Deine Seele in mir /
unter seinen magischen Händen liegt.
Warum spüre ich ihn nicht – jetzt, wo er doch endlich da ist?
Ich solle ihm folgen, fordert er, doch habe ich wirklich den Mut dazu? Matt ist alles, was ich von dieser Welt dort draußen kenne. Tagaus, tagein habe ich ihn begleitet. Seine Nähe ist zu meinem Lebenselixier geworden, seine Wege sind meine gewesen, denn ich bin ihm blind gefolgt. So bin ich neben Matt aufgewachsen, habe mich weiterentwickelt und alles gelernt, was ich heute weiß. Passiv, durch seine Augen.
Nie hat er mich bemerkt. Immer schien er auf der anderen Seite einer Glaskugel zu sein, die nur von meiner Seite aus durchsichtig war und es mir dennoch verwehrte, ihn zu erreichen.
Doch nun ist er da. Er hat mich gefunden und seitdem den Mut aufgebracht, mich immer wieder aufzusuchen.
Schulde ich ihm nicht, seiner Bitte nachzukommen, selbst wenn er die einzige vertraute Komponente dieses fremden Lebens ist? Ja, er ist alles, was ich noch kenne.
Aber ist er nicht auch alles, worauf es ankommt?
Die Erkenntnis steigt warm in mir empor, erfasst mein Herz und hebt mich aus dem hohen Gras. Entschlossen schreite ich durch bislang unberührte Halme und bahne mir meinen Weg.
Einen neuen Weg, dem sanften Klang seiner Stimme folgend.
Als ich meine Massage beende und Amys Rücken sowie meine Hände mit einem weichen Frotteetuch abreibe, dreht sie sich plötzlich unter mir um. Schnell wende ich den Blick ab, denn ihr geöffneter BH verrutscht bei dieser Bewegung so, dass sich nun alles zeigt, was er eigentlich verdecken sollte. Mit geneigtem Kopf taste ich nach den Trägern und versuche, alles wieder an den richtigen Platz zu zupfen. Welcher Idiot hat eigentlich diese komplizierten BHs erfunden?, frage ich mich dabei.
Völlig unerwartet spüre ich Amys Hände, noch bevor ich beenden kann, was ich gerade im Begriff bin zu tun.
Ihre zierlichen Finger umfassen meine Handgelenke und stoppen meine Bewegungen. Wie automatisch fällt mein Blick auf ihre Brüste. Oh, mein Gott!
»Matty«, höre ich sie liebevoll unter mir. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. »Willst du wirklich, dass ich bleibe?«
Wieder beginnt sie so abrupt zu sprechen, dass ich einige Sekunden brauche, um mich zu fassen.
»Oh, ja, das will ich wirklich«, erwidere ich endlich und sehe dabei tief in ihre Augen.
Und wie ich das will!
»Bitte, bleib bei mir«, presse ich hervor.
Sie lächelt. »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
»Keine Ahnung. Nennen wir es ... Schicksal«, entgegne ich fassungslos. Wie kann sie solche Dinge so direkt fragen, wenn sie bis vor wenigen Sekunden noch völlig still und reglos unter mir lag? Es ist mir ein Rätsel. Ihre Augen betrachten mich aufmerksam, und ihr Blick ist so tiefgründig, dass ich es nicht wage, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wie erstarrt schaue ich auf sie herab.
»Wo sind denn Kristin und Tom?«, fragt Amy plötzlich und schaut sich suchend um.
Meine Kinnlade klappt herunter. »Du weißt von den beiden?«
»Ja, sicher. Über sie bin ich überhaupt erst drauf gekommen, dass du hier bist. Sie sind großartig, nicht wahr?«
Ich ignoriere die Tatsache, dass ich nur die Hälfte ihrer Worte verstehe.
»Das sind sie, ja. Das sind sie wirklich. Sie lieben dich so sehr, Amy.«
Sie nickt. Es wirkt schuldbewusst. »Ja, ich weiß.« Ihr trauriger Blick bekommt plötzlich ein neues Funkeln, ein Aufflackern. »Ich möchte so viel wissen, Matt. So viel! Aber ...«
»Ich weiß, dass es schwer ist. Du darfst einfach nicht weglaufen. Wenn du merkst, dass du abdriftest, dann sieh mich fest an, hörst du? Oder drück meine Hand. Ich bin bei dir. Und ich bleibe, Amy. Ich bleibe hier, bei dir – so lange du mich brauchst. Wir haben es uns geschworen, nicht wahr? Also, geh nicht noch einmal fort von mir. Ich zeige dir alles, Stück für Stück. Ich begleite dich. Bitte, bleib einfach nur bei mir, okay?«
Meine Worte klingen flehend, meine Stimme bricht weg, und ich könnte wetten, dass mein Blick verzweifelt ist, denn das bin ich wirklich. Ich fürchte mich so sehr davor, dass Amy binnen Sekunden wieder zu dieser leblosen Hülle wird, doch sie schaut mich weiterhin fest und ernst an.
Dann blinzelt sie, und ihr Mund verzieht sich langsam zu einem vorsichtigen Lächeln. Unbeschreibliches Glück steigt in mir auf, als ich beobachte, wie dieses Lächeln immer größer und breiter wird, bis die Sonne die dichten Wolken durchbricht und sie endlich über das ganze Gesicht strahlt.
Hinter den
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