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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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empfinde ich Stolz, als ich meine Kreditkarte zücke und um ein Doppelzimmer bitte.
    Wir bekommen ein geräumiges Zimmer im Obergeschoss.
    Die Wände werden von einer gelb-grau gestreiften Tapete geziert. Das gleiche Design findet sich in der Tagesdecke und den Kissen der hellbraunen Couch wieder. Ein Aquarelldruck von Monet hängt über dem Doppelbett, welches von Kissen verschiedener Größen nahezu übersät ist.
    Alles in allem ein wenig kitschig, doch Amy ist begeistert.
    Sie schnuppert an den Blumen, die auf der dunklen Kommode stehen, und wirbelt danach einmal durch den Raum. Schließlich fasst sie nach meiner Hand, in dem Versuch, mich mit sich zu ziehen. Als ihr das nicht gelingt, schubst sie mich rücklings auf das Bett und lässt sich auf meinen Oberkörper plumpsen.
    »Wir sind zu Hause, Matt!«
    Der Satz trifft mich – ein Schlag könnte kaum schmerzhafter sein.
    Sicher, auch ich verbinde viele Erinnerungen mit diesem Ort. Hier war unsere Grundschule, und zuvor verbrachten wir bereits unsere gesamte Kindergartenzeit in Coeur d’Louise. Später spielte ich oft Baseball auf dem Sportplatz bei der Schule, und an jedem zweiten Sonntag besuchten wir die Messe.
    Für jede Besorgung, jedes Brötchen, Eis oder Comic-Heft mussten wir damals nach Coeur d’Louise fahren oder laufen. Auf diese Weise habe ich bestimmt ein Drittel meiner damals noch unbeschwerten Kindheit in diesem Ort verbracht.
    Dennoch bin ich gefühlsmäßig meilenweit davon entfernt, dieses Fleckchen Erde auch heute noch als mein Zuhause zu bezeichnen. Und zwar ziemlich genau neunhundert Meilen.
    Mein Zuhause liegt nordwestlich von hier, an einem großen See direkt am Wald. Dort, wo eines Tages unser Holzhaus stehen und – an einem Holzsteg befestigt – ein kleines Ruderboot auf dem Wasser schaukeln wird.
    Amy jedoch ist völlig aus dem Häuschen. Wenn sie hier schon so empfindet, was für ein Gefühlschaos wird uns dann erst in Saint Toulouse erwarten?
    Da unsere Mägen knurren, beschließen wir, im Restaurantbereich des Hotels zu essen.
    Nun ja ... Amy isst nicht, sie spachtelt.
    Es ist erstaunlich, was für eine riesige Portion in diesem zierlichen Persönchen verschwindet. Und doch, für ihr fröhliches Geplapper bleibt zwischen Röstkartoffeln und Steak genug Zeit.
    »Wir müssen unseren Kindergarten besuchen. Und die Schule. Sollen wir das nicht gleich nach dem Essen tun?«
    »Können wir machen.«
    Etwas in meinem Blick scheint sie zu irritieren. Ihr Kopf neigt sich zur Seite.
    »Waff?«, fragt sie mit vollgestopften Wangen.
    »Du siehst aus wie ein kleiner Hamster«, erwidere ich grinsend.
    Nun schluckt sie und nimmt einen Schluck von ihrer Cola. »Oh, wie galant! An deinem Charme solltest du feilen, Engel.«
    Der Tisch ist zu klein, um eine ernsthafte Barriere darzustellen. Amy lehnt sich vor und küsst mich. »Ich liebe dich, Matt!«
    »Und ich dich erst.«
    Bereits seit einigen Minuten stehen wir vor dem hohen Drahtzaun, der noch immer das Außengelände unserer alten Grundschule begrenzt, als der Schulgong ertönt.
    »Schulfrei!«, ruft Amy. Wir ernten einige skeptische Blicke der umstehenden Eltern, die ihre Sprösslinge erwarten, doch Amy bremst das keineswegs.
    Sie lacht. »Noch immer der gleiche Dreiklang, Matty.«
    Da fliegt die Tür auf und die ersten Kinder rennen heraus. Sie laufen bis zu dem Tor, vor dem wir stehen. Dort warten sie, bis eine Lehrkraft kommt und es aufschließt – genauso wie wir früher. Und genauso, wie unsere Klassenkameraden es früher getan haben, fangen manche der Jungs an, sich gegenseitig zu schubsen, und einige Mädchen springen auf den Hüpfkästchen oder machen Klatschspiele. Andere Kinder stehen dicht an das Tor gedrängt, in einem mehr oder weniger stillen Wettkampf, es möglichst als Erster zu passieren. Ja, manche Dinge ändern sich nie.
    Amy scheint den gleichen Gedanken zu haben. Sie lächelt zu mir empor. Ein Leben lang könnte ich so dastehen und in ihr strahlendes Gesicht schauen, doch ein stämmiger Junge unterbricht meine Pläne, sobald sich das Tor vor uns geöffnet hat. Mit einer Kraft, die ich einem Knirps seines Alters niemals zugetraut hätte, rempelt er mich an und bringt mich damit für einen Moment ins Straucheln.
    Amy streckt schnell ihre Hand aus und hält mich am Ellbogen fest. Ich finde gerade noch den nötigen Halt, um nicht zu fallen.
    »Hey, du wirst dich doch nicht von einem Zehnjährigen umwerfen lassen?«, fragt sie lachend.
    Ich zucke mit den Schultern und

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