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Deutschland â die Satire noch nicht kannte, damit der greise GroÃajatollah sie zum besten gab: Den neuen Nabawi müssen Sie gesehen haben.
Leider habe ich die Satire nicht im Internet gefunden und kann mir daher nicht mehr in die Erinnerung zurückrufen, was an den Banknoten oder deren Kommentierung so witzig war. Ich weià nur, daà der greise, ungebrochene, unter dem Schah gefolterte, von Chomeini als Nachfolger abgesetzte, eben erst aus dem Hausarrest befreite Montazeri, früher Lehrer und später Dorn im Auge der heutigen Staatstheologen, die fast alle in seinem Seminar saÃen, ich weià nur und werde nie vergessen, wie der GroÃajatollah aus der Zeitungssatire eine Show machte, bei der sich die ehrwürdigen Kollegen, die mutigen Schüler und wir zwei viel jüngeren Laien aus Deutschland vor Lachen buchstäblich kringelten. Er hatte sich jede Note auf ein einzelnes, DIN A4 groÃes Blatt drucken lassen, und wie late night die Unterhalter im Fernsehen, die auch immer hinter einem groÃen Schreibtisch sitzen, kündigte er eine Pointe nach der anderen an, den machttrunkenen Revolutionsführer, seinen windigen Rivalen, den zaudernden Reformer und noch einige andere, und nach jeder Ankündigung tat er für eine Kunstpause so, als müsse er das Blatt im Stapel noch suchen, bevor er mit einer letzten, bissigen Bemerkung die Banknote hervorholte und triumphierend in die Höhe hielt.
Man muà sich vor Augen halten, daà Montazeri anders als die Unterhalter im Fernsehen, die meist hochgewachsen und elegant gekleidet sind, von äuÃerst kleiner Statur war und eine Pyjamahose zum weiÃen Stehkragenhemd trug, dazu eine viel zu groÃe Kunststoffbrille und auf dem Kopf die schlichte Kappe des Mekkapilgers â den Turban hatten ihm seine früheren Schüler verboten â, man muà sich das verschmitzte, aber auch sanftmütige, erkennbar bäuerliche Gesicht mit der nach auÃen gekehrten Unterlippe vorstellen, über das in Iran so viele Witze kursierten, als er noch designierter Revolutionsführer gewesen, man muà die helle, krächzende Stimme im Ohr haben und den mir so vertrauten Singsang des Dialekts aus der Gegend von Isfahan mit seinen hochgezogenen Endsilben, der selbst ernsten Bemerkungen etwas Keckes verleiht, als seien sie so ernst auch wieder nicht gemeint â und was erst, wenn man in diesem Singsang SpäÃe treibt â, man muà sich den Schrecken der Revolution in ihrem sechsundzwanzigsten Jahr vergegenwärtigen, alle kritischen Zeitungen verboten, schon wieder Hunderte Oppositionelle verhaftet, die Hoffnungen auf Reformen begraben, die Staatsgewalt mit Polizisten und Geheimdienstagenten auch rund um Montazeris Haus postiert, man muà sich bewuÃtmachen, bei wem und wo wir uns befanden, in der heiligen Stadt Ghom, in der Islamischen Republik Iran, bei keinem anderen als dem verfemten, widerständigen GroÃajatollah Hossein Ali Montazeri, um zu begreifen, warum Prusten, Kichern, Gelächtersalven, Schenkelklopfen, Klatschen und seufzendes Atemholen den Raum erfüllten. Ebrahim Nabawis Satire war bestimmt lustig, Montazeris Komödiantik bühnenreif â aber die Unbeschwertheit des Augenblicks verdankte sich auch der Schwere des historischen und dem BewuÃtsein des religiösen Moments: Die drauÃen haben Macht nur in dieser Welt, haben Macht nur eine bestimmte Zeit. Gott ist gröÃer.
Zwei Abende zappte ich wie benommen zwischen den persischsprachigen Fernsehsendern der BBC und von Voice of America hin und her, ohne mir recht klarmachen zu können, worin für mich persönlich die Bedeutung dieses Mannes lag, der doch nicht in dem Sinne meine »Quelle der Nachahmung« war, daà ich seine theologischen Anweisungen strikt befolgt hätte. Auf BBC sahen wir Abdollah Nuri, den abgesetzten Innenminister, der auf die Frage, wie groà der Verlust sei, hemmungslos zu weinen anfing. Das verstand ich. Bei Voice of America war ein Herr Borgheà zu Gast, selbst Sohn eines GroÃajatollahs, ein schon älterer Herr mit dem Kinnbart der religiösen Intellektuellen, der mich plötzlich aufmerken lieÃ, indem er genau das aussprach, was ich für mich persönlich, den in Deutschland geborenen Sohn frommer iranischer Auswanderer, als wahr empfand. Herr Borgheà redete anders als Abdollah Nuri in völliger Regungslosigkeit, saà auf seinem Bürostuhl, die Hände auf dem
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