Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
rasiert, mit Tabletten gedopt und in meiner besten Abendgarderobe, die seit zwei Jahren nicht mehr an die Luft gekommen ist. Julianne hat mir erklärt, ich solle bei Mos Bros einen Smoking ausleihen, aber warum sollte man einen absolut intakten alten ungenutzt im Schrank hängen lassen?
Ich bin allein gekommen. Julianne hat es nicht rechtzeitig ins Hotel geschafft. Weitere Probleme bei der Arbeit, hat sie gesagt, ohne das näher zu erklären. Sie kommt mit Dirk und dem Vorstandsvorsitzenden Eugene Franklin direkt zur Party. Die hundert oder mehr ihrer versammelten Kollegen werden gefüttert und von Kellnern getränkt, die mit Champagnergläsern auf silbernen Tabletts über den Mosaikfußboden schreiten. Die Männer tragen schwarze Abendgarderobe, die wesentlich schicker ist als meine. Die Frauen verströmen Eleganz in tief ausgeschnittenen und gewagt rückenfreien Cocktailkleidern und Stöckelschuhen. Die meisten sind berufstätige Paare, Risikokapitalgeber, Banker und Buchhalter. In den Achtzigern waren sie die »Masters of the Universe«, jetzt geben sie sich damit zufrieden, über Großkonzerne zu herrschen.
Ich weiß, dass ich Orangensaft trinken sollte, finde jedoch keinen. Ich nehme an, ein Glas Champagner kann nicht schaden. Ich gehe nicht oft auf Partys. Lange Abende und Alkohol
stehen auf meiner Liste der zu meidenden Dinge. Mr. Parkinson könnte vorbeikommen, könnte meinen linken Arm mitten im Biss oder Schluck blockieren und mich erstarrt zurücklassen wie die ausgestopften Primaten im ersten Stock.
Julianne müsste mittlerweile hier sein. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und sehe mich über die Köpfe hinweg nach ihr um. Am Fuß der Treppe sehe ich eine wunderschöne Frau in einem fließenden Seidenkleid, das in ihrem Kreuz und zwischen den Brüsten in elegant geschwungenen Falten fällt. Ich erkenne sie erst gar nicht. Es ist Julianne. Das Kleid habe ich noch nie gesehen. Ich wünschte, ich hätte es ihr gekauft.
Irgendjemand rempelt mich stolpernd an und verschüttet dabei Champagner.
»Das sind die verdammten Absätze«, entschuldigt sie sich und bietet mir eine Serviette an.
Sie ist groß, gertenschlank und auf gutem Weg, sich zu betrinken. Zwischen ihren Fingern klemmt eine Champagnerflöte.
»Sie sind offensichtlich eine bessere Hälfte«, sagt sie.
»Verzeihung?«
»Irgendjemandes Ehemann«, erklärt sie.
»Woran haben Sie das erkannt?«
»Sie wirken so verloren. Ich bin übrigens Felicity. Die Leute nennen mich Flip.«
»Ich bin Joe.«
»Mr. Joe.«
»Joe O’Loughlin.«
Sie reißt überrascht die Augen auf. »Sie sind also der mysteriöse Ehemann. Ich dachte, Julianne trägt einen falschen Ehering.«
»Wer trägt einen falschen Ehering?«, unterbricht uns eine kleinere, schwer toplastige Frau.
»Niemand. Das ist Juliannes Mann.«
»Wirklich?«
»Warum sollte sie einen falschen Ehering tragen?«, frage ich.
Flip fischt sich ein neues Glas Champagner vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners.
»Um unerwünschte Verehrer abzuschrecken natürlich, aber das funktioniert auch nicht immer. Manche Männer sehen darin eine Herausforderung.«
Die kleine Frau kichert, und ihr Dekolleté bebt. Sie ist so klein, dass ich ihr nicht ins Gesicht sehen kann, ohne das Gefühl zu haben, in ihren Ausschnitt zu starren.
Julianne redet mit mehreren Männern am Fuße der Treppe. Sie müssen wichtig sein, denn die normalen Sterblichen halten sich am Rand und lauern nervös auf eine Gelegenheit, in das Gespräch einzusteigen. Ein großer dunkelhaariger Mann flüstert Julianne etwas ins Ohr. Er streicht über ihre Wirbelsäule und lässt seine Hand kurz in ihrem Kreuz liegen.
»Sie müssen sehr stolz auf sie sein«, sagt Flip.
»Ja.«
»Sie leben in Cornwall, nicht wahr?«
»In Somerset.«
»Julianne kommt mir irgendwie nicht vor wie ein Mädchen vom Lande.«
»Inwiefern?«
»Sie ist so glamourös. Erstaunlich, dass Sie sie so weit von zu Hause weglassen.«
Der Mann, der mit Julianne redet, hat sie zum Lachen gebracht. Sie schließt die Augen und befeuchtet mit der Zungenspitze ihre Lippen.
»Wer ist der Mann neben ihr?«, frage ich.
»Oh, das ist Dirk Cresswell. Haben Sie ihn schon kennengelernt?«
»Nein.«
Dirks Hand ist tiefer gewandert und streicht über die Falten, die über Juliannes Po fallen. Gleichzeitig scheint er angestrengt auf den Ausschnitt ihres Kleides zu starren.
»Vielleicht sollten Sie sie besser retten«, sagt Flip lachend.
Ich bin schon auf dem Weg, dränge
Weitere Kostenlose Bücher