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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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Bibliothek zu retten ist – sie hatte einen wunderschönen, geschnitzten Fries mit Ornamenten aus Früchten und Bändern, den die Deutschen zu Schießübungen benutzt haben.
    Da in den kommenden Jahren gewiss niemand auf dem europäischen Festland Urlaub machen will, hofft Mr.   Dilwyn, dass die Kanalinseln wieder zu einem Zufluchtsort für Touristen werden – und Kits Haus wäre bestens geeignet für eine Familie, die ein Feriendomizil mieten möchte.
    Doch nun zu seltsameren Vorkommnissen: Die Schwestern Benoit hatten mich und Kit heute Nachmittag zum Tee eingeladen. Ich kannte sie bisher noch nicht, und die Einladung klangrecht eigenartig: Sie fragten, ob Kit einen «ruhigen Blick» habe und «gut zielen» könne. Und ob sie «Rituale» möge?
    Einigermaßen verwirrt fragte ich Eben, ob er die Schwestern Benoit näher kenne. Waren sie geistig gesund? War es ungefährlich, Kit zu ihnen mitzunehmen? Eben brach in schallendes Gelächter aus und sagte, ja, die Schwestern seien geistig gesund und ungefährlich. Er sagte weiter, Jane und Elizabeth hätten sie fünf Jahre lang jeden Sommer besucht, sie trügen stets gestärkte Schürzen, blank polierte Pumps und zarte Handschuhe mit Spitzenbesatz. Wir würden viel Spaß haben, sagte er. Er freue sich, dass die alten Traditionen wieder auflebten. Es würde eine üppige Teestunde mit anschließendem Unterhaltungsprogramm werden, und wir sollten unbedingt hingehen.
    Nichts davon bereitete mich darauf vor, was mich erwartete. Sie sind eineiige Zwillinge und über achtzig, beide untadelig und damenhaft in knöchellangen Gewändern aus schwarzem Georgette, an Ausschnitt und Saum gespickt mit Jettperlen, das weiße Haar zu verquirlten Sahnehäubchen aufgetürmt. Schlicht bezaubernd, Sophie. Wir genossen sündhafte Köstlichkeiten zum Tee, und ich hatte kaum die Tasse abgestellt, da sagte Yvonne (die um zehn Minuten Ältere): «Schwester, ich glaube, Elizabeths Töchterchen ist noch zu klein.» Yvette sagte: «Ich glaube, du hast recht, Schwester. Vielleicht erweist Miss Ashton uns die Ehre?»
    Ich finde, es war sehr tapfer von mir, zu antworten: «Es ist mir ein Vergnügen», wo ich doch gar nicht wusste, was sie im Sinn hatten.
    «Das wäre ganz reizend von Ihnen, Miss Ashton. Während des Krieges haben wir es uns versagt – es wäre doch zu unloyal gegenüber der Krone gewesen. Die Arthritis plagt uns sehr viel ärger als früher, wir können nicht einmal mehr selbst an den Riten teilnehmen. Aber wir sehen Ihnen mit Freuden dabei zu!»
    Yvette ging zur Anrichte und zog eine Schublade auf, während Yvonne die eine Hälfte der Schiebetür zwischen Wohnzimmerund Esszimmer zur Seite gleiten ließ. An der dahinter zum Vorschein kommenden vertäfelten Wand hing ein ganzseitiges, einer Zeitung entnommenes und im Kupfertiefdruckverfahren gefertigtes Sepia-Porträt der Herzogin von Windsor mit der Unterschrift:
Mrs.   Wallis Simpson in früheren Jahren
. Ausgeschnitten, so vermute ich, aus den Gesellschaftsseiten der
Baltimore Sun
in den späten dreißiger Jahren.
    Yvette reichte mir vier bösartig aussehende Dartpfeile mit silbernen Spitzen.
    «Zielen Sie auf die Augen, Liebes», sagte sie. Ich tat wie geheißen.
    «Prächtig! Drei von vier, Schwester. Fast so gut wie die liebe Jane! Elizabeth hat es immer im letzten Augenblick verpatzt. Meinen Sie, Sie wollen es im nächsten Jahr wieder versuchen?»
    Die Geschichte ist einfach, aber traurig. Yvette und Yvonne schwärmten für den Prince of Wales. «So entzückend in seinen kleinen Golf-Knickerbockern!» «Wie der Mann Walzer tanzen konnte!» «Welch elegante Erscheinung im Abendanzug!» So vornehm, so königlich – bis dieses Flittchen ihn in die Finger bekam. «Hat ihn vom Thron gerissen! Seine Krone – dahin!» Es brach ihnen das Herz. Kit war völlig gebannt von dem Geschehen, man kann es ihr nicht verdenken. Ich werde meinen Wurfarm trainieren – vier von vier lautet mein neues Lebensziel.
    Hättest Du nicht auch gern die Schwestern Benoit gekannt, als wir noch kleine Mädchen waren?
     
    Liebste Grüße und XXX,
    Juliet

Juliet an Sidney
    2.   September 1946
    Lieber Sidney,
    heute Nachmittag ist etwas vorgefallen, es ging zwar gut aus, hat mich aber sehr verstört, und ich finde keinen Schlaf. Ich schreibe Dir und nicht Sophie, weil sie schwanger ist und Du nicht. Du bist nicht in anderen Umständen, die Gefahr laufen, Dich aufzuregen, und Sophie schon – ich habe die Grammatik nicht mehr im Griff.
    Kit war bei Isola

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