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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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bunt geblümte Kissen.
    Es ist ein Raum mit Wohlfühlgarantie, eingerichtet mit viel weiblichem Geschmack und Stil. Das Ambiente ist genau das, was ich im Moment brauche.
    Wenn meine Mutter noch leben würde, wird mir in diesem Moment schmerzlich bewusst, wäre wohl sie diejenige gewesen, die ich nun aufgesucht hätte.
    Mary erscheint lächelnd mit einer Flasche meines Lieblingsbieres – extraherb – und einer Schüssel voll Chips. »Setz dich doch.« Ich folge ihrer Aufforderung prompt. »Hier, dein Bier.« Dann hebt sie ihr Glas mit Orangensaft und prostet mir zu. Nur kurz nippen wir an unseren Getränken, dann wird ihr Blick ernst. »Also los, was ist passiert?«
    Tja, wo soll ich da anfangen? Alles Mögliche schießt mir durch den Kopf. Amy hat mich förmlich überrannt. Sie ist wieder da und mit ihr auch all das Altvertraute, die Erinnerungen, die Gemeinsamkeiten.
    Und doch ist alles so anders: Meine Eltern sind tot, wie es um ihre steht, wissen wir nicht, Kristin und Tom sind nun da und erheben einen naturbedingten Anspruch auf Amys Zuneigung.
    Und dann ist da noch das neueste Vorhaben, das alles andere in den Schatten stellt – Amy hat sich fest in den Kopf gesetzt, mit mir zurück nach Saint Toulouse zu fahren. Und das schon am kommenden Wochenende. Zur Vergangenheitsbewältigung, so hat sie es genannt. Natürlich ist sie auf der Suche nach ihren Eltern, und ich ahne bereits, dass nichts in der Welt sie von dem Versuch abhalten wird, sich ihnen zu erkennen zu geben. Meine Gedanken trudeln nur so in meinem Kopf, und ich versuche verzweifelt und letztendlich vergeblich, diesem mentalen Chaos eine Struktur zu verpassen.
    Mary sitzt geduldig neben mir. Aus ihren großen, klaren Augen blickt sie mich offen und sehr verliebt an. Sie scheint mein inneres Dilemma zu spüren.
    »Komm her«, sagt sie schließlich und zieht mich an sich. Wir legen uns zurück. Mary schlingt beide Arme um meinen Oberkörper und legt ihren Kopf an meine Brust. »Was bedrückt dich? Raus mit der Sprache! Es ist ziemlich viel passiert in letzter Zeit, oder?«
    Ich nicke mit zusammengepressten Lippen. Als Mary Sekunden später merkt, dass von mir vorerst nicht mehr zu erwarten ist, ergreift sie das Wort. »Ich kann dir nur eins sagen: Amy ist unglaublich! Sie hat den Tod hinter sich gebracht, und ich frage mich immer wieder, ob sie deshalb nun so furchtlos wirkt. Sie ist so lebensfroh und glücklich, dass es fast schon skurril wirkt, wenn man weiß, was sie alles mitgemacht hat.«
    »Ja, ich weiß. Aber so war sie schon immer. Ihr Dad hat sie immer Sonnenschein genannt, und ich finde, es gibt keinen besseren Kosenamen für sie.«
    Mary lacht. Ich spüre ihren Atem auf meiner Brust und fühle mich ermutigt weiterzusprechen.
    Ich erzähle von der unglaublichen Art, mit der Amy es geschafft hat, Kristin und Tom in ihr jetziges Leben mit aufzunehmen, und davon, wie geschickt sie es meistert, dass sich die beiden in dieser Situation nicht wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen. »Amy bezieht sie immer mit ein. Sie sucht Kristin in der Küche auf und hilft ihr beim Kochen. Dabei unterhalten sie sich lange und offen miteinander. Amy verschont Kristin und Tom nicht mit den Gefühlen, die sie ihren Eltern gegenüber natürlich noch hat, aber sie lässt auch keine Möglichkeit ungenutzt, den beiden zu zeigen, dass die Liebe zu ihnen mit jedem Tag wächst.
    Gestern hat sie sogar gekocht. Als die beiden von ihrem Spaziergang zurückkehrten, hatte Amy bereits den Tisch gedeckt. Festlich, mit Kerzen. Vor jeden Teller hatte sie ein kleines Kärtchen mit einer persönlichen Widmung gelegt. Sie macht das wirklich großartig.«
    Mary hat sich in der Zwischenzeit aufgestützt und sieht mich unentwegt an. Die leichte Melancholie, die ihren offenen Blick trübt, bemerke ich erst zu spät.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr du gerade von ihr schwärmst?«, fragt sie leise. Auf meinen verdutzten Blick hin fährt sie fort: »Nein, wirklich. Wenn du von ihr redest, dann wirkt es so, als würde rings um dich herum die ganze Welt versinken.«
    Ich bin nicht imstande, ihr zu antworten. Zu sehr schockt mich die plötzliche Erkenntnis über die Wahrheit in Marys Worten.
    Ihr eindringlicher Blick lässt mich wissen, dass sie meine Reaktion sofort richtig deutet. Während ich wie angewurzelt daliege und den Atem anhalte, setzt sich Mary langsam auf und sieht mir geradewegs in die Augen. »Du liebst sie, Matt. Das ist die Antwort, nach der du suchst. Amy ist zurück,

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