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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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schätze, auch wenn mich ihre Bemerkung ein wenig trifft.
    »Oh, okay.« Hastig ziehe ich den Katalog wieder zurück.
    »Ha, ich wusste es!«, ruft sie. Es klingt triumphierend, doch tief in ihren Augen spiegelt sich eine Spur Enttäuschung wider. »Sie haben eine Freundin, stimmt’s? Oder ... Sie wollen eine, ich weiß es nicht so genau.« Skeptisch schaut sie mich an, ihr Zeigefinger trommelt gegen die geschürzten Lippen. Süß sieht sie aus.
    »Nichts dergleichen«, wehre ich ab. Das Rauschen meines Blutes dröhnt mir in den Ohren. Meine Güte, auf dieser gesamten Emotionsebene bin ich wirklich zurückgeblieben.
    Wann immer es um Frauen geht, fühle ich mich wie ein unbeholfener, schüchterner Schuljunge; als würde ich den erwachsenen Mann, der ich so lange schon bin, lediglich mimen – und zwar verdammt schlecht.
    Mary scheint mein Unbehagen zu spüren, doch dieses Mal kennt sie kein Erbarmen. Sie ist zu neugierig, die Gute. »Warum brauchen Sie dann meine Hilfe?«, fragt sie kess.
    Sie erwischt mich auf dem falschen Fuß, wie immer, wenn Spontaneität gefragt ist.
    Noch bevor ich es verhindern kann, deutet Mary mein Schweigen als Bestätigung ihrer Vermutung. »Ach, erzählen Sie mir doch nichts. Natürlich ist da eine Frau im Spiel. – Also los, Mittagspause. Ihren nächsten Termin haben Sie erst in anderthalb Stunden, das wird wohl reichen. ... Kommen Sie, gehen wir shoppen!«
    Schon zerrt sie mich hinter sich her, und nur wenig später finde ich mich in einer kleinen Boutique wieder, umrahmt von den schicksten Klamotten und sorgfältig versteckten Preisetiketten.
    Mary wähnt sich offensichtlich im Paradies.
    »
Das
sind Sachen, die mir gefallen«, ruft sie aus.
    Sie dreht und wendet sich in Begeisterung und wirkt dabei so aufgeregt wie ein Kind unmittelbar vor der Bescherung.
    »Was soll es denn sein?«, fragt sie schließlich.
    Hilflos zucke ich mit den Schultern. »Keine Ahnung. Nichts Dunkles ... etwas Farbenfrohes ... am besten ein komplettes Outfit ... oder mehrere.«
    Die ohnehin schon großen blauen Augen fallen ihr fast aus dem hübschen Köpfchen, so weit reißt Mary sie nun auf. »Oh, Mr Andrews, bitte. – Bitte, heiraten Sie mich. Biiiitte!«, ruft sie und stützt sich theatralisch auf meinen Arm. Dann wendet sie sich der jungen und offensichtlich ebenso begeisterten Verkäuferin zu, die wahrscheinlich schon das schrille
Zinggg
ihrer Kasse im Ohr hat.
    »Haben Sie das gehört? ... Mehrere, hat er gesagt«, ruft Mary, bevor sie wieder zu mir schaut.
    Die Verkäuferin nickt eifrig.
    Ja, natürlich hat sie
das
gehört.
    »Also, Mr Andrews, sagen Sie mir ...«, beginnt Mary.
    Das ist der Moment.
    Ich strecke ihr meine Hand entgegen.
    »Mary, ich heiße Matt. Ich denke, ein Du ist mittlerweile wirklich angebracht, oder nicht?«
    Für einen kurzen Moment schaut sie mich verdattert an. »Ja, doch, sehr gerne«, erwidert sie dann. Langsam und irgendwie bedeutungsvoll reicht sie mir ihre Hand, die so zierlich ist, dass ich mich kaum traue, sie zu drücken.
    Kurz schaut sie zu Boden, doch bevor ich dazu komme, mich zu fragen, ob ich sie in Verlegenheit gebracht habe, ist sie wieder die Alte.
    Als sie zu mir aufblickt, funkelt der Eifer in ihren Augen. »Also, ich brauche die Haar- und Augenfarbe der Glücklichen. Beschreib sie mir doch mal. Was ist sie denn für ein Typ?«
    Das ist leicht, das kriege ich hin. »Also, sie ist etwas größer als du, aber nicht viel. Vier, fünf Zentimeter vielleicht und genauso schlank. Dunkle, wellige Haare. Lang.« Ich deute auf meinen Ellbogen. »Ihre Augen sind grün. Hellgrün. Sie ist ziemlich blass und hat auch blasse Sommerspro...«
    Mary unterbricht mein Gebrabbel mit einem eigenartigen Geräusch, das weder ein überzeugendes Lachen noch ein richtiges Seufzen ist. »Wow! Okay, okay, das reicht schon. Und du wolltest mir vormachen, da wäre nichts.« Sie schnaubt ein wenig verächtlich, bevor sie sich einer der Kleiderstangen zuwendet.
    Ein weiteres Mal entscheide ich mich fürs Schweigen. Warum sollte ich auch protestieren? Ich weiß ja, wie es ist, und jeder Versuch einer ehrlichen Erklärung würde nur Hunderte neuer Fragen aufwerfen. Also lasse ich Marys Bemerkung einfach im Raum verhallen.
    In erstaunlich kurzer Zeit stellt sie fünf unterschiedliche Outfits zusammen. Rot, grün und goldgelb sind die Farben, für die sie sich entschieden hat. Begeistert zeigt sie mir, wie vielfältig sich die Sachen untereinander kombinieren lassen. Sie ist voll in ihrem

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