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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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Brust.
    »Nein, müssen wir nicht, nicht jetzt.« Ich stehe auf und schnappe mir meinen Rucksack, werfe ihn mir über die Schulter.
    Ich weiß, ich mache es mir leicht. Ich ergreife die erstbeste Gelegenheit, vor dem Ausdruck auf Gabriels Gesicht und dem Urteil, das in seinen Augen steht, davonzulaufen, aber das ist mir egal. Es mag eine Erleichterung sein, zur Abwechslung einmal nicht wegen dem lügen zu müssen, was ich tun kann und getan habe, aber ich hatte nicht bedacht, wie sehr Missbilligung schmerzen kann. »Hör zu, ich verstehe, dass du dir Sorgen machst und so …«
    »Sorgen?« Sein Lachen ist ein Bellen, kurz und scharf. »Machst du Witze? Dein toter Freund lebt in der Nachbarsgarage!«
    Energie durchzuckt mich glühend heiß und so rasend, dass es wehtut, und auf der anderen Seite des Raumes explodiert die Glühbirne unter dem Lampenschirm. »Lass. Mich. In Ruhe.«
    Er zuckt noch nicht mal zusammen. Aber als er den Mund öffnet, schneide ich ihm das Wort ab.
    »Ich hab’s kapiert, okay? Ich hab es wirklich, wirklich kapiert, glaub mir, und ich lebe damit seit Juli und nicht erst seit einer halben Stunde. Also … lass mich einfach in Ruhe. Ich bin ein großes Mädchen und werde mich darum kümmern. Aber zuerst muss ich die senile Katze meiner Schwester finden.«
    Das ist eine so absurde Feststellung, dass Gabriel losprustet und ich lächeln muss. Sie löst die Spannung im Raum, beschwichtigt das wütende, elektrische Summen in meinem Blut.
    Als ich auf die Tür zugehe, schnappt Gabriel sich meine Hand. Er dreht sie um und kritzelt mit einem blauen Kugelschreiber seine Telefonnummer auf die Innenfläche.
    »Wann immer du willst«, sagt er und tritt einen Schritt zurück.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gar keine andere Wahl haben werde, als ihn anzurufen, ob ich nun will oder nicht. Und entgegen meiner großspurigen Worte ist es eine Erleichterung zu wissen, dass er dermaßen Anteil nimmt.
    Zu Hause lasse ich meinen Rucksack gleich neben der Tür fallen und schüttle meine Jacke ab. »Robin?«
    »Hier drin.« Sie erscheint in der Küchentür, die getrockneten Tränen haben silbern glitzernde Spuren auf ihren Wangen hinterlassen. Mr Purrfects Lieblingsspielmaus hält sie fest umklammert. Sie sieht aus, nun ja, als vermisse sie ihre heißgeliebte Katze, und mein Herz zieht sich vor Mitleid zusammen, obwohl ich mir wünschte, Mom hätte verhindert, dass sie dem Biest einen so unfassbar tumben Namen gibt.
    »Hey, komm her.« Ich öffne die Arme und sie läuft schnurstracks hinein und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Die feuchtwarme Mischung aus Tränen und Rotz ist ein bisschen eklig, aber ich streiche ihr trotzdem übers Haar. »Wir finden ihn, Binny. Ich verspreche es dir.«
    Ich habe sie seit Jahren nicht mehr so genannt, und es lässt sie schnüffeln und tief und zitternd Atem holen. »Ich weiß, dass es blöd ist. Ich weiß es. Aber er wird alt, Wren, und die Tates haben diesen großen, gemeinen Hund …«
    »Schhh.« Ich nehme sie fester in den Arm und unterdrücke ein Seufzen. Es ist lange her, seit das größte Problem in meinem Leben etwas so Einfaches war wie ein Kater, der eine unbeaufsichtigte Runde dreht, und ich bin erschöpft von Gabriels Verhör. Aber Mom ist bei der Arbeit, weshalb es mir überlassen bleibt, mich um Robin und den verdammten Kater zu kümmern. Der mich hasst, auch wenn das im Grunde keine Rolle spielt.
    Ich hoffe, es spielt ebenfalls keine Rolle, dass er mir letzte Nacht nach draußen gefolgt ist. Dummerweise kann ich mich nicht daran erinnern, ihn danach noch mal gesehen zu haben.
    Als Robin sich ein bisschen beruhigt hat, lasse ich sie los und werfe einen Blick in die Küche. Mr Purrfects Packung mit Trockenfutter sieht aus, als wäre sie explodiert. Das Ganze erinnert an die Zirkusnummer mit dem winzigen Auto und den vielen Clowns – Berge von Pellets in Goldfischform sind aus einer Tüte gefallen, in die höchstens die Hälfte von ihnen gepasst haben kann.
    Robin windet sich, als ich ihr einen Blick über die Schulter zuwerfe. »Ich habe sie geschüttelt, verstehst du? Damit er kommt. Und ich habe ihn gerufen und weiter die Packung geschüttelt und gerufen und … plötzlich ist das ganze Futter da rausgequollen.«
    Also ist es so weit, der Moment, wo Robin die Dinge tun kann, die ich und Mom tun können, steht unmittelbar bevor, und ich spüre einen kurzen eifersüchtigen Stich. Im Gegensatz zu mir damals hat sie wenigstens eine Vorstellung davon, dass es

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