Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
und der Seelenklempner sitzen nebeneinander wie Laurel und Hardy.
Sie reden mit Reportern. Die meisten Fragen werden von einem leitenden Polizeibeamten beantwortet, der wegen irgendwas schwer verkniffen ist. Ich drehe den Ton lauter.
»… dass wir es mit einem perversen Feigling zu tun haben, der sich schwache, verletzliche Opfer aussucht, weil er keine Frau kriegen oder festhalten kann oder als Kind nicht lange genug gestillt wurde.
Das Profil, das Professor O’Loughlin erstellt hat, besteht meiner Ansicht nach den Na-und?-Test nicht. Ja, wir suchen nach einem Mann aus der Gegend, zwischen dreißig und fünfzig, der zu unterschiedlichen Zeiten arbeitet und Frauen hasst. Das ist ziemlich offensichtlich, sollte man meinen. Dafür braucht es keine verdammte Wissenschaft.
Der Professor möchte, dass wir diesem Mann Respekt erweisen. Er möchte ihm mitfühlend und verständnisvoll die Hand entgegenstrecken. Das sehe ich anders. Dieser Täter ist Abschaum und wird allen Respekt, den er verdient, im Gefängnis bekommen, denn genau dort wird er landen …«
Der Medienzirkus endet im Tumult. Die Plastikfrau kündigt eine andere Geschichte an.
Wer sind diese Leute? Sie haben keine Ahnung, mit wem sie es zu tun haben und wozu ich fähig bin. Die denken, es ist ein Spiel. Die denken, ich bin ein blutiger Laie.
Ich kann durch Wände gehen.
Ich kann die Köpfe der Menschen öffnen.
Ich kann hören, wie Stifte einrasten und Zylinder sich drehen.
Klick ... klick... klick ...
40
Ich wache eingewickelt in meine Decke und mit einem Kopfkissen in der Hand auf. Ich habe verpasst, wie Julianne aufgewacht ist und sich angezogen hat. Ich mag es, ihr zuzusehen, wenn sie in Dämmerung und Kälte aufsteht und ihr Nachthemd über den Kopf zieht. Mein Blick wird von ihren kleinen braunen Brustwarzen und der Mulde in ihrem Kreuz direkt über dem Gummizug ihres Slips angezogen.
Heute Morgen ist sie schon unten und macht Frühstück für die Mädchen. Von draußen dringen andere Geräusche an mein Ohr - ein Traktor auf der Straße, ein bellender Hund, Mrs. Nutall, die ihre Katzen ruft. Ich ziehe die Vorhänge auf und begutachte den Tag. Blauer Himmel. Hohe Wolken.
Auf dem Friedhof steht ein Mann und betrachtet die Grabsteine. Er wischt sich die Augen und hat eine kleine Vase mit Blumen in der Hand. Vielleicht hat er seine Ehefrau, seine Mutter oder seinen Vater verloren. Heute ist vielleicht ein Jubiläum oder ein Geburtstag. Er bückt sich, gräbt eine kleine Kuhle, stellt die Vase hinein und schichtet Erde darum.
Manchmal frage ich mich, ob ich mit den Mädchen zu einem Gottesdienst gehen sollte. Ich bin nicht besonders religiös, aber ich fände es schön, wenn sie ein Gespür für das Unbekannte bekämen. Ich möchte nicht, dass sie von Wahrheit und Gewissheit zu besessen sind.
Ich ziehe mich an und gehe nach unten. Charlie sitzt in ihrer Schuluniform in der Küche. Ein paar weiche Strähnen haben sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und rahmen ihr Gesicht.
»Ist der Frühstücksspeck für mich?«, frage ich und nehme einen Streifen.
»Meiner ist es nicht. Ich esse keinen Speck«, sagt Charlie.
»Seit wann?«
»Seit ewig.«
Ewig, das ist ein Wort, das seit meiner Schulzeit offenbar eine neue Bedeutung bekommen hat.
»Warum nicht?«
»Ich bin Vegetarierin. Meine Freundin Ashley sagt, dass wir keine wehrlosen Tiere töten sollten, um unsere Lust auf Lederschuhe und Speck-Sandwiches zu befriedigen.«
»Wie alt ist Ashley?«
»Dreizehn.«
»Und was macht ihr Vater?«
»Er ist ein Kapitalist.«
»Weißt du, was das ist?«
»Nicht genau.«
»Wie willst du Eisen zu dir nehmen, wenn du kein Fleisch isst?«
»Mit Spinat.«
»Du hasst Spinat.«
»Broccoli.«
»Hasst du genauso.«
»Vier der fünf Elemente reichen auch.«
»Es gibt fünf?«
»Sei nicht so sarkastisch, Dad.«
Julianne ist mit Emma die Zeitungen holen gegangen. Ich mache mir einen Kaffee und stecke zwei Scheiben Toast in den Toaster. Das Telefon klingelt.
»Hallo?«
Niemand antwortet. Ich höre leises Verkehrsrauschen, quietschende Bremsen, Fahrzeuge, die langsamer werden und wieder beschleunigen. Der Anrufer muss sich in der Nähe einer Kreuzung oder Verkehrsampel aufhalten.
»Hallo? Hören Sie mich?«
Nichts.
»Bist du das, Darcy?«
Immer noch keine Antwort. Mir ist, als würde ich jemanden atmen hören. Die Verkehrsampel ist wieder umgesprungen. Autos fahren an.
»Sag einfach irgendwas, Darcy, sag mir, dass es dir gut geht.«
Dann ist
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