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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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sich vollsaugen und fügte dann den Safran, den Mohn und den Schierling hinzu.« Ich werfe Gabriel einen schnellen Blick zu, seine Augenbraue ist zu einer unwilligen, gebrochenen Linie gerunzelt.
    »Ich legte das Bild von ihm auf sein Grab«, sage ich, und meine Stimme zittert ein bisschen dabei. Es war ein Bild gewesen, das ich liebte – alles daran war Danny, wie er leibt und lebt, von seinem Stooges-T-Shirt über die Sonne in seinem Haar bis hin zu dem verschlafenen, sanften Lächeln auf seinem Gesicht. »Und ich holte das Messer raus.«
    »Scheiße, Wren.«
    Ich beachte ihn nicht, mache weiter, entschlossen, den Rest auch noch loszuwerden. »Ich habe mich in den Finger gestochen und das Blut auf dem Bild verschmiert. Dann habe ich mir in die Hand geschnitten, hier«, ich strecke die rechte Hand aus und zeige ihm die Narbe in der Mitte meiner Handfläche, »und gewartet. Sobald es Mitternacht war, begann ich mit der Beschwörung, hielt meine Hand über die Schüssel und presste etwas Blut hervor.«
    Sogar jetzt erinnere ich mich noch an die Worte, an ihren weichen Druck auf meiner Zunge, den Klang meiner Stimme in der Stille. Ich hatte fast eine Woche gebraucht, um es richtig hinzubekommen, oder zumindest so nah dran, wie ich es für möglich hielt.
    In dieser Nacht begehre ich, das hell lodernde Feuer des Lebens aufs Neue zu entfachen.
    Feuer, zu früh geraubt durch des Todes eiskalte Hand.
    Erloschen vor seiner Zeit.
    Geister im Licht,
    Geister im Schatten,
    Geister auf der Reise zwischen hier und dort
    Werdet Zeugen meiner Beschwörung.
    Das Leben, das dir genommen wurde, kehre zu dir zurück, Danny!
    Die Liebe erwartet dich.
    Der Tod kann dich nicht halten.
    Im Kerzenlicht,
    Im Sternenglanz,
    Im strahlend schimmernden Mondenschein
    Befehle ich, so soll es sein.
    Mit diesem Symbol für Danny,
    Mit meinem Blut
    Befehle ich, so soll es sein.
    Kehre ins Leben zurück.
    Kehre zurück zu mir.
    Kehre ins Leben zurück.
    Kehre zurück zu mir.
    Kehre ins Leben zurück.
    Kehre zurück zu mir.
    Gabriel schließt die Augen und reibt sich mit der Hand über das Gesicht, als ich den Beschwörungszauber für ihn wiederhole, und ich beiße mir auf die Unterlippe. Es klingt vollkommen falsch hier in diesem schäbigen Zimmer, auf dem Sofa, das nach uraltem Moder und Qualm stinkt. Es klingt verrückt, vollkommen falsch und verrückt, aber ich muss ihm auch noch den Rest erzählen.
    »Ich nahm das Messer und stieß die Klinge durch das Bild in den Boden, in die Erde.« Mein Herz pocht jetzt schneller, es erinnert sich an den jagenden Puls in meinen Adern, während ich wartete, daran, wie die Luft auf dem Friedhof dichter wurde, und an die kühle Brise, die an der Kerze leckte, bis sie aufflackerte und erlosch.
    »Und?«, fragt Gabriel. Er rückt näher, schließt seine Hand wieder um meine Fessel.
    Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. »Ich öffnete die Augen und Danny war da.«

Kapitel elf
    D ies ist keine Stelle, an der man mit Erzählen aufhört, aber als Gabriel sich wieder mit der Hand durchs Haar fährt, klingelt mein Telefon. Es ist Robin, also kann ich den Anruf nicht ignorieren.
    »Was ist?« Ich klinge wie ein Wrack, sogar in meinen Ohren.
    »Ich kann ihn nicht finden und ich habe schon überall gesucht! Kommst du bald nach Hause? Wren?«
    Ich kann mir keinen Reim darauf machen, aber dann sehe ich Dannys Gesicht vor mir, und das Herz rutscht mir ohne Vorwarnung mit einem übelerregenden Wusch! in die Kniekehlen. »Wen kannst du nicht finden, Robin?«
    »Mr Purrfect! Er ist nirgendwo im Haus, und er kommt nicht, wenn ich nach ihm rufe, und du weißt, er …«
    »Robin.« Ich lasse mich zurücksinken, während mein Herz wieder zu schlagen beginnt. Natürlich meint sie nicht Danny. Sie weiß nicht mal von Danny, sie würde nicht nach ihm suchen. Ich bin dabei, den Verstand zu verlieren. »Beruhige dich.«
    »Wren, er ist alt.« Sie ist panisch, was sie so gut wie nie ist, und klingt ungefähr fünf Jahre jünger, wie die kleine Robin, die mitten in der Nacht völlig aufgelöst war, weil sie schlecht geträumt hatte. »Und er ist in letzter Zeit so durcheinander. Und was, wenn er irgendwo feststeckt oder …«
    »Hey, ich meine es ernst. Beruhige dich. Ich komme sofort nach Hause, okay? Ich bin gleich da.«
    Gabriel sieht mich wütend an, als ich das Handy zuklappe, doch ich zucke nur mit den Schultern. »Ich muss los, das war meine Schwester.«
    »Wir müssen reden«, sagt er und verschränkt die Arme vor der

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