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sündigen.â¹ Mitten in die betroffene Stille, die auf den Bänken herrschte, rief der Schüler Kazemzadeh, der erst einige Tage zuvor vom Theologischen Seminar auf die Amerikanische Schule gewechselt war und noch nicht die Gepflogenheiten in einer Kirche kannte: âºAber Herr Doktor, irgendwann muà diese Erbschaft doch einmal aufgebraucht sein!â¹Â« Weil in der Selberlebensbeschreibung keine Anführungsstriche stehen, ist nicht ganz klar, ob die folgenden Sätze noch ein Zitat des Schüler Kazemzadehs sind oder GroÃvaters eigene Worte: »Adam selbst mag zu Recht bestraft worden sein. Aber weshalb läÃt Gott der Erbarmer und Barmherzige nicht von uns Kindern Adams ab? Ist es denn mit Seiner Gerechtigkeit vereinbar, daà eine Schuld nicht nur vom Schuldigen gebüÃt wird, sondern bis zur Auferstehung von Milliarden und Abermilliarden Menschen, die für den Sündenfall gar nicht verantwortlich sind?« Doch, es ist GroÃvater selbst, der diese Frage stellt, denn im letzten Satz des Abschnitts bemerkt er: »Lieber Leser, wenn Ihnen meine Fragen überflüssig und meine Argumente schwach erscheinen, halten Sie sich bitte an die Erklärungen, die der verehrte Verfasser der Serie âºDie Bedrängnisse des Stellvertretersâ¹ [also des Menschen] in der Zeitschrift Yaghmâ gab, und seien Sie so gütig, mir zu verzeihen, daà ich mich in meiner Stümperhaftigkeit als dessen Schüler versuchte.« Den nächsten Abschnitt habe ich noch nicht gelesen, aber in der ersten Zeile taucht der Name Ajatollah Chomeinis auf. Also muà es um die Revolution gehen und erstreckt sich die Selberlebensbeschreibung GroÃvaters vielleicht doch bis in die Islamische Republik, wie ich es auch aus dramaturgischen Gründen hoffte, seit sein Leben zum Roman im Roman wurde, den ich schreibe. In den Fragen, die ich für alles andere als überflüssig, und den Argumenten, die ich für alles andere als schwach halte, so daà ich nicht in der Serie »Die Bedrängnisse des Stellvertreters« nachzusehen brauche, klingt jedenfalls schon die Häresie heraus, die seinem gelehrtesten Freund im Ohr geblieben ist.
Von GroÃajatollah Ruhollah Mussawi Chomeini, wie man ihn korrekt nennen müÃte, nicht nur Ajatollah, wie der Westen den Titel abkürzt, aber schon gar nicht Imam, als den ihn die Islamische Republik heiligt, obwohl sie weiÃ, daà die Anrede den zwölf göttlich inspirierten Nachfolgern des Propheten vorbehalten ist, niemandem sonst auf Erden bis zur Wiederkehr des Mahdi, wie GroÃvater und überhaupt alle Frommen unter meinen Verwandten bitter betonten, wenn im Staatsfernsehen vom Imam die Rede war â von GroÃajatollah Chomeini habe ich auÃer den Fernsehbildern unseren Besuch im Pariser Vorort Neauphle-le-Château in Erinnerung, kurz vor oder nach Neujahr 1979. Ich war gerade elf geworden, hatte Weihnachtsferien und eiferte zum letzten Mal dem Vater nach, der lange und laute Reden auf allen Familien- und Freundesrunden hielt, Briefe an die Siegener Lokalpresse schickte, Broschüren über den Folterapparat des Schahs an die Kunden seines Teppichgeschäfts verteilte, von denen er viele deswegen verlor, sich mit Nachbarn anlegte, die Zweifel anmeldeten oder ihn verhöhnten, wie ich von deren Kindern erfuhr, und deswegen nur Imperialisten sein konnten. Meine älteren Brüder und meine Mutter, die mit nach Paris fuhren, waren zurückhaltender, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, aber dennoch für die Revolution, natürlich, weil meiner Erinnerung nach alle für die Revolution waren, selbst GroÃvater zunächst. Erst Monate später erfuhr ich von der Möglichkeit, die Revolution ablehnen zu können, da hatte ich meinen Kinderglauben noch längst nicht verloren. Bis heute ist es mir peinlich, daà ich nach der Rückkehr aus Paris ein Photo von Chomeini an die Wand heftete, GroÃajatollah Chomeini zwischen den Tierpostern oder vielleicht schon zwischen den Kunstdrucken von DalÃ; ich weià nicht mehr, wann genau der Surrealismus die Naturwelt ablöste. Ein Freund, der mich gerade dieser Tage nach vielen Jahren anrief, weil er Vater geworden ist, zielte einmal mit einem Ball oder einem Pfeil auf GroÃajatollah Chomeini und sollte sich noch lange darüber lustig machen, wie sehr ich mich darüber aufregte. Mein Ãrger über seinen Wurf wurde später von der Scham
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