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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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hielt. If I should stumble … Aber er war wie paralysiert. Catch my fall … Wie oft hatten sie sich zu diesem Song geliebt? Unvermittelt war alles wieder da: der Geschmack ihrer Haut und das Muttermal auf der Innenseite ihres Oberschenkels, der Druck ihrer Hände auf seinem Körper … Sein Griff um Caroline lockerte sich. Sie trat einen Schritt zurück, und ihre Blicke trafen sich. Fühlte sie genauso? Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders, wandte sich ab und rannte zurück zum Tisch, wo Björn und Maybrit die Szene verfolgten. Caroline griff nach ihrer Jacke und ihrem Schal. Björn wollte ihr nach, als sie zum Ausgang eilte, doch Maybrit hielt ihn zurück. Ulf stand noch immer auf der Tanzfläche, bunte Lichter kreisten um ihn, tanzende Paare rempelten ihn an, während er versuchte, den Ausdruck zu deuten, der in Carolines Augen gelegen hatte, bevor sie gegangen war.
    »Was hat sie vor?«, fragte er, sobald er zurück am Tisch war.
    »Sie wollte nach Hause«, erwiderte Maybrit.
    »Zu Fuß?«
    Seine Cousine nickte.
    »Das ist leichtsinnig. Sie ist nicht warm genug angezogen für den langen Weg.« Er griff nach den Autoschlüsseln, die auf dem Tisch lagen, doch Maybrit legte ihre Hand darauf. »Du hast zu viel getrunken.«
    »Ich war noch nie so nüchtern, Maybrit.«
    »Du solltest hierbleiben«, mischte sich nun auch Björn ein.
    »So wie du?«

    Dunkelheit und Kälte fielen auf ihn herab, als er das Lokal verließ. Natürlich hatte Maybrit recht. Er durfte nicht mehr fahren, aber wer kontrollierte das hier draußen in der Einöde? Er holte Caroline am Dorfausgang ein. Er bemerkte sie erst, als sie in einen der Lichtkegel trat, die die Straßenlaternen in großen Abständen warfen. Sie trug nur ihre Jeans, die gegen die eisige Kälte keinen Schutz boten, und eine Daunenjacke, in deren Taschen sie ihre Hände mangels Handschuhen vergraben hatte. Warum hatten Björn und Maybrit sie nicht davon abgehalten? Sie beschleunigte ihre Schritte, als er seinen Wagen neben ihr ausrollen ließ und das Seitenfenster öffnete. »Lilli steig ein, ich fahre dich nach Hause.«
    Sie ignorierte ihn.
    »Lilli, verdammt, es ist zu kalt …«
    Er hielt an, ließ den Wagen mit laufendem Motor stehen und rannte ihr nach. Nach wenigen Metern war er bei ihr und hielt sie am Arm fest. »Lilli, sei vernünftig. Du kannst nicht zehn Kilometer in dieser Aufmachung zurücklegen. Nicht bei der Kälte.«
    Als sie sich endlich zu ihm umwandte, sah er, dass sie weinte. »Hör auf, dich um mich zu kümmern«, stieß sie hervor. »Wir können die Vergangenheit nicht wieder lebendig machen. Was zwischen uns war, ist vorbei. Es wird nie wieder so sein wie früher.«
    »Weinst du deswegen?«
    »Ich habe gerade das Wertvollste in meinem Leben verloren. Ich will nicht auch noch alles andere verlieren. Ich hätte nie zurückkommen dürfen. Ich begreife jetzt, was mich all die Jahre abgehalten hat. Alles verblasst, die alten Bilder, die Erinnerungen …«
    Es war das ehrlichste Eingeständnis ihrer Gefühle, seit sie sich wieder begegnet waren. Sie riss sich von ihm los und setzte ihren Weg fort.
    »Lilli …«, rief er ihr hinterher. »Ich fahre morgen früh zurück nach Stockholm.«
    Sie blieb abrupt stehen. Mit einigen wenigen Schritten hatte er sie eingeholt. »Bitte, lass mich dich nach Hause fahren.«
    »Nach Hause«, wiederholte sie sarkastisch. Die Bitterkeit in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel, dass diese zwei Wörter keine Bedeutung mehr für sie hatten. Aber sie folgte ihm zum Wagen.
    Sie sprach den ganzen Weg nicht, bis sie in die Einfahrt zu ihrem Grundstück einbogen.
    Das Haus lag im Dunkeln. Nur der Schein des fast vollen Mondes spiegelte sich in den Fenstern, und der Schnee funkelte im Licht der Autoscheinwerfer, als hätte jemand Millionen winziger Edelsteine darauf verteilt.
    »Siehst du den Sternenstaub?«, fragte er.
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und lächelte matt. »Sternenstaub«, wiederholte sie leise. »So haben wir es immer genannt. Er funkelt nur, wenn es kalt genug ist, nicht wahr?«
    »Funkelt der Schnee in Hamburg nicht?«
    »In Hamburg liegt nur sehr selten Schnee, und meist ist er grau und hässlich.«
    »So wie in Stockholm.«
    Sie machte keine Anstalten auszusteigen.
    »Du fährst morgen?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er nickte und wartete, sicher, dass noch etwas kommen würde, und er wurde nicht enttäuscht und gleichzeitig doch, denn ihre nächste Frage

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