Dein Name
überhaupt nichts. Warum lachten sie bloÃ? So verwirrt war ich, daà ich bereits annahm, sie würden mich auslachen, die gesamte Versammlung würde mich auslachen. âºWas habe ich nur getan?â¹ fragte ich bestürzt, âºwarum lacht ihr denn so?â¹ Es stellte sich heraus, daà die junge Dame neben mir ein junger Mann war, der sich nach der âºaktuellen Modeâ¹ die Haare hatte lang wachsen lassen wie eine Frau. Es versteht sich, daà ich höchst beschämt aufstand, um mich in aller Form bei ihm zu entschuldigen.«
Abgesehen von dem einen Abend, an dem er im Gästeapartment Asyl fand, versanden die letzten Tage wie diejenigen Pompejis mit Einkaufen und Gelagen, der GroÃfamilie, die am Küchentisch sitzen bleibt und zugleich die Wäschekammer belegt, der Serie der Abschiedsfeiern von vier bis neun plus der Weihnachtsfeier des Direktors, enervierenden Freitagsbesprechungen, damit die Narren bei ihrem Auftritt vorm Hofe auch ja amüsieren, nachmittags FuÃball. Das stimmt nicht: Seit dem 22. Dezember 2008 geht die Frühgeborene allein durch die Welt. Sie faÃte es selbst nicht, klatschte vor Stolz in die Hände und schaute sich um, stehend!, damit die GroÃfamilie gratulierte. Dann nahm sie einen neuen Anlauf, immer neue Anläufe, durch die Küche, durch den Flur ins Schlafzimmer und zurück, jedesmal den Radius erweiternd. Sie mochte gar nicht mehr aufhören mit der Welt. Es stimmt nicht, daà die Tage nicht zählen. Nach dem Essen hockte die Nummer zehn eine halbe oder ganze Stunde mit der Frühgeborenen auf der zweistufigen Treppe zum Kinderzimmer, während die anderen in der Küche sitzen blieben. Sie selbst hatte auf den Platz neben ihr gewiesen. Gestern war die Treppe, die die Nummer zehn nie beachtet hatte, bereits ihre gemeinsame Stelle, ein Ort, den er aufsuchen wird, sollte er nach zehn, zwanzig oder dreiÃig Jahren als Urlauber, Ehrengast oder zur Ehemaligenfeier in die Deutsche Akademie zurückkehren, womöglich mit den erwachsenen Kindern, die Stelle, wo Zehnnullacht und die Frühgeborene sich unterhielten, sie gegen die Wand gelehnt, die ausgestreckten FüÃe auf der ersten Stufe, die Zehnnullacht gegen die Holzverkleidung des Gitters gelehnt, die Knie angewinkelt, damit seine FüÃe auch ja auf der gleichen Stufe stehen. Inzwischen zeigt sie in die Richtung, und er weià schon, daà sie die Treppe meint. Wenn seine Knie nicht den richtigen Winkel haben, klopft sie auf die erste Stufe und sagt da, da! Als Spielzeug verwenden sie die Taschenlampe, die zufällig neben dem Telefon lag, seine Pantoffeln, ihre beider Hände, FüÃe, Münder, Augen, Nasen.
»Sent: 23-Dec-2008 08:39:10 Lieber freund,-wie geht es DIR u gibt es eine kleine weihnacht an der ihr gern teil habt.wie macht ihr das mit den kindern?ich sende liebste gedanken.«
Mit seinem Schwiegervater liest der Enkel das nächste, ungewöhnlich lange und wegen der vielen landwirtschaftlichen Begriffe schwierige Kapitel, in dem sich vieles entscheidet, da GroÃvater endlich auf Tschamtaghi zu sprechen kommt. Schon die vielen Korrekturen und Ergänzungen, die GroÃvater an den Rand geschrieben hat, signalisieren die Dringlichkeit. Selbst der Schwiegervater, der von Beruf Ãbersetzer ist, hat Mühe, die Zusätze zu entziffern, zumal die Reihenfolge der Seiten oft nicht stimmt oder zwischendurch ganze Seiten per Hand geschrieben wurden. Der Enkel erklärt dem Schwiegervater, daà die losen Blätter durcheinandergeraten und danach falsch zusammengeheftet worden sein könnten. Vielleicht ist der Stapel der Tante aus der Hand gefallen, nachdem sie das getippte Manuskript vom Schreibbüro abgeholt hatte, und beim Einsammeln ging ein Blatt verloren, so daà GroÃvater es ihr noch einmal diktierte, ob nun geduldig oder ungehalten, seufzend oder stöhnend. Zur Tapsigkeit der Tante würde es jedenfalls passen. Nicht erklären kann der Enkel dem Schwiegervater den Eintrag von fremder Feder, der GroÃvaters Selberlebensbeschreibung vorangestellt ist: »So wie es zu sehen ist, hat die Niederschrift und die Widmung dieser Memoiren vor dem bedauernswerten Ableben dieses groÃen, unvergleichlichen Mannes stattgefunden. Nun also, mit groÃem Bedauern über diesen Verlust und Verwunderung über die Gründe, die zum Verlöschen dieses Lichtes der Rechtleitung geführt haben, erkläre ich von meiner Seite
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