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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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sesshaft zu werden, gescheitert ist.«
    Und dann glaubst du, dass du hierbleiben wirst?, meinte sie in Ulfs Miene zu lesen, aber vielleicht interpretierte sie ihn falsch, denn er sagte nichts weiter dazu als: »Wollen wir unsere tiefenpsychologischen Betrachtungen zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen? Wenn wir noch ein paar Abfahrten machen wollen, sollten wir uns beeilen.«
    »Ich habe für uns im Fjällkrogen schon einen Tisch für heute Abend reserviert«, bekannte Björn. »Maybrit hat auch zugesagt.«
    Caroline schüttelte den Kopf. Das ging alles zu schnell. Ein verstohlener Seitenblick zu Ulf offenbarte ihr, dass auch er sich überrumpelt fühlte. »Ich bin wirklich müde. Ich würde lieber früh ins Bett gehen«, wandte sie ein.
    Aber Björn ließ sich nicht so leicht von seiner Idee abbringen. »So ein Quatsch«, erwiderte er. »Die Lifte schließen um vier. So lange fahren wir sowieso nicht mehr. Der Himmel zieht sich langsam zu, und die Sicht wird spätestens um drei Uhr nicht mehr gut sein. Dann fahre ich dich nach Hause, du duschst und legst dich für ein oder zwei Stunden schlafen, und gegen halb acht hole ich dich wieder ab.« Er nahm seine Handschuhe und die Skibrille vom Tisch.
    »Hör zu«, begann Ulf, »vielleicht sollten wir …«
    Doch Björn schnitt ihm das Wort ab. »Mir zuliebe«, sagte er bittend.
    Ulf seufzte, sagte dann aber zu, und Caroline schloss sich ihm an.
    Sie sah ihm nach, als er vor ihr das Restaurant verließ und seine schwarze Wollmütze aufsetzte, die sie plötzlich an den norwegischen Fischer denken ließ. Ulf war Kriminalbeamter geworden? Ausgerechnet Ulf. Es gelang ihr nicht, die Beklemmung zu ignorieren, die sie bei diesem Gedanken überkam. Warum nur war er gerade jetzt ins Tal zurückgekehrt? Welche Überraschung würde sie als Nächstes erwarten?
    *
    Björn hielt Wort und brachte sie nach Hause. Als sie ihre Skiausrüstung abgegeben hatte, dämmerte es bereits, und bis sie das Haus erreichten, war die Dunkelheit vollständig hereingebrochen. An der Tür hing ein Zettel. Der Tankstellenpächter hatte ihn auf dem Nachhauseweg dort angebracht. Es war nur eine kurze Mitteilung: Deine Tante hat angerufen. Sie hatte versäumt, Andra zu informieren, dass sie sich vor wenigen Tagen ein Mobiltelefon in Sveg gekauft hatte.
    Caroline starrte auf den Zettel, auf die schnell dahingeschriebenen Buchstaben, und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob ihre Tante einen sechsten Sinn besaß. Nur wenige Stunden, nachdem Caroline die Nachricht von Liannes Tod erhalten hatte, hatte Andra sie angerufen, obwohl sie wochenlang keinen Kontakt gehabt hatten. Natürlich konnte es sich um einen Zufall handeln, aber manchmal hatte Caroline das Gefühl, dass sie mehr mit ihrer Tante verband als nur die familiären Beziehungen. Sie riss den Zettel von der Tür ab, bevor Björn ihn sehen konnte, und ließ den Hund hinaus.
    »Kann ich dich allein lassen?«, fragte Björn.
    »Ja, selbstverständlich«, erwiderte sie und schaltete das Flurlicht ein. »Vielen Dank für diesen wunderbaren Tag.«
    »Er ist noch nicht zu Ende«, warnte er sie und warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich hole dich in dreieinhalb Stunden wieder ab.« Dann stieg er die Stufen hinunter und ging zu seinem Wagen zurück. »Mach dich hübsch!«, rief er ihr noch zu, bevor er einstieg und den Motor anließ. Mit sonorem Blubbern rollte der Pick-up auf die Straße.
    Caroline sah ihm kopfschüttelnd nach, dann rief sie den Hund und ging ins Haus. Andra war nach zweimaligem Klingeln am Apparat. »Schön, deine Stimme zu hören«, sagte sie.
    »Ist etwas?«, fragte Caroline.
    Andra wollte nicht gleich mit der Sprache heraus. »Ich hatte heute Nacht einen entsetzlichen Alptraum«, gestand sie schließlich. »Von dir und … na, es ist auch egal. Ich wollte nur hören, ob es dir gutgeht.«
    »Von mir und wem?«, hakte Caroline nach.
    Andra schwieg.
    »Bitte.«
    »Von dir und … Ulf.«
    Caroline ließ sich langsam auf den nächstgelegenen Stuhl sinken.
    »Caroline, bist du noch da?«
    »Ja«, antwortete sie leise. Ihr war plötzlich speiübel.
    »Was ist, Kind? Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.«
    Andra war siebenundachtzig. Caroline wollte sie nicht in Aufregung versetzen. »Es ist nichts, Andra. Ich bin nur ein wenig müde. Ich war heute den ganzen Tag Ski laufen mit Björn.«
    Sie hörte, wie ihre Tante erleichtert auflachte. »Dann bin ich ja beruhigt. Er hat früher immer schon gut auf dich aufgepasst. Und er ist sicher noch

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