Deine Seele in mir /
doch nicht weh getan. Es ist nur … Ich bin so glücklich, dass du es überwunden hast. … Eben gerade, vor wenigen Minuten … du warst völlig frei! Das erste Mal seit über einundzwanzig Jahren warst du weder traurig noch zurückhaltend. Nicht mal ein klein wenig, Matty. Ich liebe dich auch. So sehr!«
Amy hat recht, der Knoten ist geplatzt. Erleichterung macht sich in mir breit.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so wahnsinnig intensiv ist«, flüstert Amy unter mir und spricht mir damit aus dem Herzen.
»Mary ist die Einzige, mit der ich zuvor über Sex gesprochen habe. Und sie meinte, ihr erstes Mal wäre furchtbar gewesen. Aber das hier … wow!« Ihr Lachen klingt befreit.
»Nein!« Ich küsse sie noch einmal. »Wow trifft es nicht mal im Ansatz!«
In dieser Nacht, die gerade erst begonnen hat, schaffen wir es nicht, die Finger voneinander zu lassen. Immer wieder gewinnen die Berührungen an knisternder Intensität, und wir verfallen ein übers andere Mal diesem Rhythmus, der perfekter als bei uns beiden wohl kaum sein könnte.
»Du bist in mir«, haucht Amy mir irgendwann zu. Ich weiß nur zu gut, was sie meint. Sie spricht nicht von unseren Körpern. Amy meint, dass ich sie spüre – mit all meinen Sinnen. Ich fühle genau, was sie braucht und was sie will. Und wie durch ein Wunder geht es ihr ebenso mit mir.
Die Bezeichnung »Liebe machen« bekommt eine so tiefe Bedeutung in diesen Stunden, dass sie plötzlich nicht mehr altbacken oder gar abgedroschen klingt. Es ist exakt das, was wir tun. Wir machen Liebe!
Als die Sonne bereits durch die Fenster blinzelt und der Geräuschpegel des Straßenverkehrs schon deutlich zugenommen hat, liegen wir noch immer wach und sehen uns ungläubig an. Fast so wie an jenem Morgen, als ich zum ersten Mal in meinen zwei Leben neben Matty erwacht war.
»
Wollten wir heute nicht früher aufstehen?«, frage ich lachend.
»
Hm, ja! So war der Plan.«
Seine Haare stehen in alle Richtungen ab, und die Locken, die er stets mit großer Sorgfalt und einer Unmenge Haargel glättet, kommen nun zum Vorschein.
Das sanfte Braun seiner Augen schimmert im Licht der Morgensonne. Vollkommen entspannt bietet er mir ein neues Bild, und ich wünsche, ihn niemals mehr mit einem anderen als genau
diesem
Gesichtsausdruck zu sehen.
Ich liebe diesen Mann so sehr.
»
Aber du musst doch fahren, Matt. Das hältst du doch nicht durch? Wir haben kaum … nein, eigentlich haben wir noch
gar
nicht geschlafen«, stelle ich fest.
»
Was schlägst du vor?« Matt schmunzelt, während er eine meiner Haarsträhnen um seinen Zeigefinger dreht. Eine der vielen süßen Dinge, die er häufig tut.
»
Lass uns erst einmal schlafen. Später überlegen wir weiter. Auf einen Tag kommt es auch nicht mehr an. Vielleicht brechen wir auch erst heute Abend auf und fahren in der Nacht?«
Mein Vorschlag scheint ihm zu gefallen, bedeutet er doch weitere Stunden in diesem Bett.
Matt nickt.
»
Ich fahre gerne nachts!« Und dann, als würde die Sonne durch Wolken brechen, legt sich ein Strahlen über sein Gesicht, das ich so noch nie gesehen habe.
Ich ziehe ihn zu mir, küsse ihn und rutsche so, dass sein Kopf auf meinem Bauch zu liegen kommt. Zärtlich fahre ich durch seine Haare.
»
Übrigens – ich mag deine Locken.«
»
Hm«, brummt er nur, doch ich spüre sein Grinsen.
Er trommelt sanft auf meine Rippen, im Rhythmus meines Herzschlages. Nach einer Weile jedoch bewegen sich Matts Finger immer unregelmäßiger. Sein Atem verlangsamt sich und sein Körper wird immer schwerer. Schließlich sackt seine Hand auf meinen Bauch. Er ist eingeschlafen.
Vorsichtig zupfe ich die Bettdecke über ihm zurecht und schließe meine Arme fest um ihn.
Bald merke ich, wie sich die bleierne Schwere des Schlafes auch über mich legt und mich mit sich zieht.
Seit etlichen Minuten liege ich, so still ich nur kann, neben ihr und beobachte sie. Amy liegt auf dem Rücken, einen Arm unter ihrem Kopf verschränkt. Die dunklen Locken kreuz und quer über das Kissen verteilt, hat sie mir ihr friedliches Gesicht zugewandt.
Ich liebe es, sie beim Schlafen zu betrachten.
»Beobachtest du mich?« Ihre Frage kommt plötzlich, ohne die geringste Vorankündigung. Nicht mal die Augen schlägt sie auf, doch schon verzieht sich ihr Mund zu einem Lächeln.
»Nein!«, behaupte ich postwendend – für einen Moment zu ertappt, um ehrlich zu sein. »Ja! Also, nicht wirklich …«
Nun sieht sie mich an. Eine Augenbraue höher als die andere.
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