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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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versuchen.«
    Ich erzähle ihr von der Wiedersehensfeier der alten Schulfreundinnen im Garrick’s Head eine Woche vor Christine Wheelers Tod. Sylvia Furness war auch dabei. Das Treffen wurde per E-Mail verabredet, aber die Person, die die Einladung angeblich verschickt hat, war drei Monate zuvor bei einem tragischen Fährunglück in Griechenland ertrunken. Der Versender der E-Mail hat in ihrem Namen ein Konto eröffnet oder hatte Zugang zu ihrem Passwort und ihrem Benutzernamen.
    »Das heißt, wir suchen nach Verwandten, Freunden, ihrem Ehemann …«
    »Ich würde mit dem Ehemann anfangen. Sie haben sich getrennt.
Sein Name ist Gideon Tyler. Möglicherweise ist er bei den britischen Streitkräften in Deutschland.«
    DI Cray will mehr wissen. Ich schildere unseren Besuch im Stoneleigh Manor, wo Bryan und Claudia Chambers hinter Sicherheitskameras, Bewegungsmeldern und Glasscherben auf der Mauerkrone leben wie Gefangene.
    »Gideon Tyler kannte beide Opfer. Sie waren Brautjungfern bei Helen Chambers’ Hochzeit.«
    »Was wissen Sie über dieses Fährunglück?«
    »Nur, was ich damals in der Zeitung gelesen habe.«
    DI Cray blinzelt mich träge an, als ob sie zu lange auf einen Punkt gestarrt hätte.
    »Okay, wir haben es mit einem Einzeltäter zu tun. Er wurde entweder in die Wohnungen der Opfer eingeladen oder ist eingebrochen. Er kannte Einzelheiten ihrer Garderobe, ihres Make-ups, wusste von Sylvias Handschellen. Er kannte ihre Telefonnummern und wusste, was für Autos sie fuhren. Er hat zufällige Treffen mit ihren Töchtern inszeniert, um an Informationen zu kommen. Sind wir uns so weit einig?«
    »So weit.«
    »Und derselbe Mann ist in das Haus der Wheelers eingebrochen und hat die Beileidskarten aufgerissen.«
    »Eine logische Vermutung.«
    »Er hat etwas gesucht.«
    »Oder jemanden.«
    »Sein nächstes Opfer?«
    »Diesen Schluss würde ich nicht automatisch ziehen, aber es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit.«
    Veronica Crays Miene verrät nichts. Gefühle wären so störend wie ein Muttermal oder ein nervöser Tick.
    »Ist diese Maureen Bracken in Gefahr?«
    »Durchaus möglich.«
    »Nun, ich kann sie nicht unter Polizeischutz stellen, solange es keine konkrete Drohung oder eindeutige Beweise dafür gibt, dass sie Ziel eines geplanten Verbrechens ist.«

    Ich habe keine konkreten Beweise, sondern nur eine Vermutung. Eine Theorie.
    DI Cray blickt zum Fernseher und drückt auf die Fernbedienung. Eine Nachrichtensendung beginnt. Bilder der Pressekonferenz flackern über den Bildschirm. Ich werde es mir nicht ansehen. Dabei gewesen zu sein war peinlich genug.
    Draußen ist der Tag vergangen. Meine Kleider und meine Gedanken fühlen sich an wie mit einer schmutzigen Folie überzogen. Ich bin müde. Des Redens. Der Leute. Müde, mir zu wünschen, dass die Dinge einen Sinn ergeben.
    Christine Wheeler und Sylvia Furness sind auch müde geworden. Es war, als hätte der Mörder einen Schnellvorlaufknopf gedrückt und ihnen Jahre ihres Lebens gestohlen, Jahrzehnte guter wie schlechter Erfahrungen. Er hat ihre Kraft verzehrt, ihren Widerstand, ihren Lebenswillen und dann zugesehen, wie sie gestorben sind.
    Julianne hatte recht. Die Toten bleiben tot, egal, was passiert. Das verstehe ich vom Kopf her, aber nicht in dem Hohlraum, der das Pochen in meiner Brust widerhallen lässt. Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht erfassen kann.

39
    Ich streiche über die aufgeschlagenen Seiten des Schuljahrbuchs. Freundinnen stehen hinter und neben ihr. Einige haben sich seit 1988 überhaupt nicht verändert. Andere sind fett geworden und haben ihre Haare gefärbt. Und nur ein oder zwei sind aufgeblüht wie späte Rosen inmitten von Unkraut.
    Überraschend viele sind in der Gegend geblieben. Haben geheiratet. Kinder bekommen. Sich scheiden lassen. Leben getrennt. Eine ist an Brustkrebs gestorben. Eine lebt in Neuseeland. Zwei wohnen zusammen.
    Der Fernseher läuft. Ich zappe mich durch die Sender, aber es gibt nichts Vernünftiges. Eine laufende Schlagzeile am unteren Bildrand weckt meine Aufmerksamkeit. Darin ist von einer Jagd nach einem Doppelmörder die Rede.
    Eine hübsche Plastikfrau liest die Nachrichten vor, den Blick leicht nach links gerichtet, wo wahrscheinlich der Teleprompter steht. Sie gibt an einen Reporter ab, der in eine Kamera spricht, weise nickend und mit der ganzen Aufrichtigkeit eines Arztes, der hinter seinem Rücken eine Spritze verbirgt.
    Dann wird in einen Konferenzsaal umgeschaltet. Die Bullenlesbe

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