Deine Lippen, so kalt (German Edition)
entworfen, in einer Band gesungen, einmal hatte sie sogar einen Auftritt in einem Indie-Horrorfilm, der in der Stadt gedreht wurde. Ich denke, Trevor ist eifersüchtig darauf, wie sie ihr Leben in vollen Zügen auskostet, und ich mache ihm daraus nicht wirklich einen Vorwurf.
»Pack uns ein Dutzend ein, natürlich nur, wenn du welche findest.« Sie zwinkert mir zu, als er aufstöhnt und sich von seinem Hocker bequemt. »Ich schätze, wir können gleich etwas süße Barmherzigkeit gebrauchen.«
Wenn du mich fragst, ist es ein bisschen, als würde man einen Kuchen aus Spülwasser und alten Socken mit Glasur überziehen, aber ich habe nicht vor, zu protestieren. Wenn ich Mom gegenübertrete, werde ich garantiert für jede Hilfe dankbar sein, die ich kriegen kann.
Kapitel dreiundzwanzig
R obin muss gehört haben, wie der Wagen in die Einfahrt biegt, denn sie stürmt aus der Haustür und rast die Stufen der Verandatreppe hinunter, bevor ich überhaupt aussteigen kann. Ich stolpere rückwärts, als sie sich in meine Arme wirft, ihre stämmigen Ärmchen umschlingen mich so fest, dass ich kaum Luft bekomme.
»Mach das nie, nie wieder.« Ihre Stimme bebt, aber der Rest von ihr ist völlig starr und klammert sich an mich wie ein Äffchen. »Versprich es.«
»Ich verspreche es.« Ich drücke einen Kuss auf ihren Kopf, das Haar ist verschwitzt und ungewaschen. »Es tut mir so leid, Binny. So leid.«
Sie drückt mich fest und meine Rippen protestieren.
»Das sollte es auch besser. Wo warst du?«
»Nicht weit weg, echt. Mir geht es gut.« Ich hole zitternd Luft, als sie mich endlich loslässt. Mari kommt um das Auto herum und nimmt Robins Hand.
»Lasst uns rein gehen, hm?« Sie lächelt aufmunternd und Robin folgt ihr, aber vorher nimmt sie noch meine Hand, sodass wir die Verandastufen hochgehen wie eine schiefe Gänseblümchenkette.
Und ganz oben, im Rahmen der Haustür, steht Mom.
»Wir haben Plätzchen mitgebracht«, verkündet Mari strahlend, aber Mom scheint sie nicht mal zu hören. Sie sieht mich an, mich allein, und tritt gerade so viel zur Seite, um Mari und Robin ins Haus zu lassen, bevor sie ein einziges Wort sagt.
»Wren.«
Ich höre so viel in diesem einzelnen Wort, Liebe und Reue und Erleichterung und sogar Wut, und ich frage mich, ob es auch so klingen wird, wenn ich Mom sage. Stattdessen stoße ich das Fliegengitter beiseite und gehe hinein. Wir sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, so nah, dass ich die saubere Baumwolle ihres T-Shirts rieche und den leichten Zitrusduft ihres Shampoos, und doch scheinen Meilen zwischen uns zu liegen. Gerade als ich beschließe, dass ich einfach an ihr vorbeigehen sollte, packt sie mich und zieht mich an sich.
»Ich schätze, wir müssen reden«, murmelt sie in mein Haar, und ich nicke.
»Du bist noch nicht vom Haken, weißt du«, fügt sie hinzu, als sie mich von sich schiebt. »Ich bin immer noch wütend.«
»Ich weiß.« Ich räuspere mich und sage fest: »Genau wie ich.«
Ihre Mundwinkel zucken, als müsse sie ein Lächeln unterdrücken. »Das ist nur fair.«
Das Feuer hat eine hypnotische Wirkung, seine langen Flammenfinger greifen nach der Esse, dem Rost. Sie flackern und knacken mit dem Wind, der um das Haus fährt. Nun, da Mari mit Robin nach oben gegangen ist und Mom und ich uns zusammen an den Kamin gesetzt haben, fällt es schwer, einen Anfang zu finden. Stattdessen gucke ich in die Flammen und strecke meine Handflächen dem Feuer entgegen, damit sie seine Wärme aufsaugen können.
»Das hier ist ganz schön verzwickt, was?«, sagt Mom mit einem Hauch Selbstironie und mir entfährt ein unfreiwilliges Schnauben. »Ich schätze, ich hätte einen dieser Elternratgeber lesen sollen.« Auch sie blickt in die Flammen, anstatt mich anzusehen, und ich kann nicht erkennen, ob sie es ernst meint oder nicht. » Rebellion und Pubertät. Alles, was Sie darüber wissen sollten oder so etwas.«
»Ich rebelliere nicht, Mom.«
»Wirklich nicht? Ich habe dir etwas verboten und du hast beschlossen, das Verbot einfach zu ignorieren und es trotzdem zu tun. Es sei denn, hier geht es gar nicht um die Magie.« Endlich wendet sie sich mir zu und sieht mich an, und vielleicht ist das Feuer auch magisch. Während die flackernden Schatten über ihr Gesicht tanzen, entdecke ich mich selbst in der Linie ihres Kinns und Robin in dem Haar, das ihr in die Stirn fällt, und Mari und selbst Gram in der Form ihrer Augen.
»Doch, das tut es«, gebe ich zu und schlinge die
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