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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Hände nehmen zu können. »Matty, du warst fast wie ein zweites Kind für mich. Ich bin mir sicher, dass es deiner Mom mit Amy ähnlich ging. Da es euch beide nur im Doppelpack gab, hatten immer entweder Martha oder ich euch beide bei uns. Und du warst so ein gut erzogenes, braves Kind, dass man dich nur lieb haben konnte. Dass du es bist, der uns unsere Amy zurückbringt, bedeutet mir sehr viel. Niemand anderem hätte ich diese Geschichte abgenommen, aber dir musste ich glauben. Sieh dich an, was für ein toller Junge aus dir geworden ist. Ein Mann sogar!«
    Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. Sofort spüre ich die wohlbekannte Hitze in mir aufsteigen, die meine Wangen innerhalb von Sekunden mit hektischen roten Flecken übersät.
    Evelyn lächelt mich unbeirrt an. »Kommt mit mir auf den Dachboden«, bestimmt sie dann und fährt nur einen Augenblick später die schmale Stiege aus der Deckenöffnung aus. Amy und ich blicken uns achselzuckend an. Hinter Evelyn steigen wir auf den Speicher.
    Hier herrscht das übliche Aufbewahrungschaos wie wohl auf jedem anderen Dachboden auch, doch Evelyn peilt gezielt eine Ecke an und zieht aus dem Halbdunkel einen großen Karton hervor.
    »Hier, Süße, deine Sachen. Erst als Sammy geboren wurde, haben wir dein Zimmer für ihn verändert. Bis dahin hatten wir es unangetastet gelassen. Hier sind all deine Lieblingssachen drin.«
    Amy schaut sie ungläubig an.
    Nur einen Moment später schmeißt sie sich jedoch auf die Knie und reißt den Karton auf, wie es ein ungeduldiges Kind mit seinen heiß ersehnten Weihnachtsgeschenken tut.
    Comics kommen zum Vorschein, ihr Tagebuch und ein Kissen, an das auch ich mich noch sehr gut erinnern kann. Möchte nicht wissen, wie bazillenverseucht das Teil mittlerweile ist, doch Amy presst ihre Nase sofort tief hinein.
    »Mein Kissen! Es riecht noch genauso wie damals.«
    Auch die einzige Puppe, die sie jemals besaß, liegt in dem Karton und wird nun das erste Mal in ihrem bislang wohl ziemlich traurigen Puppenleben eines Blickes gewürdigt.
    »Bella«, ruft Amy freudig und drückt den weichen Schlenkerkörper fest an sich. Als wir die schmale Stiege herabsteigen, trage ich den Karton.
    »Kann ich diese Sachen haben?«, hatte Amy hoffnungsvoll gefragt.
    Und Evelyn hatte ihr über das lange Haar gestrichen und geantwortet: »Aber Schatz! Es
sind
deine Sachen. Sie gehören dir doch bereits.«

[home]
XXII. Kapitel
    D er halbe Tag vergeht erneut mit den Erzählungen alter Erinnerungen und der Ereignisse, die sich in der Zwischenzeit zugetragen haben.
    Amy verbringt Stunden damit, sich mit ihrer Mom zunächst ihre eigenen und dann die Fotoalben ihrer Geschwister anzusehen. Evelyn und Peter behandeln mich wirklich wie einen verlorenen Sohn, und auch Sam und Jenny sind uns gegenüber überaus offen.
    Wir haben nun gemeinsam beschlossen, die beiden noch nicht einzuweihen, obwohl sie irgendetwas zu spüren scheinen. Natürlich wissen sie nicht, was wirklich passiert ist, aber sie ahnen offensichtlich, dass ich nicht nur der Ex-Nachbarsjunge Matt bin, der zufällig hier vorbeigekommen ist und spontan hereingeschaut hat, um noch mal hallo zu sagen.
    Ich bemerke etliche argwöhnische Blicke der beiden und frage mich immer wieder, was sie wohl denken. Besonders Amy nehmen sie genau unter die Lupe, als hätten sie einen siebten Sinn für die Dinge, die man ihnen vorenthält. Sam und Jenny fragen ihre große Schwester alle möglichen privaten Sachen, und Evelyn, Tom oder ich greifen immer wieder ein, sobald wir bemerken, dass Amy nun langsam die Antworten ausgehen. Wir wissen ja, dass sie als Einzige dafür wäre, ihre Geschwister sofort einzuweihen und dass das Lügen ihr völlig gegen den Strich geht.
    Abends sitzen wir, wie bereits am Tag zuvor, noch lange gemeinsam im Wohnzimmer. Nur Amys Geschwister liegen schon in ihren Betten. Als die Türklingel ertönt, sehen sich Evelyn und Peter fragend an. Schulterzuckend erhebt sich Evelyn und öffnet die Haustür.
    »Lena?«, hören wir sie erstaunt ausrufen, und sofort springt Amy von ihrem Platz auf der alten Couch auf.
    »Sam hat mich angerufen«, hören wir die gedämpfte Stimme ihrer Schwester; sie klingt vorwurfsvoll. »Er hat gesagt, Matthew Andrews wäre hier. Warum sagt ihr mir denn nicht Bescheid? Könnt ihr euch nicht denken, wie sehr ich darauf brenne, ihn kennenzulernen?«
    »Aber Schatz, du hast doch gesagt, du hättest bald einige wichtige Klausuren, und …«
    »Oh, Mom! Ein, zwei Stunden kann

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