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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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sind Sie?«
    »National Return Letter Centre. Wir bearbeiten die unzustellbaren Sendungen.«
    »Können Sie es bei einer anderen Adresse versuchen?«
    »Welche andere Adresse?«

    »Sie müssen doch Unterlagen haben … im Computer. Geben Sie den Namen Chloe Tyler ein, und schauen Sie, was sich ergibt. Sie können es auch mit Chloe Chambers probieren.«
    »Derlei Möglichkeiten stehen uns nicht zur Verfügung, Sir. Wohin sollen wir das Paket zurücksenden?«
    »Ich will es nicht zurückhaben. Ich will, dass es zugestellt wird.«
    »Das war leider nicht möglich, Sir. Was können wir stattdessen für Sie tun?«
    »Ich hab das Scheißporto bezahlt. Und Sie stellen das Paket zu.«
    »Ich muss Sie bitten, nicht zu fluchen, Sir. Wir dürfen auflegen, wenn Kunden ausfallend werden.«
    »Leck mich am Arsch!«
    Ich knalle den Hörer auf die Gabel. Er titscht einmal auf und bleibt dann still liegen. Das Telefon klingelt erneut. Wenigstens habe ich es nicht demoliert.
    Mein Vater ruft an. Er will wissen, wann ich ihn besuchen komme.
    »Morgen.«
    »Wann denn morgen?«
    »Nachmittags.«
    »Um wie viel Uhr nachmittags?«
    »Ist doch egal - du gehst sowieso nie irgendwohin.«
    »Vielleicht gehe ich zum Bingo.«
    »Dann komme ich eben am Vormittag.«

27
    Alice Furness hat drei Tanten, zwei Onkel, zwei Großeltern und einen Urgroßvater, die sich anscheinend gegenseitig in der Demonstration von Mitgefühl überbieten wollen. Alice kann keinen Schritt tun, ohne dass einer von ihnen an ihre Seite eilt, sie fragt, wie sie sich fühlt, ob sie Hunger hat oder ob man etwas für sie tun kann.
    Ruiz und ich werden gebeten, im Wohnzimmer zu warten. Die große Doppelhaushälfte am Stadtrand von Bristol gehört Sylvias Schwester Gloria, die den Clan offensichtlich zusammenhält. Sie ist in der Küche und diskutiert mit den anderen Familienmitgliedern, ob man uns erlauben soll, Alice zu befragen.
    Der Urgroßvater ist nicht dabei. Er sitzt uns in einem Sessel gegenüber und starrt uns an. Er heißt Henry und ist älter als Methusalem (einer der Sprüche meiner Mutter).
    »Gloria«, brüllt Henry und blickt stirnrunzelnd zur Küche.
    Seine Tochter kommt. »Was ist denn, Dad?«
    »Diese Burschen wollen unsere Alice befragen.«
    »Das wissen wir, Grandad. Darüber sprechen wir gerade.«
    »Na, dann macht voran. Lasst sie nicht warten.«
    Gloria wirft uns ein entschuldigendes Lächeln zu und eilt zurück in die Küche.
    Sylvia Furness muss die Jüngste gewesen sein. Ihre älteren Schwestern sind bereits in die lange ungewisse Phase des mittleren Alters eingetreten, in denen Jahre kein getreuer Maßstab des Lebens mehr sind. Ihre Ehemänner sind nicht so lautstark oder weniger interessiert - ich sehe sie durch die Terrassentür im Garten hinter dem Haus rauchen und Männersachen besprechen.

    Die Debatte in der Küche wird hitzig. Ich höre eine ordentliche Portion Vulgärpsychologie und Klischees. Sie wollen Alice beschützen, was verständlich ist, aber sie hat schon mit den Detectives gesprochen.
    Eine Übereinkunft wird getroffen. Eine Tante wird bei der Befragung von Alice zugegen sein - eine dünne Frau in einem dunklen Rock und Strickjacke. Sie heißt Denise und zieht wie ein Zauberkünstler scheinbar unerschöpfliche Vorräte an Papiertaschentüchern aus dem Ärmel.
    Alice muss von ihrem Computer weggelockt werden. Sie ist ein mürrischer, präpubertärer Teenager mit nach unten gezogenen Mundwinkeln und Apfelbäckchen, die eher ihrer Diät als ihrer Knochenstruktur zuzuschreiben sind. Sie trägt Jeans und einen Rugby-Pullover, und ihre Arme hat sie um ein Bündel weißes Fell geschlungen - ein Kaninchen mit langen, rosa geränderten Ohren, die eng an seinem Körper anliegen.
    »Hallo, Alice.«
    Sie beachtet mich nicht, sondern bittet stattdessen um eine Tasse Tee und Gebäck. Denise gehorcht ohne Zögern.
    »Wann wird dein Vater zurückerwartet?«, frage ich.
    Sie zuckt die Achseln.
    »Du musst ihn doch vermissen. Ist er oft weg?«
    »Ja.«
    »Was macht er?«
    »Er ist Drogendealer.«
    Denise atmet scharf ein. »Das ist nicht sehr nett, Liebes.«
    Alice korrigiert sich. »Er arbeitet für eine Pharmafirma.« »Das war bloß ein Witz«, erklärt sie ihrer Tante schniefend.
    »Sehr witzig«, sagt Ruiz.
    Alice kneift die Augen zusammen, argwöhnisch, ob sie ihm trauen soll.
    »Erzähl mir von Montagnachmittag«, sage ich.
    »Ich bin nach Hause gekommen, und Mum war nicht da. Sie hat auch keinen Zettel hingelegt - ich hab eine Weile gewartet,

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