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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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es dir schwer, darüber zu sprechen, oder darf ich dir einige Fragen stellen? Ich weiß, dass Sammy dich schon gelöchert hat.«
    »Das ist aber okay. Ich habe in letzter Zeit viel darüber gesprochen, und langsam, aber sicher kriege ich Übung darin.«
    Elenas mitleidiger Gesichtsausdruck erschwert mir das Atmen. Doch dann schließt sie die Augen und atmet tief durch. »Ich habe so viele Fragen. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll … Also, was ich mich immer schon gefragt habe: Denkst du noch ab und zu an meine Schwester?«
    Ich muss lächeln angesichts der Umstände, von denen Elena natürlich nichts wissen kann. »Ehrlich?«, frage ich. Sie nickt. »Es ist kein einziger Tag vergangen, an dem ich
nicht
an deine Schwester gedacht habe«, gestehe ich wahrheitsgemäß und fühle mich sofort von schmachtenden Blicken umzingelt.
    »Du meinst … ich meine … hast du Amy geliebt? Ich meine … so wie Kinder …?« Die Frage ist Elena peinlich. Sie wird rot, und ich muss schmunzeln.
    »Ja«, gestehe ich erneut. »Ich denke, das habe ich wohl. Ich wollte ein Haus mit ihr bauen und sie …«
    Ich drehe mich zu Peter um, der sich weit in seinen Sessel zurückgelehnt hat und mir mit verschränkten Armen zuhört. Verschwörerisch beuge ich mich zu Elena vor.
    »Das ist peinlich. Dein Dad hört zu«, flüstere ich.
    Elena lacht, und Peter formt mit seiner Rechten eine Faust und schlägt damit in seine hohle Linke. »Nein, nein, Matt, nur zu. Erzähl ruhig, was du mit meiner kleinen Tochter vorhattest!«
    Jetzt lachen wir alle – nur Elena wirft zuerst Amy einen verwunderten Blick zu, dann blickt sie skeptisch zu ihrem Vater. Seine Ausgelassenheit macht logischerweise keinen Sinn für sie, doch keiner der anderen scheint das in diesem Moment zu bedenken, und auch mir fällt es erst zu spät auf.
    »Ich wollte …«, fahre ich hastig fort, um abzulenken, »... Amy sogar heiraten …« Ein wenig verlegen sehe ich zu Amy und auch sie senkt ihren Blick.
    »Das ist ja süß! Hast du sie etwa gefragt?« Elena kichert.
    »Oh ja, natürlich. Sogar diese Schmach habe ich mir gegeben.« Ich nicke gedankenverloren und sehe, als ich aufblicke, in eine Runde erwartungsvoller Gesichter. So leicht scheine ich aus dieser Nummer nicht mehr rauszukommen.
    »Also gut.« Ich seufze resigniert. »Wir waren vielleicht gerade acht Jahre alt, als ich sie gefragt habe. Ich hatte eine Szene in einem alten Schwazweißfilm gesehen und war mir sicher, bestens vorbereitet zu sein. Bei einem langen Spaziergang pflückte ich einen Arm voll wilder Feldblumen. Unter dem großen Apfelbaum in eurem Garten fragte ich Amy also, ob sie mich vielleicht irgendwann einmal heiraten würde. Sie saß auf der Schaukel und ich …« Mit ausgestrecktem Zeigefinger weise ich auf die vollkommene Art meines Antrags hin. »Ich kniete mich sogar vor sie ins Gras.«
    »Oh nein, wie goldig.« Schmachtend blickt Elena mich an. Gespannt zieht sie ihre Beine auf die Sitzfläche der Couch hoch, und ich könnte wetten, dass, wenn nun Popcorn auf dem Tisch vor uns stünde, dies der Moment wäre, in dem sie zugreifen würde.
    »Und, was hat sie gesagt?«, fragt sie mit großen Augen.
    »Sie hat …«, mit einem Seitenblick lächele ich Amy kurz zu.
    Diesmal wird sie knallrot. Ha, mein Sieg! Wahrscheinlich muss sie sich gerade verdammt zusammenreißen, um nicht die Hände vor dem Gesicht zusammenzuschlagen.
    Genießerisch koste ich den Moment aus. »
Deine
Schwester…«, sage ich sehr langsam und bedeutungsschwer – wohl ahnend, dass ich später am Abend noch für meinen Triumph bezahlen werde, »… hat mich gefragt, ob ich ihr dann auch jeden Tag Kaugummi und Schokolade kaufen würde. Selbstverständlich habe ich eingewilligt. Dann hat sie den Kopf schief gelegt und gesagt, sie brauche trotzdem noch Bedenkzeit.«
    Alle Anwesenden prusten laut los.
    »Braves Mädchen.« Peter nickt und zwingt sich, den Blick zu senken, um Amy nicht anzusehen.
    »Hey!«, wehre ich ab. »Das war nicht lustig! Ich kniete da mit einem Arm voll Blumen und hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte … sollte ich besser gehen, oder stand die Verabredung zum Spielen nach wie vor, trotz der geforderten Bedenkzeit? Ich war hoffnungslos überfordert.«
    »Und dann?« Elena ist so aufgeregt wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingsmärchen erzählt.
    »Nachdem ich eine Weile weiter blöd in der Gegend rumgekniet hatte, beschloss ich, dass es wohl angebrachter wäre zu gehen, um sie in Ruhe

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