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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ihren Geheimnissen, von Bryan und Claudia Chambers und ihrer blinden Loyalität, von Helen Chambers und ihrer Schwäche, von den Reportern, der Polizei und meiner eigenen Hilflosigkeit.
    Ruiz möchte zum zweiten Mal an diesem Abend zuschlagen. Ich sehe, wie er sich vor dem jüngeren Mann aufbaut, der die Bedrohung mit einem Ausdruck besorgter Unvermeidlichkeit beobachtet. Ich versuche, die Situation zu entschärfen.
    »Sagen Sie mir, Lieutenant, wie wichtig ist Ihnen meine Tochter?«
    Er versteht die Frage nicht.
    »Sie wollen Gideon Tyler. Was, wenn meine Tochter im Weg ist?«
    »Ihre Sicherheit hat für uns oberste Priorität.«
    Das möchte ich gerne glauben. Ich möchte glauben, dass die besten Köpfe der britischen Army und ihres Stabs alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um Charlie zu retten. Leider war Gideon Tyler einer ihrer besten Köpfe, und was ist mit ihm geschehen?
    Ich merke, dass ich stolpere, und halte mich mit zitternder Hand am Tisch fest.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Lieutenant. Sie können Ihren Vorgesetzten versichern, dass ich mich absolut kooperativ verhalten werde. Ich werde sie in dem gleichen Maße unterstützen wie umgekehrt.«

    Greene sieht mich an, unsicher, wie er diese Antwort deuten soll.
    »Gideon Tylers Frau und Tochter leben. Sie wohnen im Haus ihrer Eltern.«
    Ich beobachte seine Reaktion. Nichts. Ich spüre ein Kribbeln in den Fingerspitzen. Ich habe kein Geheimnis enthüllt, ich habe es lediglich aufgedeckt. Er wusste schon von Helen und Chloe.
    In der erwartungsvollen Stille sickert mir die Wahrheit tröpfchenweise ins Bewusstsein. Stonebridge Manor wird von der Army bewacht. Ruiz ist es schon bei unserem ersten Besuch aufgefallen. Er meinte, Skipper wäre ein Exsoldat. Nicht »ex«, sondern aktiv - er ist Soldat im Dienst der Army. Die Kameras, Bewegungsmelder und Sicherheitslampen sind Teil einer laufenden Schutzmaßnahme. Die britische Army sucht Gideon Tyler schon viel länger als die Polizei.
     
    Julianne hat ein Beruhigungsmittel genommen und schläft laut Veronica Cray. Der Arzt meint, man solle sie nicht stören.
    »Wo übernachtet sie?«, frage ich.
    »In einem Hotel.«
    »Wo?«
    »Temple Circus. Versuchen Sie nicht, sie anzurufen. Sie braucht wirklich Ruhe.«
    »Ist jemand bei ihr?«
    »Sie steht unter Bewachung.«
    DI Cray atmet leise in den Hörer. Ich sehe sie vor mir mit ihrem kantigen Kopf, dem kurzen Haar und den braunen Augen. Ich tue ihr leid, aber das wird nichts an ihrer Entscheidung ändern. Meine Ehe ist nicht ihre Sorge.
    »Wenn Sie Julianne sehen …« Ich überlege, was ich ihr ausrichten lassen möchte, aber mir fällt nichts ein. »Sehen Sie einfach nach ihr - vergewissern Sie sich, dass es ihr gut geht.«
    Wir beenden das Gespräch. Darcy ist ins Bett gegangen. Ruiz betrachtet mich mit einem schweifenden Blick.

    »Du solltest ein bisschen schlafen.«
    »Mir geht es gut.«
    »Leg dich hin. Mach die Augen zu. Ich wecke dich in einer Stunde.«
    »Ich schlaf sowieso nicht.«
    »Versuch es wenigstens. Heute Nacht können wir nichts mehr tun.«
    Die Treppe ist steil. Das Bett ist weich. Ich starre in einer Art bewusstem Dämmerzustand an die Decke, erschöpft, aber zu ängstlich, um die Augen zu schließen. Was, wenn ich einschlafe? Was, wenn ich am Morgen aufwache, und nichts von all dem ist geschehen? Charlie sitzt in ihrer Schuluniform am Küchentisch, schlaftrunken und muffelig. Sie setzt zu einer langen Geschichte über einen nächtlichen Traum an, und ich höre nur mit halbem Ohr zu. Auf den Inhalt von Charlies Geschichten kommt es nie an. Wichtig ist, dass sie ein intelligentes, einzigartiges, tolles Mädchen ist. Was für ein Mädchen.
    Ich schließe die Augen und liege still. Ich erwarte nicht, dass ich einschlafe. Aber ich hoffe, dass mich die Welt vielleicht ein paar Minuten zur Ruhe kommen lässt.
     
    Irgendwo klingelt ein Telefon. Ich blicke zum Digitalwecker auf dem Nachttisch. Es ist 3.12 Uhr. Mein ganzer Körper zittert wie eine angeschlagene Stimmgabel.
    Der Festnetzanschluss ist in die Trinity Road umgeleitet, und es ist auch nicht der Klingelton meines Handys. Vielleicht ist es Darcys Mobiltelefon im Gästezimmer. Nein, der Ton kommt von näher. Ich schlüpfe aus dem Bett und tappe über die kalten Bodendielen.
    Das Klingeln hat aufgehört. Dann beginnt es von Neuem. Es kommt aus Charlies Zimmer … aus ihrer Kommode. Ich reiße die oberste Schublade auf und wühle zwischen ihren Socken und zusammengeknüllten

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