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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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gleichen, ist überwältigend.
    Nun, nachdem sie so impulsiv ihren gemeinsamen Standpunkt vertreten haben, sickert mit den stillen Sekunden auch langsam die Erkenntnis über das soeben Geschehene in das Bewusstsein der Schwestern. Elena erstarrt. Ihr Gesichtsausdruck entgleist ihr völlig.
    Sie sieht Amy an, schluckt schwer, und dann – wie auf ein Signal hin – fallen sich die beiden in die Arme.
    »Oh, Amy!« Elena schluchzt und strahlt zugleich. Sie küsst ihre Schwester auf die Wange. »Das ist der schönste Tag meines Lebens! Bei weitem!«

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XXIII. Kapitel
    A my schüttelt den Kopf.
    »Ich kann nicht fassen, dass wir wirklich hier oben sind!«
    »Warum? Wir haben doch immer gesagt, dass wir hier hochklettern, wenn wir erst einmal ›groß‹ sind.«
    Wir sitzen nebeneinander auf der Spitze dieses unglaublichen Berges. Es ist der höchste Berg der Umgebung.
    Als Kinder malten wir uns aus, dass er wohl das Ende der Welt markieren müsse, so mächtig war er uns damals erschienen. Über zwei Stunden haben wir für den Aufstieg gebraucht, und es erfüllt uns beide mit Stolz, nun hier oben zu sitzen.
    Hinter uns liegt ein für die Jahreszeit ungewöhnlich warmer Tag. Auch jetzt, da die große, rote Sonne mit ihrer Unterseite bereits die weit entfernten Gipfelspitzen zu berühren scheint, wird es nur sehr langsam kühler. Genau in diesem Moment sieht es so aus, als würde sie uns gegenüber auf den Felsen sitzen.
    Der Himmel, so hell und mit all seinen verwirbelten weißen Wolken, wirkt, als habe man einen Schluck Milch in ein Glas voll Wasser gegossen.
    Hier oben riecht es staubig und trocken und – ich kann es nicht anders beschreiben – nach Freiheit. Der Ausblick ist schlichtweg phänomenal. Weit unter uns breiten sich die Wiesen, Felder und brachliegende Äcker wie ein riesiger, grün-braun gemusterter Teppich aus.
    Wir suchen unser Dörfchen und finden schließlich in der Ferne all die kleinen Häuser und Plätze, an denen so viele Erinnerungen hängen. Die Luft auf dem Gipfel
unseres
Berges ist klar, und der Wind trägt den verheißungsvollen Duft des Frühlings mit sich wie ein süßes Versprechen.
    Es ist nur sehr schwer vorstellbar, dass Kristin und Tom noch immer in ihrem eingeschneiten Häuschen sitzen.
    Wir hingegen tragen beide bis zu den Knien hochgeschlagene Jeans und kurzärmlige Shirts; unserer Jacken haben wir uns während des Aufstiegs entledigt und sie mit den Ärmeln über unseren Hüften verknotet.
    Amy erhebt sich von dem riesigen Felsbrocken, der den Gipfel des Berges krönt. Er bildet den höchsten Punkt, und das gibt mir ein Rätsel auf, dessen Lösung mir nicht einfallen will.
    Wie ist er da hingekommen?
    Während ich immer noch vergeblich versuche, hinter dieses Geheimnis zu kommen, trinkt Amy einen Schluck aus unserer Wasserflasche und schaut mich an. Mit weit ausgebreiteten Armen beginnt sie, sich um ihre eigene Achse zu drehen. »Du hast recht, Matt. Wir haben gesagt, dass wir hier hochsteigen, und da sind wir nun. Wir werden
alles
machen, was wir uns vorgenommen haben. Einfach alles!«
    Ich spüre deutlich, wie unbeschwert und glücklich sie ist. Ihr Anblick wärmt mein Herz, viel mehr, als das kraftlose Licht der untergehenden Sonne es nun noch vermag.
    »Geh von der Kante weg«, warne ich sie trotzdem, wie immer der Bedachte von uns beiden. Spaßbremse findet Amy passender. Prompt lässt sie sich in meine Arme fallen. Rücklings plumpsen wir auf den harten Boden.
    »Oooh«, stöhne ich und halte mir den Rücken.
    Blitzschnell setzt sich Amy auf. »Tut mir leid. Hast du dir weh getan?«, fragt sie mit besorgter Miene.
    »Nein. Bleib hier!« Mit sanfter Bestimmtheit ziehe ich sie zurück in meine Arme.
    »Hörst du diese Stille, Matty?«, fragt Amy nach einer Weile, in der wir ruhig aneinandergekuschelt gelegen haben.
    »Kann man Stille denn hören?«, flachse ich. Amy greift sich eine Handvoll des rötlichbraunen Sandsteinstaubes und will ihn mir ins Gesicht pfeffern, doch ein plötzlicher Windstoß hat andere Pläne und infolgedessen sieht Amy selbst nur eine Sekunde später wie eine schlecht geschminkte Squaw aus.
    Ich kann nicht anders, als laut loszuprusten. »Ha, Eigentor! Das geschieht dir recht!«, rufe ich schadenfroh und schüttele mich vor Lachen. Sie scheint es zu genießen, mich so ungewohnt ausgelassen zu sehen, auch wenn meine Freude gerade natürlich voll auf ihre Kosten geht.
    Mein Lachen ist offenbar ansteckend, denn Amy stimmt ein, während sie sich

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