Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
bringen.
Zum Beispiel dieses Haus. Der arabische Geschäftsmann, dem es gehört, ist noch weg, wie ein Zugvogel über den Winter in den Süden geflogen. Vor seiner Rückkehr wird ein Hausmeister die Räume lüften und die Kissen aufschütteln. Einen Gärtner gibt es auch. Er kommt im Sommer zwei Mal die Woche, im Winter jedoch nur einmal, weil das Gras nicht mehr wächst und die welken Blätter zu verrottenden Haufen zusammengeharkt wurden.
Wie ich mich erinnere, ist das Haus groß und plump mit einem Turmzimmer mit Blick auf die Brücke. Eine Wetterfahne zeigt ständig nach Osten. Fenster und Türen sind gesichert.
Der Garten ist feucht und riecht nach Fäulnis. Das Seil einer Schaukel ist auf einer Seite ausgefranst und gerissen, sodass der Sitz halb zwischen Ast und Boden baumelt. Ich gehe darunter her an den Gartenmöbeln vorbei bis zu einem Holzschuppen. Die Tür ist mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Ich gehe in die Hocke, schiebe einen Pick in das Schlüsselloch und lasse ihn über die Stifte gleiten. Diese Art Schloss war die erste, die ich je zu knacken gelernt habe. Stundenlang habe ich vor dem Fernseher geübt.
Der Zylinder dreht sich. Ich nehme das Vorhängeschloss vom Bügel und ziehe die Tür auf. Licht fällt auf den Lehmboden. Auf einem Metallregal stehen Blumentöpfe, Keimschalen und alte Farbdosen, in einer Ecke Gartengeräte. In der Mitte des Schuppens parkt ein Sitzmäher.
Ich trete einen Schritt zurück und betrachte die Ausmaße des
Schuppens. Er bietet mir gerade genug Raum zum Stehen. Ich räume die Metallregale leer und schiebe sie auf eine Seite. Den Sitzmäher rolle ich hinaus auf den Rasen, Farbdosen und Säcke mit Dünger schleppe ich in die Garage.
Die Rückwand des Schuppens ist jetzt freigelegt. Ich nehme eine Spitzhacke und lockere den Boden auf. Die festgetretene Erde zerbröckelt zu einem Puzzle aus trockenem Lehm. Hin und wieder mache ich eine Pause, um die aufgelockerte Erde mit einer Schaufel wegzuschippen. Nach einer Stunde höre ich auf und lehne mich in der Hocke an den Griff des Spatens. Dann trinke ich einen Schluck Wasser aus dem Hahn für den Gartenschlauch draußen. Das Loch in der Erde ist inzwischen knapp 30 Zentimeter tief und nimmt fast die gesamte Länge des Schuppens ein. Lang genug, um es mit der Fasergipsplatte auszulegen, die ich in der Garage gefunden habe, aber ich möchte es noch tiefer haben.
Ich mache mich wieder an die Arbeit, schleppe Eimer auf Eimer mit der ausgehobenen Erde und verteile sie auf dem Komposthaufen. Zwischen den Ästen der Bäume sinkt die Sonne. Vielleicht sollte ich nach dem Mädchen sehen.
Sie liegt in einem Schlafzimmer im zweiten Stock auf einer nackten Matratze auf einem Bettgestell aus Eisen. Sie trägt ein gestreiftes Oberteil, eine Strickjacke, Jeans und Sneakers und hat sich zusammengerollt, um sich unsichtbar zu machen.
Sie kann mich nicht sehen - ihre Augen sind verbunden. Die Hände sind mit Plastikschnur auf dem Rücken gefesselt, ihre Füße mit einer Kette, die ihr gerade genug Spiel zum Humpeln lässt. Weit kann sie ohnehin nicht laufen. Um ihren Hals liegt eine Schlinge, die an einen Heizkörper geknotet ist. Das Seil ist lang genug, dass sie das kleine Badezimmer mit Toilette und Waschbecken erreichen kann. Das weiß sie noch nicht. Wie ein blindes Kätzchen klammert sie sich an das weiche Bett und ist noch nicht zu Erkundungsgängen bereit.
Sie spricht.
»Hallo? Ist da jemand?«
Sie lauscht.
»Hallo … kann mich jemand hören?«
Dann lauter: »HILFE! HILFE BITTE! HILFE!«
Ich drücke auf Aufnahme. Der Kassettenrekorder springt an. Schrei, meine Kleine, schrei, so laut du kannst.
Eine kleine Lampe wirft ihren Schein in das Zimmer, aber nicht bis in meine Ecke. Sie testet ihre Handfesseln, windet die Schultern von links nach rechts und versucht, ihre Hände zu befreien. Die Plastikfesseln schneiden in ihre Handgelenke.
Sie stößt mit dem Kopf an die Wand, dreht sich auf den Rücken, hebt die Beine und tritt mit beiden Füßen gegen die Holzvertäfelung. Das ganze Haus scheint zu zittern. Sie tritt wieder und wieder, verzweifelt und voller Angst.
Dann wölbt sie sich nach hinten und bildet mit dem Körper eine Brücke von den Schultern zu den Füßen. Sie streckt die Beine in die Luft, dreht sich in der Hüfte, zieht die Knie an die Brust und weiter bis an ihre Ohren. Sie hat sich zu einer Kugel zusammengerollt. Jetzt schiebt sie ihre gefesselten Handgelenke in ihr Kreuz und unter der Hüfte und dem
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