Deine Küsse - heißer als Feuer
ein Heiliger würde sich hier noch beherrschen können! Wildes Verlangen erfasste Guy. Schnell stellte er das Fernsehgerät aus, dann hob er Avery vorsichtig auf die Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Die Nachttischlampe warf ein mildes Licht. Langsam ließ er Avery auf dem Bett nieder und deckte sie dann zu. Im Nu hatte er sich ausgezogen und legte sich neben sie. Sofort kuschelte sie sich an ihn und seufzte im Schlaf befriedigt auf.
Guy legte die Arme um sie und schloss die Augen. Diesmal würde er sie nicht gehen lassen.
Langsam öffnete Avery die Augen und sah sich dann erschrocken um. Wo war sie, um Himmels willen? Dann erst nahm sie den warmen Körper neben sich wahr. Guy! Gerade noch hatten sie doch in seinem Wohnzimmer gesessen, sie war müde geworden und dann? An mehr konnte sie sich nicht erinnern.
Ganz bestimmt hatten sie nicht miteinander geschlafen. Das hätte sie nicht vergessen. Außerdem war sie noch angezogen, während er, der eng an sie gekuschelt schlief, vollkommen nackt war! Immerhin hatte er sie nicht ausgezogen, so viel Anstand hatte er noch besessen. Aber was bedeutete das? Lediglich, dass er sich nicht über eine Schlafende hergemacht hatte. Immerhin.
Unwillkürlich musste sie lächeln, während sie sich vorsichtig von ihm löste. Glücklicherweise wachte er nicht auf, sondern murmelte irgendetwas vor sich hin und drehte sich auf den Rücken. Sie rutschte von dem großen Bett und warf noch einen Blick zurück. Im Schlaf sah Guy sehr viel jünger aus, als er war. Außerdem so sorglos, so wie damals in New York. War das tatsächlich erst zehn Wochen her? Das konnte sie sich nicht vorstellen. An ihr Leben „vor“ Guy konnte sie sich kaum noch erinnern.
Und mit der Food and Wine Gala würde auch diese Zeit mit ihm enden. Die Versuchung, wieder zu ihm unter die warme Bettdecke zu schlüpfen, war sehr groß. Dann würden sie sich lieben, und sie könnte auch diese Erinnerung in ihrem Herzen bewahren und sich damit trösten, wenn sie wieder allein war.
Doch dann wandte sie sich ab, ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer, sammelte ihre Sachen zusammen und verließ die Suite. Nein, sie würde nicht mit ihm schlafen, nicht hier und nicht jetzt, wo jeder, der sie sah, sofort Bescheid wüsste. Nur wenn er ihr wirklich und voll vertraute, würde sie sich wieder auf ihn einlassen. Das hatte sie sich vorgenommen, und daran würde sie sich halten.
Erst ganz allmählich erwachte Guy aus einem tiefen Schlaf. Lächelnd streckte er den Arm aus – und riss geschockt die Augen auf. Avery war weg! Neben ihm lag niemand mehr.
Sicher, sie hatte sehr deutlich gemacht, dass sie nicht die Absicht hätte, zu ihm zu ziehen. Aber er war fest davon überzeugt gewesen, dass er sie umstimmen könne, wenn er sie erst einmal in seiner Suite beziehungsweise in seinem Bett hätte. Zwar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie einschlafen würde. Aber er war davon ausgegangen, dass sie auch am Morgen noch neben ihm liegen würde. Ganz schön überheblich.
Er hatte ihr ihre Vorbehalte ausreden wollen, hätte sie in die Arme genommen und geliebt, im Bett, in der Dusche, immer wieder – wie damals in New York während dieser traumhaften zwei Wochen. Und nun das.
Nichts lief so, wie er es geplant hatte. In den letzten beiden Monaten war ihm alles aus dem Ruder gelaufen, es war zu viel passiert, worauf er keinen Einfluss hatte. Averys Betrug, Jeffs Schwäche, ihr zu widerstehen, der Tod des Vaters, das Testament, die Halbschwester, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war … War die ganze Welt verrückt geworden?
Zum ersten Mal in seinem Leben kam alles anders, als er gedacht hatte. Er hatte geglaubt, Erica hassen zu können, wollte dem Freund vergeben, hoffte, leicht über den Tod des Vaters hinwegzukommen, da sie in den letzten Jahren nur wenig Kontakt gehabt hatten. Und vor allem hatte er fest damit gerechnet, Avery wieder zu seiner Geliebten machen und sie bei sich behalten zu können, bis sie ihn langweilte. Aber nichts davon hatte geklappt.
Nicht nur Avery hatte sich verändert.
6. KAPITEL
Avery stand bereits hinter dem Rednerpult und wartete auf Guy, mit dem sie die nächste Präsentation vorführen sollte. Ihr zitterten die Hände, als sie das Glas hob und einen Schluck Wasser trank. Dabei ging sie in Gedanken immer wieder durch, was sie noch in der Morgendämmerung am Laptop zusammengestellt hatte. Nicht vor den Zuhörern hatte sie Angst, sondern vor dem Moment, in dem sie Guy wiedersehen würde. Wie
Weitere Kostenlose Bücher