Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
hasse ich es, dass sie so bereitwillig für ihn lacht.
Als Julianne mit Charlie schwanger war und eine erschöpfte, tränenreiche »Ich-fühl-mich-so-dick«-Phase durchmachte,
habe ich überlegt, wie ich sie aufheitern könnte, und uns eine Reise nach Jamaika gebucht. Sie hat den ganzen Flug über gekotzt. Am Flughafen wurden wir von einem Minibus abgeholt, der uns zu unserer wunderschönen, tropischen, von Bougainvillea und Hibiskus umrankten Ferienanlage brachte. Wir zogen uns um und gingen zum Strand. Ein nackter schwarzer Mann kam an uns vorbei. Splitternackt mit baumelndem Gemächt. Als Nächstes trafen wir eine nackte Frau, vollkommen textilfrei mit einer Blume im Haar. Julianne sah mich seltsam an. Ihr schwangerer Bauch drohte ihren Sarong zu sprengen.
Schließlich wies ein lächelnder junger Jamaikaner in der weißen Kluft des Personals auf meine Hose.
»Ausziehen, Mann.«
»Verzeihung?«
»Das ist ein Nacktbadestrand.«
Plötzlich fiel mir der Werbespruch aus dem Prospekt wieder ein. »Eine Woche unartig sein.« Erst dann fiel der Groschen. Ich hatte meiner hochschwangeren Frau eine Woche all inclusive in einer Nudisten-Anlage gebucht, in der »Sex on the beach« nicht nur der Name eines Cocktails war.
Julianne hätte mich umbringen sollen. Stattdessen ist sie in Gelächter ausgebrochen. Sie hat so heftig gelacht, dass ich befürchtete, ihre Fruchtblase könne platzen und unser erstes Kind könnte von einem Jamaikaner namens »Tripod« mit nichts außer Sonnenmilch auf der Haut zur Welt gebracht werden. So hat sie schon lange nicht mehr gelacht.
Nachdem ich Charlie bei der Schule abgeliefert habe, mache ich einen Umweg über die Bath Library. Sie ist im ersten Stock des Podium Centre in der Northgate Street untergebracht und über eine Rolltreppe zu erreichen. Die Bibliothekarinnen sind hinter einer doppelten Glastür und einem Tresen rechts des Eingangs eingepfercht.
»Im Sommer gab es ein Fährunglück in Griechenland«, erkläre
ich einer von ihnen. Sie hat eine Druckerpatrone ausgetauscht. Zwei ihrer Fingerspitzen sind schwarz.
»Daran erinnere ich mich«, sagt sie. »Ich habe Urlaub in der Türkei gemacht. Es gab heftige Stürme. Unser Campingplatz wurde überflutet.«
Sie beginnt, mir eine Geschichte zu erzählen, die von nassen Schlafsäcken, einer Beinahe-Lungenentzündung und zwei in einer Waschküche verbrachten Nächten handelt. Daher überrascht es nicht, dass sie sich an das Datum erinnern kann. Es war die letzte Juliwoche.
Ich bitte darum, die archivierten Zeitungen der betreffenden Wochen zu sehen, und entscheide mich für den Guardian und die Western Daily Press , eine Lokalzeitung. Die Bibliothekarin verspricht, sie mir zu bringen.
Ich wähle einen Schreibtisch in einer ruhigen Ecke und warte. Die Bibliothekarin braucht einen kleinen Rollwagen, um die Bände zu transportieren. Ich helfe ihr, den ersten auf den Schreibtisch zu hieven.
»Wonach suchen Sie?«, fragt sie und lächelt abwesend.
»Das weiß ich noch nicht.«
»Na, dann viel Glück.«
Ich blättere vorsichtig die Seiten um und überfliege die Schlagzeilen. Es dauert nicht lange, bis ich gefunden habe, wonach ich suche.
»VIERZEHN TOTE BEI FÄHRUNGLÜCK IN GRIECHENLAND«
Im Ägäischen Meer ist eine Rettungsaktion für Überlebende einer griechischen Fähre angelaufen, die in einem Sturm vor der Insel Patmos gesunken ist.
Wie die griechische Küstenwache bestätigt, sind vierzehn Menschen ums Leben gekommen, acht weitere werden vermisst, nachdem die Argo Hellas elf Meilen nordöstlich des Hafens von Patmos gesunken ist. Mehr als vierzig Passagiere - überwiegend ausländische Touristen - wurden von einheimischen
Fischern und Sportbooten aus dem Wasser gerettet. Die Überlebenden wurden auf Patmos medizinisch versorgt. Die meisten hatten Schnittwunden, Prellungen oder Unterkühlungen erlitten. Acht schwer verletzte Passagiere wurden in Krankenhäuser nach Athen geflogen.
Nick Barton, ein an der Rettungsaktion beteiligter englischer Hotelbesitzer, sagte, dass sich an Bord der Fähre Briten, Deutsche, Italiener, Australier und Einheimische befunden haben.
Die achtzehn Jahre alte Fähre sank kurz nach 21.30 Uhr (18.30 GMT) nur fünfzehn Minuten nach dem Ablegen im Hafen von Patmos. Überlebende berichteten, die hohen Wellen hätten die Fähre überspült, die so schnell voll Wasser gelaufen und gesunken sei, dass viele Passagiere keine Schwimmwesten mehr anlegen konnten, bevor sie von Bord sprangen.
Schwerer
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