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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Element. Ohne Zweifel habe ich genau die richtige Beraterin an meine Seite gewählt.
    Ja, diese Sachen gefallen mir sehr gut. Sie passen wunderbar zu Julie.
    »Schwebte dir etwas in dieser Art vor?«, fragt Mary und betrachtet ihr Spiegelbild, während sie sich eine der Blusen vorhält.
    »Absolut.«
    Fast nebensächlich deute ich auf den lilafarbenen Rollkragenpullover, den sie die ganze Zeit schon heimlich anschmachtet. »Der würde dir sicher gut stehen.«
    »Meinst du wirklich? Ich liebäugle schon mit ihm. Er ist toll, nicht wahr?« Schon hat sie sich den Kleiderbügel geschnappt und verschwindet mit einem: »Bin gleich wieder da«, in der nächsten Umkleidekabine.
    Als Mary wieder rauskommt, um sich zu präsentieren, erwarte ich sie bereits mit gepackten Tüten.
    Der Pullover steht ihr wirklich gut; sie grinst von einem Ohr zum anderen, als sie sich im Spiegel betrachtet. Dann ergreift sie den hohen Kragen und tastet nach dem Mini-Etikett in ihrem Nacken, doch ich bin schneller. Bevor sie fündig wird, greife ich nach einer Schere auf dem Kassentresen, schneide die dünne Kordel durch und ziehe das Preisschild heraus.
    »Behalt ihn direkt an, er ist schon bezahlt«, flüstere ich ihr zu.
    »Matt«, ruft Mary ungläubig aus. Ich genieße den Moment ihrer Fassungslosigkeit wie einen triumphalen Sieg. Es ist wirklich schön, einmal
nicht
derjenige zu sein, der völlig perplex in der Gegend herumsteht.
    »Was?«, frage ich, als außer meinem Namen kein weiteres Wort über ihre Lippen kommt. »Beraterhonorar!«
    Es ist ein Weihnachtsmorgen wie aus dem Bilderbuch.
    In dicken Flocken tanzt der Schnee vom Himmel herab – ohne jede Eile – und eine Duftwolke, die das Versprechen auf Gebäck und Kaffee in sich trägt, umgibt das blaue Haus.
    Mit vollbepackter Rückbank fahre ich bei den Kents vor. Ich belade mich mit dem Wein und den Pralinen und natürlich mit der prallen Geschenktüte, die Julies neue Kollektion beinhaltet. Ich hoffe wirklich, dass dieses Präsent gut ankommen wird. Meine schlimmste Befürchtung ist, dass es falsch und vielleicht sogar in irgendeiner Form herablassend rüberkommt, Julie so viel Kleidung zu schenken. Immerhin hat dieses Geschenk mich fast ein Monatsgehalt gekostet, und ich habe keine Ahnung, wie das auf Tom und Kristin wirken wird. Das Geld ist bei den Kents recht knapp, da Tom nur das Nötigste arbeitet, um seine Frau daheim unterstützen zu können. Und ich will nicht, dass meine Geschenke wie Almosen wirken. Dass sich die beiden in irgendeiner Weise peinlich berührt fühlen, ist wirklich das Letzte, was ich bezwecke.
    Kaum habe ich die Hintertür meines treuen Ford Focus mit dem Knie zugeschmissen, öffnet Kristin schon die Haustür und beginnt mich sofort – aus einer Distanz von mehreren Metern – zu tadeln.
    »Oh, Matt, das kann doch nicht wahr sein. Nach allem, was du für uns tust, kommst du jetzt auch noch so bepackt hier an? Du bist unmöglich, Junge! Ich sollte dich gar nicht erst hereinholen. – Also los, komm schon.«
    Im Wohnzimmer lege ich meine Geschenke zu den anderen. Gott sei Dank hat Mary mir geholfen, sie zu verpacken.
    Der Weihnachtsbaum ist so üppig geschmückt, dass sich die Äste unter ihrer Last biegen. Ich begrüße Julie, die, wie immer schaukelnd, vor dem Kamin sitzt. Sie trägt ihre Haare heute offen, und Kristin hat ihr eine schlichte weiße Bluse und dazu eine dunkelblaue Jeans angezogen.
    Jedes Mal wieder fasziniert mich ihr Anblick. Wie das Abbild einer wunderschönen jungen Frau sieht sie aus – fast wie gemeißelt – so eben, leblos und blass wirkt ihr Gesicht.
    Entgegen meiner Befürchtungen freuen sich Tom und besonders Kristin sehr über die Garderobe für Julie.
    »Oh, sie wird so hübsch darin aussehen, Matt«, schwärmt Kristin. Die Begeisterung ist ihr anzusehen. Doch plötzlich lacht sie laut auf. So unerwartet, dass ich im ersten Moment zusammenschrecke.
    »Eine sehr charmante Art, mir zu zeigen, was du von meinen Strickkünsten hältst, das muss ich dir lassen«, erklärt sie prustend.
    »Oh, ich wusste nicht, dass
du ...
«, beginne ich den kläglichen Versuch einer Entschuldigung, doch Tom unterbricht mich sofort.
    »Nein, Matt. Wirklich, entschuldige dich nicht. Diese rosa Teddybären-Pullover waren absolut scheußlich, aber ich hätte meiner Frau das niemals sagen können. Also, vielen Dank! Ganz bestimmt von Julie, aber auch von mir.«
    Ich erstarre bei seinen Worten. Im selben Moment klappt Kristins Kinnlade herab, dann haut

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