Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
anruft«, sagt sie. »Wir müssen vorbereitet sein. Oliver braucht Zeit, um die Quelle zu bestimmen und zu orten, deshalb ist es wichtig, Tyler so lange wie möglich am Telefon zu halten.«
Sie sieht Julianne an. »Trauen Sie sich das zu?«
»Ich mache es«, antworte ich für sie.
»Vielleicht spricht er nur mit Ihrer Frau«, erwidert DI Cray.
»Wir haben ihn gezwungen, mit mir zu sprechen. Bieten Sie ihm keine andere Option.«
»Und wenn er ablehnt?«
»Er will ein Publikum. Lassen Sie ihn mit mir reden. Julianne ist nicht stark genug.«
Sie wird wütend. »Sprich nicht von mir, als wäre ich nicht anwesend.«
»Ich will dich bloß schützen.«
»Ich brauche keinen Schutz.«
Ich will widersprechen, aber sie explodiert. »Sag kein Wort mehr, Joe. Rede nicht für mich. Und rede nicht mit mir.«
Ich weiche zurück, wie um einem Schlag auszuweichen. Diese Feindseligkeit hat alle verstummen lassen. Niemand sieht mich an.
»Sie sollten sich beide beruhigen«, sagt DI Cray.
Als ich aufstehen will, spüre ich Monks Hand auf meiner Schulter, die mich auf meinen Stuhl drückt. Veronica Cray wendet sich an Julianne und skizziert die möglichen Szenarien. Bis jetzt hat DI Cray mir immer Respekt entgegengebracht und meinen Rat geschätzt. Jetzt glaubt sie, meine Urteilskraft sei kompromittiert. Ich bin zu persönlich betroffen. Auf meine Einschätzungen ist kein Verlass mehr. Die ganze Szene hat etwas
Traumartiges und Verqueres bekommen. Die anderen verhalten sich professionell und besonnen. Ich bin ramponiert und habe die Kontrolle verloren.
Veronica Cray möchte die Operation in die Trinity Road verlegen, damit die Polizei leichter reagieren kann. Unsere Festnetzleitung wird in den Einsatzraum umgeleitet.
Julianne beginnt mit kaum hörbarer Stimme Fragen zu stellen. Sie will weitere Details der Strategie wissen. Oliver Rabb braucht mindestens fünf Minuten, um einen Anruf zu verfolgen und das Signal anhand der drei nächstgelegenen Sendemasten zu triangulieren. Wenn die Uhren in den Basisstationen perfekt synchronisiert sind, kann er den Standort des Anrufers möglicherweise auf hundert Meter genau bestimmen.
Es ist nicht narrensicher. Signale können durch Gebäude, Gelände und Wetterbedingungen beeinträchtigt werden. Wenn Gideon sich in geschlossene Räume zurückzieht, verändert sich die Stärke des Signals. Wenn die Uhren auch nur eine Mikrosekunde voneinander abweichen, könnte das einen Unterschied von zig Metern ausmachen. Mikrosekunden und Meter - darauf ist das Leben meiner Tochter reduziert worden.
»Wir haben einen GPS-Tracker installiert, dazu eine Freisprechanlage in Ihrem Wagen. Vielleicht verlangt er von Ihnen, durch irgendwelche Reifen zu springen. Für eine mobile Fangschaltung sind wir noch nicht so weit, also müssen Sie ihn hinhalten.«
»Wie lange?«, flüstert sie.
»Noch ein paar Stunden.«
Julianne schüttelt heftig den Kopf. Es muss schneller gehen.
»Ich weiß, dass Sie Ihre Tochter zurückhaben wollen, Mrs. O’Loughlin, aber wir müssen zunächst Ihre Sicherheit gewährleisten. Dieser Mann hat zwei Frauen getötet. Ich brauche ein paar Stunden, um Hubschrauberstaffeln und die Teams für die mobile Fangschaltung in Bereitschaft zu haben. Bis dahin müssen wir ihn hinhalten.«
»Das ist Wahnsinn«, sage ich.
DI Cray nickt Monk zu. Ich spüre, wie er meinen Arm packt. »Kommen Sie, Professor, gehen wir ein Stück spazieren.«
Ich versuche, mich dem Griff seiner Pranke zu entwinden, aber er packt noch fester zu. Den anderen Arm legt er um meine Schulter. Von weitem wirkt es wahrscheinlich wie eine freundliche Geste, aber ich kann mich nicht rühren. Er führt mich aus der Küche durch die Hintertür in den Garten und den Weg neben der Wäscheleine hinunter. Ein einsames Handtuch flattert wie eine vertikale Fahne im Wind.
Ich spüre einen abgestandenen, unangenehmen Geruch in der Lunge. Er geht von mir aus. Die Wirkung meiner Medikamente hat plötzlich aufgehört. Mein Kopf, meine Schultern und Arme zucken und winden sich wie eine Schlange.
»Alles in Ordnung?«, fragt Monk.
»Ich brauche meine Tabletten.«
»Wo sind sie?«
»Oben neben meinem Bett. Das weiße Plastikfläschchen. Levodopa.«
Er verschwindet im Haus. Polizeibeamte und Detectives beobachten die Freak-Show von der Straße aus. Parkinson-Patienten reden viel davon, ihre Würde zu wahren. Ich habe keine mehr. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich so enden werde. Als sich windender, zuckender Schlangenmensch
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