte, öfter auf Kundgebungen als zu den Abgeordneten sprach und mit dem Referendum eindeutig die Verfassung brach. Die Kommunisten und manche seiner eigener Minister drängten den Premierminister, die Monarchie ganz aufzulösen, und trieben den Schah dadurch erst recht in die Arme der Briten und Amerikaner. Mit Ajatollah Kaschani und Mozaffar Baghaà waren die beiden wichtigsten Verbündeten Mossadeghs, die zudem die beiden gegensätzlichen Lager seiner Bewegung vertraten, aus jeweils unterschiedlichen Gründen zu seinen Todfeinden geworden, und wenn ich schreibe Todfeinde, dann meine ich das wörtlich: Bereits am 28. Februar 1953 schlossen sie sich den Soldaten und Schlägertrupps an, denen Doktor Mossadegh zweimal hintereinander in buchstäblich letzter Minute entkam. Kurze Zeit später war Baghaà direkt an dem zunächst gescheiterten Plan des CIA beteiligt, auf einen Schlag die wichtigsten Führer der Nationalen Front mitsamt des regierungstreuen Polizeichefs zu entführen oder zu ermorden. Als der Putsch schlieÃlich am 19. August 1953 doch noch gelang, war es kein anderer als Ajatollah Kaschani, der am lautesten Mossadeghs Hinrichtung verlangte. Die Kommunisten torpedierten seine Politik ohnehin, wo sie nur konnten, und der Schah, der anfangs willens schien, sich mit der Nationalen Front zu arrangieren, sah sich zu Recht oder zu Unrecht vor die Alternative gestellt, entweder ausgeschaltet zu werden oder den Premierminister auszuschalten. Erst diese Gemengelage, die Zwiste, widerstreitenden Interessen, persönlichen Eitelkeiten, Ungeschicklichkeiten, Rivalitäten, Sturheiten sowie linken, nationalistischen und islamischen Maximalforderungen schufen in Iran eine Situation, in der GroÃbritannien und die Vereinigten Staaten überhaupt erst daran denken konnten, sich den Zugriff aufs Ãl auf so simple Weise zu erhalten.
Trotz der Blamage, die sich in der Stadt rasch herumsprach, sicherten alle Bekannten, die GroÃvater in den nächsten Tagen ansprach oder persönlich aufsuchte, ihm weiter ihre Unterstützung zu. Nur ein einziger war ehrlich genug, GroÃvater die Augen zu öffnen. â Daà Sie für das Amt des Abgeordneten besser geeignet sind als die anderen Kandidaten, ist offensichtlich, ergriff Hadsch Mehdichan Schirani bei einer der Versammlungen, die jeden Abend in einem anderen Haus stattfanden, das Wort: Aber genauso offensichtlich ist es, daà Sie keine Chance haben, die Wahl in Isfahan zu gewinnen. Daher werde ich Sie, sosehr ich Sie persönlich schätze, weder öffentlich unterstützen noch wählen. Und glauben Sie mir, von den anderen Anwesenden wird Ihnen auch niemand seine Stimme geben â wozu auch? Eine Stimme für Sie wäre eine verlorene Stimme, Herr Schafizadeh! Als Herr Schirani zu Ende gesprochen hatte, schwieg die Versammlung. Alle spürten, daà niemand anders als GroÃvater selbst nun etwas sagen müsse. Er stand auf, ohne bereits zu wissen, was noch zu sagen wäre. Erst räusperte er sich, dann holte er tief Luft, danach schloà er zu einem Sekundengebet die Augen, und
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