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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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sie zu mir auf den Gang. »Alles klar?«
    Sie nickt.
    Eine deutlich gestresste Megan kommt mir auf ihrem Weg zum Wartezimmer entgegen.
    »Gott, Matt, bin ich froh, dass du wieder da bist«, raunt sie mir zu. Ihr prüfender Blick trifft zunächst auf Amy, dann auf unsere ineinander verschränkten Hände. Der Anflug eines Lächelns umzuckt ihre Mundwinkel, und schon streckt sie Amy ihre Hand entgegen.
    »Megan Carter, hallo! Sind sie eine Freundin von Matt?«
    Unwillkürlich halte ich den Atem an. Kommt Amy wirklich zurecht? Sie zögert nur kurz, dann löst sie ihre Rechte aus meiner Linken und reicht sie Megan. Sie erwidert das Lächeln meiner Kollegin ohne Anzeichen innerer Anspannung. »Amy Charles, freut mich sehr, Sie kennenzulernen! Und ja, ich bin eine Freundin von Matt.« Wow, bis auf die Tatsache, dass sie sich mit ihrem alten Namen vorgestellt hat, war das wirklich perfekt. Megan mustert Amy noch einen Augenblick – unfähig, die allzu offensichtliche Verwunderung aus ihrem Blick zu verbannen –, wendet sich dann aber wieder mir zu.
    »Du siehst, hier herrscht das absolute Chaos. Einige der Patienten weigern sich strikt, sich von John oder mir behandeln zu lassen. Sie bestehen auf dich und nehmen dafür stundenlange Wartezeiten in Kauf. Ehrlich, was machst du mit denen, Matt? Manchmal frage ich mich wirklich, wer hier den Doktortitel hat – beziehungsweise, was er mir überhaupt bringt. Also, geh zu Mary. Ich hoffe, sie hat noch einen vagen Überblick in dieser Hölle.«
    Sie verdreht die Augen und legt eine Hand auf Amys Arm. »Hat mich sehr gefreut. Seit vier Jahren arbeitet Matt schon mit uns zusammen, und ich habe noch nicht
eine
Person aus seinem privaten Umfeld kennengelernt. Sie haben an diesem hektischen Tag also für ein kleines Wunder gesorgt, Amy.«
    Schon hastet sie weiter über den Flur.
    Mit einem kurzen Nicken bedeute ich Amy, mir zu folgen. Ich kann nur hoffen, dass all das wirklich nicht zu viel für sie ist.
    »Guten Morgen, Matt!«
    Strahlend springt Mary hinter ihrem Riesenschreibtisch auf. Nur eine Sekunde später plumpst sie jedoch zurück auf ihren Drehstuhl. Fassungslos, als hätte sie einen Geist gesehen.
    »Ist das ... bist du nicht ... Kristin hat mir Fotos von dir gezeigt und ...«
    »Pssst«, versuche ich sie zu beschwichtigen. Als sie sich die Hand vor den Mund schlägt, beuge ich mich vor und sehe sie tief an. »Ja, das ist Amy, du hast recht. Seit gestern Abend ist sie ... ähm ...
wach
. Jetzt weißt du auch, warum ich heute noch nicht kommen wollte. Bitte, verhalte dich einfach normal.«
    Mary nickt. Hastig. Ihr Blick wandert von mir zu Amy und wieder zurück zu mir. Sie scheint unsicher zu sein, wie sie sich verhalten soll.
    »Kann ich ... normal ... mit ihr reden?«, flüstert sie.
    Amy lacht und ergreift das Wort, noch ehe ich dazu komme, etwas zu erwidern. »Guten Morgen, Mary. Ich bin Amy. Es ist schön, dich kennenzulernen.«
    »Wow! Das ist echt krass«, erwidert Mary mit einem einmalig verdutzten Gesichtsausdruck und streckt Amy zögerlich ihre Hand entgegen. Als Amy diese ergreift und sich die beiden angrinsen, atme ich tief durch.
    Nach diesem Moment, der eher Minuten als Sekunden zu dauern scheint, sieht Mary mich endlich wieder an. »Du hättest etwas sagen sollen. Mir wäre schon eine Entschuldigung für dich eingefallen.«
    Amy schüttelt ihre dunkle Mähne. »Nein, es ist okay so. Matt war wirklich lange genug bei mir. Es ist an der Zeit, dass ich mich endlich nach draußen wage.«
    »Hm«, ist alles, was Mary erwidern kann.
    »Also, was steht an?«, frage ich sie und versuche, in meinen Tonfall und Blick all die Zuneigung zu stecken, die ich in diesem Moment für sie empfinde.
    »Ähm, ja ...« Wild blättert sie in dem großen Terminkalender vor sich. Ich kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen, als mir die verräterischen Schokoladenabdrücke ins Auge fallen, die ihre angefeuchteten Fingerspitzen an den Papierecken hinterlassen haben. Mary seufzt schwer. »Also, auf jeden Fall Mrs Jordan zuerst, sonst laufe ich noch Amok und schieße wild um mich – was eigentlich gar nicht so schlecht wäre angesichts der Tatsache, dass wir maßlos überlaufen sind ...«
    »Mary«, ermahne ich sie – halb tadelnd, halb amüsiert. Amys leises Kichern bringt meinen Magen wieder zum Kribbeln. Wie kann sie nur so locker sein?
    Mary schüttelt ihre blonde Mähne und winkt ab. »Jaja, ich meine ja nur. So ein kleiner Ausraster meinerseits würde einige unserer Probleme auf

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