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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Band spielte wie angekündigt Coversongs, und sie tanzten zu Katmandu von Bob Seger. Björn sang den Refrain lauthals mit, während er Caroline um sich herumwirbelte. Völlig außer Atem fiel sie mit dem letzten Gitarrenakkord in seinen Arm. Das nächste Stück war ruhiger, und Björn zog sie an sich. Sie ließ es geschehen, spürte seinen Körper an ihrem und ließ sich von ihm über die Tanzfläche führen. Björn war schon immer ein guter Tänzer gewesen. Vielleicht lag es daran, dass er früher selbst Musik gemacht und den Rhythmus im Blut hatte.
    »Du bist nach wie vor der attraktivste Mann, den ich kenne«, fasste sie ihre Gedanken in Worte. »Wie bist du in all den Jahren den Frauen entkommen?«
    Sie spürte sein Lachen mehr, als dass sie es hörte. Er schob sie ein wenig von sich und sah ihr in die Augen. »Die einzige Frau, die ich wollte, war vergeben«, gestand er. »Und mein trotziger Versuch, es dennoch mit der Ehe auszuprobieren, ist … nun ja, du kennst die Geschichte … kläglich gescheitert.«
    »Bist du darüber hinweg?«, fragte sie.
    Seine Schritte wurden kleiner, und sie wiegten sich nahezu auf der Stelle im Takt der Musik. »Meine Ehe habe ich abgehakt«, antwortete er, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Ansonsten lebe ich nach dem Prinzip Hoffnung.«
    Müdigkeit und Alkohol wuchsen zu einer gefährlichen Mischung zusammen und verursachten eine merkwürdige Leichtigkeit in Carolines Kopf. Sie wollte ihn küssen, sich einfach fallen und den Dingen ihren Lauf lassen. Spielerisch berührte sie seine Wange, spürte den Bartansatz unter ihren Fingern, die Wärme seiner Haut. Sie würden glücklich miteinander sein, sie waren aus demselben Holz.
    Die Musik verklang.
    Björns Hände verharrten auf ihren Hüften. Caroline lächelte ihn an, trat einen Schritt zurück und nahm seine Hände kurz in die ihren, bevor sie sich abwandte und zum Tisch ging.
    Björn folgte ihr, ohne dass ihm anzumerken war, was ihn bewegte. Zurück am Tisch, schob er ihr gentlemanlike den Stuhl zurecht und wandte sich dann Maybrit zu, um sie um den nächsten Tanz zu bitten.

12.
    W as war das eben?«, fragte Maybrit, sobald sie außer Hörweite waren. »Es sah ganz so aus, als wollte sie dich küssen.«
    Björn umfasste Maybrits Taille und zog sie für den nächsten Tanz in seinen Arm. »Bist du etwa eifersüchtig?«
    »Vergeude deinen Charme nicht an mich«, wies sie ihn zurecht. »Du hättest die Situation ausnutzen sollen.«
    »Es hat noch nie Sinn gemacht, Lilli zu bedrängen«, erinnerte er sie.
    Sie seufzte. Natürlich hatte er recht. Caroline war eigen. Sie ließ sich nicht drängen, und es war nahezu unmöglich zu deuten, was in ihr vorging. Sie war nicht immer so gewesen. Maybrit erinnerte sich, dass sie sich, scheu und zurückhaltend, wie sie war, von Carolines offener, impulsiver Art angezogen gefühlt hatte wie ein Nachtfalter vom Licht. Caroline hatte ihre Gefühle auf der Zunge getragen und aus ihrer Meinung nie einen Hehl gemacht. Sie hatte ihre Freude und ihre Trauer mit allen geteilt und war auf charmante Art gleichzeitig unberechenbar gewesen. Dieselbe Anziehungskraft wie auf Maybrit hatte Caroline auf Ulf ausgeübt, der von jeher fasziniert gewesen war von ihrem Temperament und der Art, wie sie das Leben umarmte. Mit dem Übergang zum Erwachsenwerden war aus dieser Faszination eine gefährliche Leidenschaft erwachsen, doch Caroline hatte sich nie besitzen lassen, war immer flüchtig geblieben, immer ihre eigenen Wege gegangen. Bis zum unerwarteten Tod ihrer Eltern. Wenn auch nur einer von ihnen damals begriffen hätte, was mit Caroline geschah, hätte sich vieles vielleicht anders entwickelt.
    »Ist dir eigentlich klar, dass wir heute noch für die Fehler bezahlen, die wir damals gemacht haben?«, fragte sie Björn und blickte über seine Schulter zu dem Tisch, an dem Caroline und Ulf sich gegenübersaßen wie zwei Fremde. »Es macht mich krank zu sehen, wie sie sich anschweigen.«
    »Wir waren jung und unerfahren«, erwiderte er. »Du solltest dir deswegen keine Vorwürfe machen.«
    Er hatte leicht reden. Sie hatte sich jahrelang Vorwürfe gemacht. Sie hatte ihren Eltern Vorwürfe gemacht, die ebenso untätig gewesen waren, obwohl sie als Erwachsene es hätten besser wissen müssen. Zumindest hatte sie das in jenen Tagen gedacht. Später, viel später, hatte sie begriffen, dass sie alle mit der Situation überfordert gewesen waren. Sie sah Björn an. »Du hast Lilli damals gefunden, nicht wahr?«
    Er

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