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Ohne Heizung, Strom und Wasser überwintern Tochter und GroÃeltern in dem einzigen Zimmer, das noch ein Dach hat. Alles alles Geld, das die Putzfrau und ihr Mann in Deutschland verdient haben: pfutsch mit ukrainischem Akzent, das U spitz und langgezogen wie eine Rutschbahn mit Buckel. Ich weiter putzen, sagte sie, nicht mehr sprechen, sonst ich muà wieder weinen, dabei weinte sie längst. Nächste Woche fliegt sie zurück nach Czernowitz, wo im Mai die Akademie für Sprache und Dichtung tagt. So überrascht sie war, daà ihr Arbeitgeber mit einer Abordnung deutscher Dichter in ihre Heimatstadt fliegt, so überrascht war er, daà Czernowitz die Heimat seiner Putzfrau ist. â Du mich mit Kollegen besuchen, lud sie gleich die gesamte Akademie unter das verbliebene Dach ein.
Bis Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts trat Ruhollah Mussawi Chomeini nur selten an die Ãffentlichkeit. Als er noch ein Hodschatoleslam war, traf er sich regelmäÃig mit Ajatollah Kaschani, der Mossadegh zunächst unterstützte und später den Mob organisierte, der den Anschein eines Volksaufstands hervorrief. Chomeini sympathisierte mit den Fedâyin-e Eslam , den »Kämpfern des Islam«, die bereits in den vierziger Jahren einen Islamischen Staat herbeibomben wollten und am Tag nach dem CIA -Putsch eine Erklärung abgaben, die keine Hagiographie des Führers erwähnt: »Gestern erbebte Teheran unter den mannhaften FüÃen der Soldaten der muslimischen und antikolonialen Armee. Mossadegh, dieses alte blutsaufende Ungeheuer, hat unter den zerstörerischen Schlägen der Muslime kapituliert und ist zurückgetreten. Alle Regierungsgebäude wurden von den Muslimen und der islamischen Armee eingenommen.« Zugleich verhielt sich Hodschatoleslam Chomeini loyal gegenüber GroÃajatollah Borudscherdi, der als Mardscha-e taqlid oder »Quelle der Nachahmung« den Islam von der Politik fernhielt und sich mit der Monarchie arrangierte. Chomeini respektierte Borudscherdi, der sein eigener Lehrer war, und die Rangordnung innerhalb des Klerus. Daà er der »Quelle der Nachahmung«nicht widersprach, scheint aber auch strategische Gründe gehabt zu haben: Damit sein Wort Gewicht hatte, muÃte Chomeini sich zuerst einen Ruf als Gelehrter und hervorragender Kenner der Ãberlieferung, Rhetorik und Jurisprudenz erwerben. Wer sich mit Weltlichem wie der Politik abgab, galt rasch als ein Hansdampf in allen Gassen, der Geistlichkeit bestenfalls nützlich als Vertreter in Teheran, aber zu oberflächlich, um in Ghom ernst genommen zu werden. Die wenigen Male, die er sich überhaupt politisch äuÃerte, lassen keinen Zweifel, daà Chomeini den Säkularismus der Nationalen Front ablehnte und für einen kämpferischen Islam eintrat, der das soziale Leben bis in die Gesetzgebung bestimmt. Kurioserweise rief er, der später später gegen die Bahais hetzte, seine Hörer 1944 dazu auf, sich deren Engagement zum Vorbild zu nehmen. Selbst aktiv wurde Chomeini jedoch erst nach der Ankündigung der Bodenreform Anfang der sechziger Jahre, als auch Borudscherdi und andere GroÃajatollahs aus Sorge um die unzähligen Ländereien, die im Besitz religiöser Stiftungen waren, ihre Zurückhaltung aufgaben. Der Schah hielt seine Herrschaft für gefestigt genug, um nicht mehr auf die Duldung durch die schiitische Orthodoxie angewiesen zu sein, und wollte sich nach dem Vorbild seines Vaters als entschlossener Modernisierer präsentieren. Eine Fahrt nach Ghom nutzte er für eine offene Demütigung. Hatte der Schah der »Quelle der Nachahmung« bis dahin stets die Aufwartung gemacht, damit der gesamten Geistlichkeit Tribut gezollt, muÃte sich Borudscherdi diesmal aus dem Haus begeben. Schon todkrank und kaum in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen, wurde er unter Schmerzen in eine Pferdekutsche gehoben, die ihn zur Feiziye, dem Schrein der Fatima, im Zentrum von Ghom brachte. Dort wartete er eine Stunde lang. Als der Schah endlich eintraf, hatte er zwar keine Reitstiefel an wie fünfundzwanzig Jahre zuvor sein Vater und schlug auch nicht mit der Peitsche um sich. Es reichte, daà zwei Soldaten den GroÃajatollah ungefragt unter den Armen packten, damit er sich erhob. Das hatte es noch nie gegeben, nicht unter den Kadscharen, nicht unter Reza Schah: Die »Quelle der Nachahmung«, die nicht wuÃte, wie ihr geschah, muÃte
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