Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
und erklimme den Hügel zu dem Pub zu Fuß. Ruiz hat einen Tisch in der Ecke gewählt, wo die Decke herunterzuhängen scheint. Die Balken sind mit Pferdegeschirr dekoriert.
»Deine Runde«, sagt er und drückt mir ein leeres Pint-Glas in die Hand.
Ich gehe zum Tresen, wo ein halbes Dutzend schwerfälliger Einheimischer mit geröteten Gesichtern auf den Barhockern hockt, unter ihnen auch Nigel, der Zwerg, dessen Füße einen halben Meter über dem Boden baumeln.
Ich nicke. Sie nicken zurück. Das geht in diesen Breiten von Somerset schon als längere Unterhaltung durch.
Hector, der Wirt, zapft ein Pint Guiness und holt mir ein Lemon Squash, während der Schaum sich setzt. Ich stelle das frische Pint vor Ruiz ab. Er betrachtet die Bläschen, die an die Oberfläche steigen und spricht möglicherweise ein stilles Gebet an den Gott der Fermentierung.
»Auf kaltes Bier und krummbeinige Frauen.« Er hebt sein Glas, und ein halbes Pint ist verschwunden.
»Hast du je die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass du Alkoholiker sein könntest?«
»Nee. Alkoholiker gehen zu Therapiesitzungen, erwidert er. »Ich gehe nicht zu so was.« Er stellt sein Glas ab und betrachtet meinen Squash. »Du bist bloß neidisch, weil du dieses Zuckerwasser trinken musst.«
Er klappt sein Notizbuch auf, die gleiche von einem Gummiband zusammengehaltene Sammlung welliger Seiten in einem angestoßenen marmorierten Einband, die er immer mit sich herumträgt.
»Ich habe beschlossen, Bryan Chambers mal ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Kumpel von mir im Handelsministerium hat den Namen in seinen Computer eingegeben. Chambers ist absolut sauber; keine Bußgelder, keine Gerichtsverfahren, keine unkoscheren Verträge: Der Mann ist sauber …«
Er klingt enttäuscht.
»Also habe ich beschlossen, seinen Namen auch noch mal in den National Police Computer zu füttern, über den Freund eines Freundes …«
»Der vermutlich namenlos bleiben soll?«
»Genau. Er heißt Namenlos. Also, Namenlos hat sich heute
Morgen zurückgemeldet. Vor einem halben Jahr hat Chambers eine einstweilige Verfügung gegen Gideon Tyler erwirkt.«
»Gegen seinen Schwiegersohn?«
»Ja. Tyler darf sich dem Haus und Chambers’ Büro nur bis zu einer halben Meile nähern. Er darf nicht anrufen, weder E-Mails noch SMS schicken und auch nicht vor dem Tor vorbeifahren.«
»Warum?«
»Das ist das Nächste.« Er zieht eine neue Seite aus seiner Zettelsammlung. »Ich habe Gideon Tyler überprüft. Ich meine, wir wissen nichts über den Kerl außer seinen Namen, für den er auf dem Schulhof wahrscheinlich ohne Ende Prügel bezogen hat.«
»Wir wissen, dass er beim Militär ist.«
»Genau. Also habe ich im Verteidigungsministerium angerufen und mit der Personalabteilung gesprochen. Aber sobald ich Gideon Tylers Namen erwähnte, verhielten sie sich verklemmter als eine Jungfrau auf Gefängnisbesuch. Sie haben total dichtgemacht.«
»Warum bloß?«
»Ich weiß nicht. Entweder schützen sie ihn, oder er ist ihnen peinlich.«
»Oder beides.«
Ruiz lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, dehnt seinen Rücken und streckt die Arme hinter den Kopf. Ich kann seine Wirbel knacken hören.
»Daraufhin habe ich Namenlos gebeten, Gideon Tyler zu überprüfen.« Auf dem Stuhl neben ihm liegt ein Umschlag. Er öffnet ihn und zieht mehrere Blätter heraus. Das oberste ist ein polizeiliches Formblatt zur Erstattung einer Anzeige. Es trägt das Datum des 22. Mai 2007. Angehängt ist eine Zusammenfassung der Fakten.
Ich überfliege die Details. Die Anzeige wurde erstattet gegen Gideon Tyler, dem Belästigung und Drohanrufe bei Bryan und Claudia Chambers vorgeworfen werden. Des Weiteren wird
er beschuldigt, in Stonebridge Manor eingebrochen und das Haus durchsucht zu haben, während sie schliefen. Er ist Aktenschränke und Schreibtische durchgegangen, hat Telefonunterlagen, Kontoauszüge und E-Mails kopiert. Außerdem wird behauptet, er habe auf noch ungeklärte Weise den gesicherten Waffenschrank im Haus aufgebrochen und eine Schrotflinte entwendet. Als Mr. und Mrs. Chambers am nächsten Morgen aufwachten, fanden sie die geladene Waffe zwischen sich in ihrem Bett vor.
Ich blättere weiter, um den Ausgang der Geschichte zu lesen, aber es gibt keinen.
»Was ist passiert?«
»Nichts.«
»Was soll das heißen?«
»Tyler wurde nie angeklagt. Unzureichende Beweise.«
»Was ist mit Fingerabdrücken, Faserspuren, irgendwas?«
»Nichts.«
»Hier heißt es, er habe Drohanrufe
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