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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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ihrem Tag in der Praxis erzählt – all die kleinen Gesten des Abends lassen keine Zweifel mehr zu. Hier entsteht etwas sehr Wichtiges – ein neues Zuhause, mit allem, was dazu gehört.
    Zwei Tage später, an einem Sonntag, schlendern wir zu dem See, von dem ich Amy in meiner Wohnung erzählt habe. Es schneit. Wir haben rote Nasen und unsere ineinander verschränkten Hände sind so kalt, dass sie wahrscheinlich steif gefroren sind und wir es nie wieder schaffen werden, sie voneinander zu lösen.
    Der Gedanke hat was.
    Amy sieht süß aus, mit ihrer weißen Mütze und all den Schneeflocken in ihren Locken. Der weinrote Wollmantel reicht ihr bis zu den Knien.
    Zufrieden lausche ich ihrem Geplaudere. Belanglosigkeiten. Und doch – Amys Stimme zu hören ist mein größtes Glück. Viel zu lange war sie stumm.
    Die letzten hundertfünfzig Meter führen uns an einer kurvigen Waldstraße entlang.
    »Ich sehe ihn«, ruft Amy plötzlich und zerrt an meiner Hand.
    Gemeinsam laufen wir bis zu dem See, der tatsächlich vollkommen zugefroren ist. Die hohen Bäume, die ihn umsäumen, sind von dem Schnee bestäubt, der immer noch auf uns herabrieselt.
    »Das ist wunderschön!«, staunt Amy. Ich schließe von hinten meine Arme um ihre Taille und ziehe sie dicht an mich heran. Der Duft ihrer Haare erfasst mich. Lavendel und Honig passen nicht zu der Winterlandschaft, doch dieser Duft gehört zu Amy … und sie gehört zu mir … und wir gehören an diesen See … und so passt alles zusammen.
    »Da hinten, siehst du das kleine Haus?«
    Amys Augen folgen meinem augestreckten Zeigefinger.
    »Ja, klar! Oh Mann, das kommt der Idee von unserem Haus aber schon ziemlich nah, oder?«
    »Ja, ziemlich«, bestätige ich nickend. »Etwa dreißig Meter weiter rechts …« Mein Finger schwenkt zu einem zirka 500 qm großen Abschnitt des Waldes, der mit einigen Eisenpfosten und Absperrband abgesteckt ist. »… ist das Grundstück, von dem ich dir erzählt habe. Dahinter liegt noch ein Haus, aber tief im Wald. Und das wars. Mehr Häuser gibt es hier nicht.«
    »Wow!« Amy ist sichtlich beeindruckt. »Das ist perfekt.«
    »Nicht wahr?«
    »Ja, wirklich. Perfekt! … Los, komm!« Im Laufschritt zerrt sie mich hinter sich her. Als wir an dem Holzhaus vorbeilaufen, das dem Haus unserer Vorstellung so sehr ähnelt, tritt eine junge Frau auf die Veranda. Gedankenverloren schüttelt sie eine Tischdecke aus. Sofort bremst Amy ab – so abrupt, dass ich sie fast umrenne. Meinen Anrempler scheint sie jedoch nicht zu bemerken.
    »Hallo!«, ruft sie.
    Die Frau zuckt zusammen, schenkt uns nach dem ersten Schreck jedoch ein Lächeln.
    »Hallo!«, erwidert sie. »Entschuldigung, ich habe Sie gar nicht bemerkt. Es passiert nicht sehr oft, dass sich jemand hierhin verirrt.«
    Amy und ich schauen uns an. »Perfekt!«, sagen wir wie aus einem Mund. Amy wirft den Kopf in den Nacken und lacht laut auf.
    Die Frau schaut verdutzt auf uns herab. Jetzt erst bemerke ich den Babybauch, der sich unter ihrer Strickjacke abzeichnet.
    Als Amy die Verständnislosigkeit der Fremden erfasst, stirbt ihr Lachen. »Wir sehen uns das Grundstück neben Ihrem an.«
    »Wirklich?« Nun strahlt sie. »Wie schön! Nette Nachbarn sind eigentlich alles, was uns hier draußen noch fehlt. Ansonsten gebe ich Ihnen recht. Es ist perfekt.«
    »Wir werden sehen, was sich machen lässt«, ruft Amy noch, dann winken sich die beiden zu, und die junge Frau verschwindet wieder in ihrem Haus.
    Amy grinst. »Nett, nicht wahr?«
    »Ja, wirklich sehr nett.«
    Als wir zu dem Grundstück gelangen, ist Amy völlig aus dem Häuschen.
    »Oh, Matt, das wird wundervoll. Hier kannst du alles genau so umsetzen, wie wir es uns immer erträumt haben.«
    Zunächst nicke ich zufrieden, doch dann sickern ihre Worte in mein Bewusstsein.
    »Ich kann all das machen?«, frage ich mit geneigtem Kopf.
    »Ja, du! Natürlich du …« Sie legt die Stirn in Falten. »Was meinst du, Matt? Ich verstehe nicht.«
    »War das nicht immer unser Traum, Amy?« Meine Stimme schwankt unsicher.
    »Ja, sicher. Aber … was … meinst du etwa …?« Mit jedem Wort ihres Gestammels schraubt sich Amys Stimme höher. Sie sieht so ratlos aus, dass es mir ein Lachen entlockt.
    »Natürlich! Wenn, dann mache ich das für uns. Dieser Traum ist mit dir so eng verknüpft, dass ich mir jetzt, wo du wieder da bist, nicht mehr vorstellen kann, ihn ohne dich zu verwirklichen. Und …« Langsam ziehe ich sie an mich heran, schaue in ihre Augen, auf ihre

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