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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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sich nicht zurückholen, und seine Wut hatte sich aus diesem Grund auch gegen sich selbst gerichtet.
    Er stieg die letzten Stufen zum Eingang des Fjällkrogen empor und stieß die Tür auf. Wärme, Musik und Stimmengewirr strömten ihm aus dem großen rustikalen Raum entgegen. Über dem Tresen hing ein ausgestopfter Bärenkopf, daneben über Kreuz zwei alte Jagdgewehre und Schultertaschen aus Leder, wie die Jäger sie früher mit sich geführt hatten. Er winkte dem Wirt, bestellte ein Bier und steuerte den Eckplatz an, den Björn für sie ausgesucht hatte. Er hatte gerade seine Jacke ausgezogen, als die Kellnerin auch schon die Getränke vor ihnen abstellte.
    Björn prostete ihm zu, und Ulf setzte an. Das Bier war eiskalt, so wie er es am liebsten mochte. Er trank sein Glas mit einem Zug fast zu zwei Dritteln leer.
    Björn betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Ist das die Essenz deines Besuchs bei Caroline?«
    »Woher weißt du, dass ich bei ihr war?«
    »Sie hat mich angerufen.«
    Darauf trank Ulf auch den Rest aus. Als er das leere Glas auf dem blankgescheuerten Holztisch abstellte, griff Björn über den Tisch hinweg nach seinem Arm. »Was ist passiert?«
    Ulf schüttelte den Kopf und gab dem Wirt ein Zeichen für ein weiteres Bier.
    »Du wirst dich hier jetzt nicht betrinken«, warnte Björn ihn mit leiser Stimme.
    Ulf betrachtete ihn spöttisch. »Nenn mir einen Grund, warum ich es nicht tun sollte.«
    »Wir müssen reden.«
    »Das kann ich auch, wenn ich getrunken habe.« Tief in seinem Inneren war noch immer genug Wut übrig, um Unheil anzurichten. Er spürte, wie sie brodelte und kochte. Alkohol war von jeher das beste Sedativum für ihn gewesen.
    Björn ließ nicht locker. »Caroline war ziemlich verstört.«
    »Sie hat keinen Grund dafür. Wir haben kein Wort miteinander gewechselt.«
    »Deswegen wahrscheinlich.«
    Ulf ballte die Faust, bremste sich aber. »Verdammt, Björn«, stieß er hervor. »Ja, du hattest recht, wenn es das ist, was du hören willst. Es war ein Fehler hierherzukommen, um sie nach all den Jahren endlich wiederzusehen. Ich hab das in dem Moment begriffen, als ich vor ihr stand.«
    »Du bist ausgerastet«, mutmaßte Björn.
    Ulf nickte wortlos.
    »Okay, ich verstehe. Sie würde dennoch gern mit dir reden.«
    Björns Ruhe wirkte besänftigend. Ulf fuhr sich über das Kinn. Er war nicht gekommen, um zu streiten. »Hat sie gesagt, worum es geht?«
    »Nein, sie hat gar nichts gesagt.«
    Ulf starrte auf sein Bierglas. »Wie ist sie heute?«, erkundigte er sich dann vorsichtig. »Hat sie sich verändert?«
    Björn antwortete nicht gleich. »Sie ist reifer als früher, kontrollierter«, sagte er schließlich, »aber wer von uns ist das nicht?«
    »Und sonst?«
    Björn zuckte mit den Schultern, aber es lag ein Zögern in seiner Bewegung, die Ulf aufmerken ließ. Als Kriminalbeamter wusste er die Körpersprache seiner Gesprächspartner zu deuten. Schweigend wartete er ab.
    »Es scheint etwas passiert zu sein«, sagte Björn schließlich. »Etwas, was sie belastet. Aber sie spricht nicht darüber.«
    »Das hat sie noch nie getan«, erinnerte Ulf ihn.
    »Das stimmt, sie hat die wichtigen Entscheidungen immer mit sich ausgemacht.«
    »Und warum ist sie nach all der Zeit hergekommen? Ausgerechnet hierher?«
    Björn verzog schmerzlich berührt das Gesicht. »Sie sagte, jetzt, da sie zurück ist, begreift sie erst, wonach sie in den vergangenen Jahrzehnten gesucht hat.« Er schüttelte den Kopf. »Was für eine entsetzliche Vorstellung.«
    Ulf schluckte. Es waren nur Bruchstücke, flüchtige Impressionen, die Björn ihm gab, aber sie reichten, um zu begreifen, dass Caroline sich nicht verändert hatte, dass tief in ihrem Inneren dieselbe Frau lebte, die er einmal abgöttisch geliebt hatte. Er verdrängte den Gedanken. »Hat sie erzählt, was sie in all den Jahren gemacht hat?«
    »Wenig. Zu wenig, um sich ein Bild zu machen.«
    »Sie war in Hamburg, oder?«
    Björn sah ihn scharf an. »Woher weißt du das?«
    Ulf biss sich auf die Lippe. Er war ein Idiot. »Hast du nicht gesagt, ihr Freund ist ihr von dort nachgereist?«, rettete er sich aus der Affäre.
    »Habe ich das? Kann sein.« Björn runzelte die Stirn. »Sie war zumindest die letzten Jahre in Hamburg. Vorher ist sie ziemlich viel in der Welt herumgekommen.«
    »Das muss man sich leisten können.«
    »Das habe ich auch zu ihr gesagt, aber ihr Beruf hat es wohl möglich gemacht.«
    »Zumindest darüber hat sie also gesprochen.«
    »Ich weiß nur,

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