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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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ich ruhig mal an was anderes denken, als immer nur ans Lernen und Üben. Ich liege eh viel besser in der Zeit, als ich es mir vorgenommen hatte, und meine Mitbewohner werfen mich raus, wenn ich abends noch Klavier spiele. Also, ist er noch da?«
    »Komm mit! … Er und … seine Freundin Julie werden sich freuen, dich kennenzulernen.«
    Nur Sekunden später öffnet Evelyn die bisher angelehnte Tür zum Wohnzimmer. Hinter ihr betritt eine junge Frau das Wohnzimmer, die wirklich genauso aussieht, wie ich mir Amy in diesem Alter vorgestellt hätte. Sofort verschlägt es mir den Atem.
    Erwartungsvoll und ungeduldig tippelt Elena hinter ihrer Mutter her und begrüßt uns, kaum, dass sie die Türschwelle passiert hat, bereits mit einem höflichen: »Guten Abend zusammen.«
    »Hallo Daddy«, ruft sie Peter zu und drückt ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dabei lugt sie aber schon zu Amy und mir herüber. In der Zwischenzeit habe ich mich erhoben. Elena steuert nun direkt auf mich zu und bleibt erst unmittelbar vor mir stehen. Tief sieht sie in meine Augen. Noch ehe ich meine Hand ausstrecken und mich ihr vorstellen kann, fliegt sie mir bereits um den Hals und beginnt zu weinen.
    Ich bin völlig überrascht und zugegebenermaßen ein wenig überfordert mit dieser emotionsgeladenen Reaktion. Elena schluchzt heftig, versucht jedoch sofort, sich wieder zu fassen. Hastig reibt sie sich über die Augen. »Bitte entschuldige, Matt. Darf ich dich Matt nennen? Es fühlt sich nämlich so an, als würde ich dich schon ewig kennen.«
    Verdutzt sehe ich sie an, bis mich Amys Stoß in meine Rippen schmerzhaft daran erinnert, wie man nickt.
    »Oh, ja! Natürlich darfst du das, Elena. Ich freue mich sehr, dass wir uns einmal sehen.«
    »Und ich mich erst.« Sie schluchzt noch immer, doch hinter ihren Tränen lächelt sie breit. Sie lacht und weint zur gleichen Zeit. Wer hätte das gedacht? Wie hübsch sie ist. Ja, genau
so
hätte auch Amy ausgesehen. »Es tut mir leid, dass ich heule. Ich
will
überhaupt nicht heulen.« Sie lacht nun und wischt sich die immer weiter überquellenden Tränen aus den Augenwinkeln.
    »Es ist okay, wenn du weinst. Manchmal muss das sein«, sagt Amy, die leicht versetzt hinter mir steht. Bei ihren Worten wirft sie mir einen bedeutsamen Blick zu. Ich spüre, wie er sich in meinen Nacken einbrennt und weiß, dass sie mich ebenso meint wie ihre Schwester.
    Elena blickt zu ihr auf und sagt verlegen: »Ja, ich weiß. Aber ihr müsst doch denken, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe, oder?«
    »Nein, Quatsch! Ich kann das gut verstehen. Ich bin übrigens Julie, hallo!« Die Schwestern schütteln sich die Hände, ohne dass Elena Amy große Beachtung schenkt. Sofort schaut sie wieder zu mir. »Mein Bruder hat mich angerufen und mir erzählt, dass du da bist. Ich bin nicht böse, dass meine Eltern es mir nicht gesagt haben, aber meine Geschwister – besonders mein Bruder, aber auch Jenny – sie verstehen besser, wie wichtig es mir ist, dich kennenzulernen.«
    Ich sehe sie fasziniert an, aber, ehrlich gesagt, hauptsächlich wegen dieser verblüffenden Ähnlichkeit und nicht etwa, weil ich die Bedeutung unserer Begegnung für Elena nachvollziehen kann. Sie, in der Art ihrer großen Schwester, wartet gar nicht erst auf eine Reaktion, um sich weiter zu erklären. »Weißt du, ich bin mit der Geschichte von Amys Tod groß geworden. Auch wenn es Mom und Dad gelang, die Umstände ihres Todes vorerst noch vor mir geheim zu halten, so erfuhr ich die Wahrheit doch bereits im Kindergarten, durch eine plappernde Freundin. Es traf mich wie ein Knüppelschlag. Ich hab Mom und Dad Löcher in den Bauch gefragt und konnte nächtelang nicht mehr schlafen. Mom erzählte mir auch von dir und davon, dass du und Amy … dass ihr einfach unzertrennlich wart. Ich will dich schon kennenlernen, seitdem ich von diesem Verbrechen erfahren habe, Matt.«
    Sie greift nach meiner Hand und drückt sie. Eindringlich schaut sie mich an. Der Blick ihrer blauen Augen wandelt sich, als sie wenig später meine Narbe entdeckt. Bereitwillig streiche ich mir die Haare aus der Stirn.
    »Diese Narbe … ist das die Verletzung, die …«
    »Ja.« Ich nicke. »Er schlug erst deine Schwester und dann mich. Ich weiß nicht, womit. Wahrscheinlich waren es Schlagringe, keine Ahnung. Amy traf er hier.« Ich deute auf meinen Nasenrücken, zwischen meine Augen. »Sie war eine Weile ohnmächtig.«
    Elena schluckt heftig, doch sie nickt tapfer. »Fällt

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