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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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nicht? Habt ihr beiden euch gestritten? Hast du ihn rausgeschmissen? Gibst du ihm die Schuld für all das?«
    »Was wollen Sie von uns?«

    »Ich will, was er hat.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich will, was mir gehört.«
    »Ihre Frau und Ihre Tochter sind tot.«
    »Hat er dir das erzählt?«
    »Ihr Verlust tut mir sehr leid, Mr. Tyler, aber wir haben Ihnen in keiner Weise etwas getan. Bitte lassen Sie Charlie frei.«
    »Hat sie schon ihre Regel?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich will wissen, ob sie schon einen Eisprung hat. Vielleicht pflanze ich ein Baby in sie. Du könntest Großmutter werden, eine bezaubernde Omi.«
    »Nehmen Sie stattdessen mich.«
    »Warum sollte ich eine Großmutter wollen? Ich will ganz ehrlich zu dir sein, Julianne, du bist eine wirklich gut aussehende Frau, aber deine Tochter ist mir lieber. Es ist nicht so, dass ich auf kleine Mädchen stehe. Ich bin nicht pervers. Siehst du, Julianne, wenn ich sie ficke, ficke ich dich. Wenn ich ihr wehtue, tue ich dir weh. Ich kann dich so berühren, wie du es dir nicht mal vorstellen kannst, ohne auch nur einen Finger an dich zu legen.«
    Ich blicke nach links und rechts. Leute laufen an mir vorbei, manchmal rempelt mich jemand an und entschuldigt sich. Ich lasse den Blick über die vor mir liegende Straße schweifen.
    »Ich mache alles, was Sie wollen«, schluchzt sie.
    »Alles?«
    »Ja.«
    »Ich glaube dir nicht. Du musst es beweisen.«
    »Wie?«
    »Du musst es mir zeigen.«
    »Okay, aber nur, wenn Sie mir Charlie zeigen.«
    »Das kann ich tun. Ich zeige sie dir gleich jetzt. Ich schicke dir etwas.«
    Ich drücke auf eine Taste, und das Foto wird gesendet. Ich warte lauschend auf ihre Reaktion. Da ist sie! Ein scharfes Einatmen,
ein erstickter Schrei. Ihr fehlen die Worte, während sie auf den mit Klebeband umwickelten Kopf ihrer Tochter starrt, die durch einen Schlauch im Mund atmet.
    »Grüß deinen Mann, Julianne. Sag ihm, dass er nicht mehr viel Zeit hat.«
    Polizeiwagen fahren in südlicher Richtung über die St. Augustine’s Parade. Ich besteige einen Bus in die Gegenrichtung und beobachte die vorbeirasenden Streifenwagen. Ich lehne den Kopf an die Fensterscheibe und blicke die Christmas Steps hinunter, die rechts von mir abfallen.
    Fünf Minuten später steige ich vor dem Kreisverkehr in der Lower Maudlin Street wieder aus, strecke die Arme über den Kopf und spüre, wie meine Wirbel knacken.
    Der Bus ist um eine Ecke gebogen. Eingeklemmt zwischen zwei Sitzen und eingewickelt in ein Hamburger-Papier sendet das Handy weiter. Aus den Augen, aus dem Sinn.

58
    Sniffy schmiegt ihren knochigen Kopf an meinen Knöchel und streift schnurrend um meine Unterschenkel. Im Kühlschrank finde ich eine halbleere, mit Alufolie bedeckte Dose Katzenfutter. Ich gebe ein paar Löffel davon in ihren Fressnapf und gieße ihr einen Schluck Milch ein.
    Der Küchentisch ist mit den Trümmern vom Tage bedeckt. Emma hatte Käsebrote und Saft zum Mittagessen. Die Krusten hat sie liegen lassen. Das hat Charlie auch immer gemacht. »Meine Haare sind lockig genug«, erklärte sie mir mit fünf. »Ich glaube, ich habe genug Krusten gegessen.«
    Charlies Geburt werde ich nie vergessen. Sie kam zwei Wochen zu spät in einer bitterkalten Januarnacht. Ich nehme an, sie wollte bleiben, wo es warm war. Der Gynäkologe führte ein Prostaglandin-Zäpfchen ein und meinte, die Wirkung werde frühestens in acht Stunden einsetzen, weshalb er nach Hause ins Bett gehen werde. Bei Julianne setzten derweil beschleunigte Wehen ein, nach drei Stunden war der Muttermund völlig geöffnet. Der Gynäkologe schaffte es nicht mehr rechtzeitig zurück ins Krankenhaus. Charlie wurde von einer großen schwarzen Hebamme zur Welt gebracht, die mich im Kreißsaal herumschickte wie ein Hündchen, das stubenrein abgerichtet werden musste.
    Julianne wollte, dass ich neben ihrem Gesicht blieb, ihre Stirn abwischte und ihre Hand hielt. Ich habe ihr nicht gehorcht. Sobald ich den dunklen Schopf des Babys zwischen ihren Schenkeln auftauchen sah, wollte ich nirgendwo mehr hin. Ich hatte einen Platz in der ersten Reihe bei der besten Show der Stadt.

    »Es ist ein Mädchen«, sagte ich zu Julianne.
    »Bist du sicher?«
    Ich sah noch einmal nach. »Oh ja.«
    Dann meine ich mich an eine Art Wettbewerb zu erinnern, wer von uns beiden als Erster weinen würde - das Baby oder ich. Charlie hat gewonnen, weil ich gemogelt und mein Gesicht abgewandt habe. Nie war ich so zufrieden, die volle Anerkennung

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