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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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frage ich Ruiz.
    »Wir haben doch schon ein Foto von ihr.«
    Plötzlich ahnt er, worauf ich hinauswill.
    »Was? Du glaubst, es ist eine andere Frau?«
    »Nein, ich will nur sichergehen.«
    Er lehnt sich zurück und mustert mich. »Du bist genauso schlimm wie Gideon - du glaubst nicht, dass sie tot sind.«
    »Ich will wissen, warum er glaubt, dass sie noch leben.«
    »Weil er Wahnvorstellungen hat oder ihren Tod leugnet.«
    »Oder er weiß etwas.«
    Ruiz steht mit steifen Knien und schmerzverzerrtem Gesicht auf. »Wenn Helen und Chloe noch leben, wo sind sie dann?«
    »Sie verstecken sich.«
    »Wie haben sie ihren Tod vorgetäuscht?«
    »Ihre Leichen wurden nie gefunden. Ihr Gepäck hätte man auch so ins Meer werfen können.«
    »Und was ist mit den Zeugenaussagen?«
    »Chambers hat genug Geld, um sehr überzeugend zu sein.«
    »Das ist aber ziemlich weit hergeholt« sagt Ruiz. »Ich habe mit dem Büro des Coroner gesprochen. Helen und Chloe sind offiziell für tot erklärt worden.«
    »Können wir die Leute bitten, uns ein Foto von Helen Chambers zu faxen? Ich möchte bloß sichergehen, dass wir von derselben Frau reden.«

    Veronica Crays Zug zurück nach Bristol geht um sechs. Ich möchte vorher noch mit ihr reden. Ein Minicab chauffiert uns über die Fulham Palace Road durch Hammersmith und Shepherd’s Bush. Auf der rechten Seite ist die Federung des Taxis praktisch völlig hinüber. Vielleicht klemmt unter der Vorderachse ein Fußgänger.
    Ruiz sitzt neben mir und schweigt. Busse gondeln auf der Innenspur und bleiben immer wieder stehen, um die in Schlangen aufgereihten Menschen an den Haltestellen aufzunehmen. Gesichter starren aus den Fenstern oder dösen, den Kopf an die Scheibe gelegt.
    Ich gehe immer wieder die Details des Fährunglücks durch. Die Leichen von Helen und Chloe wurden nicht geborgen, was jedoch nicht heißt, dass sie überlebt haben müssen. Gideon hat weder einen schlüssigen Beweis für das eine noch für das andere. Vielleicht sucht er danach - einen Beweis für ihren Tod oder einen Beweis, dass sie noch leben. Aber das kann nicht alles sein. Seine Verbrechen sind zu sadistisch. Er hat viel zu viel Spaß dabei, um damit aufzuhören.
    Veronica Cray wartet in einem Café in der Nähe von Gleis eins. Ihr Mantel ist aufgeknöpft und hängt auf den Boden. Sie und Ruiz grüßen sich wortlos. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist ihr Beruf und die Gabe, durch Schweigen Bände zu sprechen.
    Wir ziehen Stühle zu uns heran und blicken auf die Uhr. Veronica Cray hat fünfzehn Minuten Zeit.
    »Das Verteidigungsministerium will die Ermittlung übernehmen«, verkündet sie.
    »Was soll das heißen?«
    »Tyler hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Sie behaupten, er wäre immer noch einer der Ihren. Sie wollen die Verhaftung vornehmen.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich hab gesagt, sie könnten mich mal. Zwei Frauen sind tot, und das ist meine Ermittlung. Und ich werde ganz bestimmt
nicht klein beigeben, bloß weil irgendein Sesselpupser in Khakihosen, der jedes Mal einen Steifen kriegt, wenn ein Panzer vorbeirollt, das gerne so hätte.«
    Ihre gallige Entschlossenheit steht im krassen Gegensatz zu der Umsicht, mit der sie Zucker in ihren Tee gibt und vorsichtig umrührt. Sie nimmt die Tasse zwischen Daumen und Zeigefinger und trinkt sie halb leer, ohne dass ihr die dampfende Flüssigkeit etwas auszumachen scheint. Ihr blasser flacher Hals sieht aus, als würde sich darin eine Faust auf und ab bewegen.
    Sie stellt die Tasse ab und berichtet, was sie über Gideon Tyler herauskriegen konnte. Von einem Kontaktmann bei der Royal Ulster Constabulary hat sie erfahren, dass er vier Jahre bei TCG (Tasking and Co-ordination Group) in Armagh eingesetzt war, einer Einheit des militärischen Geheimdienstes, die auf Überwachungen und Verhöre spezialisiert war.
    »Kein Wunder, dass er so schwer zu finden ist«, sagt Ruiz. »Diese Typen wissen, wie man jemanden verfolgt, ohne selbst bemerkt zu werden. Die sind dazu ausgebildet, auf mögliche Beobachter oder zufällige Augenzeugen zu achten.«
    »Und woher wollen Sie das so genau wissen?«, fragt DI Cray.
    »Ich habe mal eine Zeit lang in Belfast gearbeitet«, antwortet Ruiz, ohne es weiter auszuführen.
    Es gefällt DI Cray offensichtlich nicht, im Unklaren gelassen zu werden, aber sie fährt fort. »Das Department of Immigration hat eine Akte über Tyler. In den letzten sechs Jahren hat er mehrfach Reisen nach Pakistan, Polen, Ägypten, Somalia,

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