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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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eine Kurpackung Papiertaschentücher in die Hand drückte und erklärte, sie solle im Wagen warten. Dann hielt mir Gottes Leibarzt im Wartestand seine übliche Ohren-steif-halten-Rede.
    Alle meinen es gut. Drei meiner Schwestern haben mich angerufen und versichert, dass sie meine Unerschütterlichkeit bewundern und für uns beten. Leider habe ich kein Interesse, mir
Klischees und tröstende Worte anzuhören. Ich möchte Türen eintreten und Bäume rütteln, bis ich Charlie zurückhabe.
    Ruiz sagt Darcy, sie soll oben ein Bad einlaufen lassen. Sie gehorcht sofort. Er beugt sich näher zu mir.
    »Weißt du noch, was ich dir darüber gesagt habe, dass du gesund im Kopf bleiben musst, Professor? Stirb nicht an der Krankheit.« Er lutscht ein Bonbon, das an seinen Zähnen klappert. »Ich kenn mich mit Tragödien aus. Wenn sie dich eins lehren, dann, dass man in Bewegung bleiben muss. Und genau das wirst du jetzt tun. Du wäschst dich, ziehst dich um, und dann finden wir deine Tochter.«
    »Wie?«
    »Darüber denken wir nach, wenn du wieder runterkommst. Aber ich verspreche dir eins. Ich werde dieses Schwein finden. Es ist mir egal, wie lange es dauert. Und wenn ich ihn gefunden habe, werde ich die Wände mit seinem Blut streichen. Bis zum letzten Tropfen.«
    Ruiz geht hinter mir die Treppe hinauf. Darcy hat ein sauberes Handtuch gefunden. Sie steht in der Tür zu Charlies Zimmer und beobachtet uns.
    »Danke«, sage ich zu Ruiz.
    »Bedanken kannst du dich, wenn ich etwas getan habe, um es zu verdienen. Komm runter, wenn du fertig bist. Ich muss dir etwas zeigen.«

59
    Ruiz entfaltet einen Zettel und breitet ihn auf dem Küchentisch aus.
    »Das wurde heute Nachmittag gefaxt«, sagt er. »Von der Seenotrettungszentrale in Piräus.«
    Es ist das Faksimile eines Fotos - eine Frau mit kurzen dunklen Haaren und einem runden Gesicht, etwa Mitte dreißig. Ihre Personalien sind klein in eine Ecke gedruckt.
    Helen Tyler (geborene Chambers)
Geburtstag: 6. Juni 1971
Britische Staatsbürgerin
Ausweis-Nr.: E754769
Hautfarbe: weiß
Größe: 1,75 Meter
Haarfarbe: braun
Augenfarbe: braun
    »Ich habe noch mal angerufen, um sicherzugehen, dass kein Irrtum vorliegt«, sagt er. »Das ist das Foto, das bei der Suche nach Tylers Frau benutzt wurde.«
    Ich starre auf das Bild, als erwartete ich, dass es plötzlich vertrauter werden würde. Obwohl die Frau etwa gleich alt ist, sieht sie der auf dem Passfoto, das Bryan Chambers mir gegeben hat, kein bisschen ähnlich. Sie hat kürzere Haare, eine höhere Stirn und andere Augen. Es kann nicht dieselbe Person sein.
    »Was ist mit Chloe?«
    Ruiz klappt sein Notizbuch auf und zieht ein Polaroid heraus.
»Sie haben dieses Foto benutzt. Ein Gast des Hotels, in dem sie gewohnt haben, hat es gemacht.«
    Das Mädchen erkenne ich wieder. Ihr blondes Haar leuchtet wie eine Fackel. Sie sitzt auf einer Schaukel. Das Gebäude im Hintergrund hat weiße Wände, an denen wilde Rosen an einem Spalier ranken.
    Ich betrachte noch mal das gefaxte Foto auf dem Küchentisch.
    Ruiz hat sich einen Scotch eingegossen und setzt sich mir wieder gegenüber.
    »Wer hat den Griechen die Fotos gegeben?«, frage ich.
    »Sie kamen über das Außenministerium und die britische Botschaft.«
    »Und woher hatte das Außenministerium das Foto?«
    »Von ihrer Familie.«
    Die Behörden haben Helen und Chloe gesucht; sie brauchten Fotos, um die Leichen und Überlebenden in den Krankenhäusern zu identifizieren. Natürlich kann das falsche Foto auch versehentlich verschickt worden sein, aber irgendjemand müsste mittlerweile auf den Irrtum gestoßen sein. Die einzige andere Erklärung riecht nach Vertuschung.
    Drei Personen haben ausgesagt, dass Helen und Chloe an Bord der Fähre waren: der Marinetaucher, der kanadische Student und die Geschäftsführerin des Hotels. Warum sollten sie lügen? Geld. So lautet die offensichtliche Antwort.
    Es musste schnell über die Bühne gehen. Das Fährunglück war für Helen und Chloe die Gelegenheit zu verschwinden. Gepäck musste ins Meer geworfen werden. Mutter und Tochter wurden vermisst gemeldet. Bryan Chambers flog vier Tage nach dem Untergang der Fähre nach Griechenland, was bedeutet, dass Helen mit dem Geld ihres Vaters die Vorarbeiten erledigt haben musste.
    Irgendjemand auf der Insel muss sie gesehen haben. Wo haben sie sich versteckt?
    Ich nehme Helens Fotos, das Chambers mir in der Kanzlei
seines Anwalts gegeben hat, aus meiner Brieftasche. Das Bild wurde für einen neuen Pass gemacht -

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