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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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Hand. »Ich meine, ich wollte damit nicht andeuten, dass es okay ist oder dass du jetzt okay bist. So habe ich das nicht gemeint.« Ihre unbeholfenen Worte hängen zwischen uns in dem warmen, nach Kaffee duftenden Raum. Sie sieht unglücklich aus.
    »Ich weiß, wie du es gemeint hast, Dar«, versichere ich ihr, obwohl all die Worte, die ich nicht sagen darf, wie Rasierklingen in meinen Hals schneiden. Messerscharf und extrem schmerzhaft. »Ich arbeite dran.«
    Zumindest das ist die Wahrheit.
    »Ich weiß, dass du ihn geliebt hast«, sagt sie und legt das Plätzchen ab. Es liegt wie ein puderiger Halbmond auf dem Teller. »Wie sehr du ihn geliebt hast. Daran besteht kein Zweifel.«
    Ich blinzle sie überrascht an. »Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass jemand daran zweifeln könnte.«
    »Ich weiß!« Sie wird knallrot, ihre Wangen glühen. »Ich habe nur gemeint …«
    »Du hast gemeint, Jess bezweifelt es, weil sie mich in der Mittagspause mit Gabriel gesehen hat.« Laut ausgesprochen klingt es völlig bescheuert. Ein Junge hat beim Essen neben mir gesessen und plötzlich finde ich mich auf der Anklagebank wieder. Gott, wenn eine von ihnen wüsste, was wirklich vor sich geht, könnte man ihre Entsetzensschreie wahrscheinlich bis nach Sibirien hören. Streicht das. Wahrscheinlich bis zur Milchstraße.
    »Wren.« Es ist nur mein Name, aber ich höre Fragen und Erklärungen und Entschuldigungen darin mitschwingen. Das ignoriere ich jedoch. Ich bin zu wütend, um Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen.
    »Lass es, okay? Die Lampen an der Decke flackern und summen, aber ich ignoriere das ebenfalls. »Ich habe ihn nicht darum gebeten, sich neben mich zu setzen. Ich habe ihn nicht darum gebeten, mit mir zu reden. Ich weiß nicht, was er damit bezwecken wollte, okay? Es ist nicht so, als würde ich nach einem Ersatz für Danny Ausschau halten, also sag Jess, sie soll mich gefälligst in Ruhe lassen.«
    »Wren.« Dieses Mal klingt sie verletzt, überrascht, als bliebe ihr die Luft weg, und das zu hören, trifft mich wie ein Pfeil, blitzartig und mit voller Wucht.
    Geh nicht zu weit , flüstert die Stimme in meinem Kopf. Stoß sie nicht weg. Du musst an ihr festhalten, an ihnen.
    »Ich habe es nicht so gemeint.« Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar, von dem ich weiß, dass es inzwischen aussehen muss wie ein gerupftes Federkleid, aber das spielt keine Rolle. »Ich habe nur einfach eine sehr schwere Zeit hinter mir. Es gibt keine Regeln dafür, weißt du? Tu X, Y und Z, und du kommst darüber hinweg. So funktioniert das nicht, Dar. Und ich finde es total unfair, von Jess für etwas verurteilt zu werden, das ich nicht mal getan habe.«
    Es ist ein billiger Trick und ich weiß es, doch es klappt. Als sie den Kopf hebt und mich ansieht, drückt ihre Miene Verblüffung und Abwehr aus, aber die Person, die sie schützen will, bin ich.
    »Ich werde mit Jess reden«, sagt sie hastig. »Du fehlst ihr genauso wie mir. Und wir wissen einfach nicht, was wir tun sollen, Wren. Wie wir dir helfen können. Du schienst allein sein zu wollen, also haben wir das akzeptiert, aber … wir vermissen dich einfach. Jess macht es wütend.«
    »Ich weiß.« Und das tue ich tatsächlich. Jess hasst es, wegen etwas durcheinander zu sein, besonders wenn sie das Gefühl hat, nichts dagegen tun zu können. Und das macht sie wütend. Sie ist in den letzten Monaten ganz schön oft wütend auf mich gewesen.
    »Wenn du einfach mal mit ihr reden würdest …«, beginnt Darcia und sieht mich mit ihren riesigen grün-goldenen Augen an. Sie ist immer voller Hoffnung, selbst wenn die Lage beschissen aussieht. Ich glaube, ursprünglich sollte sie eine Disneyprinzessin werden und nicht das Kind einer ganz normalen Mittelschichtsfamilie.
    »Das habe ich ja, und sie hat gemeint, ich soll mich verpissen«, sage ich, aber ohne Feuer in meinen Worten.
    »Wenn ich sie richtig verstanden habe, hast du dich nicht besonders ins Zeug gelegt.« Darcia verschränkt die Arme vor der Brust und ich setze mich ein wenig aufrechter hin. Sie kehrt nicht sehr oft ihre strenge Seite heraus, aber wenn sie es tut, ist sie mehr Pitbull als Prinzessin.
    Und da ist es wieder, dieses Summen tief in meinen Knochen, es pulsiert durch mich hindurch, aber dieses Mal passiert nichts, außer dass ich meinen Mund öffne und losplappere, ohne darüber nachzudenken. Es ist keine Magie, es ist die reine Panik.
    »Kommt nächsten Freitag vorbei«, sage ich, und sogar ich höre, wie verwegen meine

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