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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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er sich so weit beruhigt hatte, doch schließlich startete er den Motor und wählte gleichzeitig Björns Nummer. »Du hast versucht, mich zu erreichen«, sagte er, als Björn das Gespräch annahm.
    »Ja, ich muss mit dir sprechen, wo steckst du?«
    »Ich bin auf dem Rückweg von Sveg«, log Ulf.
    »Können wir uns treffen?«
    Ulf lenkte den Wagen zurück auf die Straße. Es wurde bereits dunkel. »Etwa in einer Stunde werde da ich sein. Reserviere uns schon einmal einen Platz im Fjällkrogen. «

    Der Schneefall wurde dichter, und er brauchte länger für die Strecke, als er geplant hatte. Er schaltete das Radio ein in der Hoffnung auf Ablenkung, aber schon nach wenigen Minuten gingen ihm die aufgeregten Stimmen der Moderatoren auf die Nerven, so dass er wieder abschaltete.
    Inzwischen erschien ihm Björns Rat, nach Stockholm zurückzufahren und die Vergangenheit ruhen zu lassen, nicht mehr so abwegig. Die unerwartete Wut, die er bei der Begegnung mit Caroline verspürt hatte, hatte ihm zu denken gegeben und ihn an seinen Großvater erinnert. Der alte Mann hatte zu wahren Tobsuchtsanfällen geneigt, und in der ganzen Familie war Maybrit die Einzige gewesen, die in solchen Momenten Zugang zu ihm gefunden hatte – selbst als sie noch ein Kind war. Wenn er seiner Enkelin ansichtig wurde, hatte der alte Bär, wie sie ihn genannt hatten, Spuren von Sanftmut gezeigt und sich gezügelt, weil er wusste, dass sie Angst vor lauten Stimmen und heftigen Ausbrüchen hatte. Ulf hatte Maybrit um diese Nähe zu ihrem gemeinsamen Großvater manchmal beneidet, denn der alte Mann war ein Meister im Geschichtenerzählen gewesen und hatte Härjedalen wie seine Westentasche gekannt. Den Söhnen hatte er sein ungezügeltes Temperament nicht vererbt, aber Ulf wusste wohl, dass er selbst nicht davor gefeit war. Schon als Jugendlicher war die Veranlagung bei ihm durchgebrochen, als Erwachsener war es schlimmer geworden und eines Tages während der Jagd nach einem flüchtigen Raubmörder völlig eskaliert. Der Mann hatte zwei Kinder als Geiseln genommen und drohte, sie mit Handgranaten in die Luft zu sprengen, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden. Ulf hatte die Kinder gerettet, den Mann jedoch in blinder Wut erschossen. Er hatte es allein der Solidarität und dem Schweigen seiner Kollegen zu verdanken, dass er nicht vom Dienst suspendiert worden war. Håkan hatte ihn allerdings gezwungen, eine Therapie zu machen. Seither hatte Ulf sich besser unter Kontrolle, da er sich der Warnzeichen bewusst war und die Mechanismen kannte. Doch er war sich im Klaren darüber, dass es Situationen gab, in denen dieses Wissen nichts nützte. So wie heute bei der Begegnung mit Caroline.

    Er erreichte die ersten Häuser im Tal. Es schneite noch immer, und seine Augen brannten von der schlechten Sicht. Der Fjällkrogen war hell erleuchtet, und durch eins der Fenster konnte Ulf Björn sehen, der gerade angekommen war und mit einer der Serviererinnen flirtete. Ulf parkte den Wagen vor dem Fenster und beobachtete, wie Björn auflachte. Er beugte sich vor, legte eine Hand auf den Oberarm der Bedienung und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie ihn so unmissverständlich ansah, dass kein Zweifel darüber bestand, was sie am liebsten mit ihm machen würde. Sie war jünger als er. Bestimmt zwanzig Jahre. Ulf schüttelte belustigt den Kopf. Björn hatte schon immer diese Wirkung auf Frauen besessen. Sie definierte sich als eine perfekte Mischung aus jungenhaftem Charme, eisblauen Augen und ungekämmtem rotblonden Haar.
    Seufzend stieg Ulf aus dem Wagen. Als er schon auf dem Weg die Treppe hinauf zum Restaurant war, drückte er die Fernbedienung für die Zentralverriegelung, doch beim Klacken der Schlösser hielt er plötzlich inne. War jemals etwas zwischen Björn und Caroline gewesen? War heute etwas zwischen ihnen? Sie hatten sich getroffen. Mehrfach. Hatte ihm Björn deshalb vorgeschlagen, nach Stockholm zurückzufahren? Nein. Das war abwegig. Und selbst wenn es so wäre, wäre es nicht seine Angelegenheit.
    Seiner Wut auf Caroline war eine ebenso überraschende Ernüchterung gefolgt, die er gerne schon in Stockholm erfahren hätte. Dann wäre er jetzt nicht hier. Was zwischen Caroline und ihm gewesen war, war seit fast drei Jahrzehnten vorbei. Er hatte es in dem Moment begriffen, als er ihr gegenübergestanden hatte. Sie hatten beide ihr Leben gelebt in der Zwischenzeit, und er war einem Phantom nachgejagt, einer Erinnerung. Die verlorene Zeit ließ

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