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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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einfach überrascht. Es war cool, auf jemanden zu stoßen, der gewissermaßen so ist wie ich.«
    »Freak und Freak gesellt sich gern, meinst du?«, sage ich und hebe eine Augenbraue, woraufhin er die Augen verdreht.
    »Du bist wohl eher der ›Das Glas ist halb leer‹-Typ, oder?«
    »Für den Moment möchte ich mein Glas einfach nur für mich behalten«, verkünde ich, aber ich lächle dabei. Ich kann nicht anders. Er sieht erleichtert aus, als wäre er um ein Haar von einer Klippe gestürzt.
    Oder als hätte er sein Auto gegen einen Baum gefahren , flüstert die Stimme von vorhin in meinem Kopf, und mit einem Schlag kommt alles zurück. Danny ist immer noch auf dem Speicher über Mrs Petrellis Garage, und ich bin immer noch das Einzige auf der Welt, das er hat.
    Ich habe noch nicht mal meinen Joghurt oder mein Sandwich gegessen, aber ich stoße das Tablett über den Tisch zu Gabriel. Ich habe keinen Hunger mehr.
    »Heb es auf für später«, sagt er und hält mir das Sandwich hin. »Dorseys Stunde wird mit einem Snack im Magen bestimmt viel erträglicher sein.«
    Ich schnaube, aber ich stopfe das Brot in meine Tasche. Die Pause ist sowieso fast vorbei, und Gabriel nimmt mein Tablett, als wir aufstehen. Ich hindere ihn nicht daran und lasse zu, dass er mit mir zusammen aus der Cafeteria geht. Es ist keine große Sache, wir gehen nur nebeneinanderher, wir berühren uns nicht mal.
    Nur dass da Jess ist, als wir durch die Flügeltür in den Flur kommen. Sie sitzt auf der Fensterbank zum Innenhof, David Starger neben sich, der sie anhimmelt wie ein herrenloses Hündchen. Wenn sie in der Nähe ist, verwandelt er sich jedes Mal in eins. Alicia Ferris regt sich über irgendwas auf, das mit dem Jahrbuch zu tun hat, sie ist in diesem Jahr die Fotografin, was bedeutet, dass alle paar Seiten ein Foto von ihr drin sein wird.
    Jess wirkt nicht besonders glücklich. Ganz im Gegenteil, sie sieht schockiert aus. Was noch schlimmer ist – sie guckt mich an, als hätte ich sie verraten.
    Und obwohl mein Herz sich schmerzhaft zusammenzieht, hätte ich einen Moment lang gut Lust, ihr zu sagen, sie solle sich gefälligst daran gewöhnen.
    Als ich schließlich in den Literaturkurs komme, ist alles, woran ich denken kann, Schadensbegrenzung. Jess mag ein hoffnungsloser Fall sein, aber Darcia hat es nicht verdient, verletzt zu werden, nicht mehr jedenfalls, als sie ohnehin schon verletzt wurde. Und ich weiß, dass Jess ihr bestimmt erzählt hat, dass ich mit Gabriel Mittag gemacht habe. Dabei wollte ich bisher nicht mal mit ihr zusammen essen.
    Ich war immer diejenige, zu der Jess rannte, wenn jemand etwas Unerhörtes oder Schreckliches getan hatte, zum Beispiel als Melissa Schine mit Geoff Dormer schlief, bevor er mit Sophie Mathis Schluss gemacht hatte, oder als Sketch Harris eines Tages das Klavier im Musikzimmer zertrümmerte, weil er auf einem üblen Trip war.
    Auf Jess’ Gerechtigkeitssinn ist absolut Verlass. Für sie gibt es gewisse Regeln, an die sich jeder halten sollte, und sie sind alle unumstößlich.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass nach Jess’ Regelwerk eine Person, die immer noch um ihren toten Freund trauert, nicht mit Frischfleisch durch die Schule schlendern sollte. Insbesondere nicht, wenn es so gut aussieht wie Gabriel. Und insbesondere dann nicht, wenn sie offenbar zu deprimiert ist, um Zeit mit ihren besten Freundinnen zu verbringen.
    Ich lasse mich auf den Platz neben Darcia fallen, die schon ihr Heft rausgeholt hat und auf einem Bleistift kaut, während sie ihre Notizen mit einem pinkfarbenen Textmarker anstreicht. Sie wirft mir einen kurzen Blick von der Seite zu und etwas, das versucht, ein Lächeln zu sein, es aber nicht ganz schafft.
    »Hey«, sage ich, lasse meinen Rucksack auf den Boden plumpsen und strecke mein Bein über den Gang, um ihres mit dem Fuß anzustupsen. Mein Doc sieht neben ihrer hellen Jeans ungeheuer klobig und hässlich aus. »Was machst du nach der Schule?«
    Sie blinzelt zweimal, und als sie den Mund öffnet, fällt der Stift klappernd auf den Tisch und rollt in ihren Schoß. »Äh, was?«
    »Ich spreche doch kein Chinesisch, oder?«, necke ich sie und versuche locker und witzig zu klingen, auf die Art, wie wir sonst immer miteinander umgegangen sind. Bis zu diesem Sommer.
    Aber der Versuch kommt zu spät. Ihre Augen sehen mich verwirrt an, als wäre ich die letzten zehn Jahre nicht ihre beste Freundin gewesen. Und das tut weh.
    »Ich hatte gedacht, vielleicht willst du mit mir in die

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