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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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dass sie als Übersetzerin und gelegentlich auch als Dolmetscherin arbeitet.«
    Björns Worte ließen Erinnerungen lebendig werden an lange Winterabende, an denen Caroline mit ihm für die Abschlussprüfungen in Französisch gepaukt hatte; sie war sprachbegabt gewesen, vielleicht, weil sie zweisprachig mit Deutsch und Schwedisch aufgewachsen war. Ulf unterdrückte ein Seufzen. Er hatte gehofft, von Björn einen Hinweis zu erhalten, warum sie ausgerechnet jetzt hier aufgetaucht war. Es scheint etwas passiert zu sein. Etwas, was sie belastet. Es gab vermutlich nur einen Weg, das herauszufinden.
    »Du hast gesagt, sie möchte mit mir reden«, schlug Ulf den Bogen zurück zum Beginn ihres Gesprächs.
    Björn zog einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Jacke, die über der Stuhllehne hing. Dann nahm er sich einen Bierdeckel, schrieb eine Telefonnummer darauf und reichte ihn Ulf. »Ruf sie an.«
    Ulf warf einen kurzen Blick darauf. Es war eine schwedische Mobilnummer. »Jetzt?«, fragte er.
    »Warum nicht?«
    Ulf drehte den Bierdeckel in seinen Fingern und sah auf die Uhr hinter dem Tresen. Björn hatte recht. So spät war es noch nicht. Warum bis morgen warten? »Gut«, sagte er und griff nach seiner Jacke. »Ich komme gleich wieder rein.«
    Draußen schlug ihm die Kälte ins Gesicht, und er schnappte nach Luft. Es war hier so still, dass er meinte, sein Herz schlagen zu hören. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Wolkendecke war aufgerissen, und der Neuschnee lag leicht und weiß auf allem und funkelte im Licht des zunehmenden Mondes. Ulf zog sein Telefon aus der Jacke und gab die Nummer ein.
    »Hallo«, meldete sich Caroline nach zweimaligem Klingeln.
    »Hej, ich bin es, Ulf.«
    Einen Moment war Stille, und er dachte schon, die Verbindung wäre unterbrochen. »Ulf«, sagte sie dann jedoch, »schön, dass du anrufst.«
    Er war sich sicher gewesen, seine Gefühle unter Kontrolle zu haben, doch die Art, wie sie seinen Namen aussprach, und der Klang ihrer Stimme, die sich kaum verändert hatte, gingen ihm durch und durch. »Hast du etwas dagegen, wenn ich gleich noch einmal bei dir vorbeikomme?«, fragte er und hoffte nur, dass sie nicht hörte, wie berührt er war.
    »Ich würde mich freuen«, sagte sie schlicht.
    Mit einem nervösen Gefühl in der Magengegend ließ er das Telefon wieder in seine Tasche gleiten.

8.
    I ch würde mich freuen. Es war ihr so leicht über die Lippen gekommen. Sie fuhr mit der Hand über die Wolldecke neben sich auf dem alten Ledersofa und glättete abwesend die langen Fasern. Das Feuer im Kamin warf tanzende Schatten durch den Raum und über die unzähligen Bücher an den Wänden, zu ihren Füßen lag der Hund und atmete tief und schwer in seinen Träumen.
    Wie begegnete man einem Mann, den man vor so vielen Jahren an einer Tankstelle ohne Erklärung verlassen hatte? Was erwartete er? Warum war er hier? Nachdem er überstürzt und ohne ein Wort davongerast war, hatte sie Angst bekommen. Sie war ins Haus gerannt und hatte Björn angerufen. Er hatte versucht, sie zu beruhigen, aber sie hatte die Sorge zwischen den Worten gespürt und das Drängen in seiner Stimme, das Gespräch mit ihr zu beenden, um Ulf zu erreichen. Ulf, der sich nicht verändert hatte, der noch immer rücksichtslos sich selbst und seinem Leben gegenüber war. Mit klammen Fingern hatte sie sich nach diesem kurzen Telefonat aus ihrer Kleidung geschält, hatte Winterjacke, Schneehose und Schal zusammen mit der übrigen Wäsche auf einem Haufen in der Küche liegen lassen, war ins Bad gegangen und hatte sich eingeredet, dass es allein der Stunde zu schulden war, die sie in eisiger Kälte unten am See verbracht hatte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie unter der Dusche gestanden hatte, sich mit geschlossenen Augen das heiße Wasser über Kopf und Körper laufen ließ, bis sie endlich ruhiger geworden war.
    Ihre Gedanken hatten sich nur um Ulf gedreht. Ihm gegenüberzustehen, ihn leibhaftig zu sehen, hatte eine Flut von Bildern ausgelöst. Lang zurückliegende Eindrücke waren wie Blitzlichter durch ihr Gedächtnis gezuckt, ähnlich wie beim flüchtigen Durchblättern eines Fotoalbums. Ihre Sehnsüchte, die sie über die Jahre nie zugelassen, die sie bekämpft und sich nicht eingestanden hatte, waren aufgeflammt wie ein Feuer, das plötzlich den nötigen Sauerstoff erhielt.
    Caroline nahm die Wolldecke und legte sie sich über die Schultern. Schon als Kind hatte sie sich darin

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