Deine Seele in mir /
unerfahren, doch Amys Berührungen sind von einer natürlichen Neugierde und Unbefangenheit geprägt, die mich nicht nur einmal an den Rand meiner Selbstbeherrschung treiben.
Nicht selten enden solch intime Abende oder Nächte mit einer gemeinsamen Dusche – einer recht kühlen zumeist –, bei der wir versuchten unsere erhitzten Gemüter wieder unter Kontrolle zu bringen.
Das erste Mal, als wir uns mit dem Ziel einer solchen Abkühlung gegenseitig ausziehen, überrascht Amy mich mit einer ziemlich beunruhigenden Reaktion.
Unmittelbar nachdem sie mir meine Boxershorts abgestreift hat, sieht sie an mir herab und ... prustet los.
»Was?«, frage ich verunsichert und blicke ebenfalls an mir herab. Ich kann nichts Lustiges entdecken. Oder etwa doch?
»Was ist denn so komisch?«
In einer Art Reflex bedecke ich meine Blöße.
»Nichts.« Amy lacht noch immer, greift jedoch im selben Moment schon nach meinen Händen. »Tut mir leid.« Sie braucht ein wenig, um sich einigermaßen zu beruhigen. Zwischen Gekicher und erstickten Glucksern versucht sie, sich zu erklären.
»Ich musste nur dran denken, wie wir damals ... weißt du noch, unter dem großen Kirschbaum in der Ecke unseres Gartens? Wir haben uns den kleinen Unterschied gezeigt ... Kannst du dich erinnern?«
Nun muss ich selbst schmunzeln. »Da waren wir vielleicht vier oder fünf Jahre alt, und ...« Mit zusammengekniffenen Augen funkele ich sie an. » Es war deine Idee. Wie immer!«
»War es«, gibt Amy zu.
»Du warst damals einen halben Kopf größer als ich«, stelle ich fest, als sich ein deutliches Bild vor meinem geistigen Auge aufbaut.
»Das hat dich gewurmt, nicht wahr? Jedenfalls hast du mir erzählt, dass du im Stehen pinkeln könnest, und ich wollte sehen, wie das möglich ist.«
»Ja«, sage ich grinsend. »Und du, Miss Charles, hast es dann im Kindergarten auch versucht. Deine Strumpfhose war pitschnass, es war eine riesige Schweinerei. Deine Mutter musste dich abholen.
Das
war peinlich.«
»Nun, die Zeiten haben sich geändert«, erwidert Amy. Betont gelassen zuckt sie die Achseln, und ihre grünen Augen bekommen einen schelmischen Glanz.
»Wieso? Kannst du mittlerweile im Stehen pinkeln?«
Sie streckt mir die Zunge heraus. »Nein, aber inzwischen ist ein Riese aus dir geworden, und auch der kleine Unterschied ...«, ihr Blick gleitet kess an mir herab, »... ist nun ein bedeutend größerer Unterschied geworden.«
Wieder einmal verschlägt es mir den Atem. Meine Ohren glühen. »Du bist ziemlich frech, Amy Charles, weißt du das?«
»Ja, sicher! Aber lass mich wenigstens das sein. Es ist schon schwierig genug, einfach nur frech zu sein, glaub mir.«
Ich weiß genau, was sie meint. Ich spüre förmlich, wie gerne sie ihrem intimen Blick die Berührung ihrer Fingerspitzen hätte folgen lassen. Mit beiden Händen streiche ich die Haare aus ihrem Gesicht und umfasse es zärtlich. »Fällt es dir sehr schwer ... zu warten?«
Amys Antwort kommt ohne Zögern. »Nein! Na ja, manchmal, aber ... für dich würde ich ewig warten. Hey! Wehe, du lässt mich
ewig
warten!«, scherzt sie, lacht und haucht einen Kuss auf meinen Hals. Die Härchen an meinen Unterarmen richten sich auf, als mich ihre warmen Lippen berühren.
»Aber Amy, nachdem, was du erlebt hast ... Hast du denn gar keine Angst?«, frage ich, verdutzt über ihre Sorglosigkeit.
Sie grübelt, mit geschürzten Lippen. Schließlich schüttelt sie den Kopf. »Nein. Die Erinnerung an dieses Erlebnis ist verblasst. An die Vergewaltigung, meine ich. Vielleicht ist es endlich an der Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Dieser Scheißkerl hat mich vergewaltigt. Ein neunjähriges Mädchen! Aber die Abscheu vor diesem Mann und vor seinem Verbrechen ist alles, was mir bis heute an Gefühlen bewahrt geblieben ist. Ich weiß, dass er mir weh getan hat, doch ich weiß nicht mehr, wie deutlich ich ihn gespürt habe. Ich sah seine kalten Augen und roch diesen widerlichen Atem. Sein Gesicht konnten wir ja nicht sehen. Aber ich erinnere mich nicht mehr detailliert an die Schmerzen. Es tat auch weh, als er mich würgte – doch nur, bis ich deine Augen sah. Dann war alles andere unwichtig.«
Nach einem stillen Moment fasst sie meine Hand. »Und mit dir wird es so anders werden, Matt. Nichts, was du tust oder tun wirst, könnte mich an dieses Scheusal erinnern. Niemals!«
Wir umarmen uns. Meine Haut auf ihrer. Wir können warten ... Es wird noch ein wenig dauern, bis ich so weit bin. Doch mit Amy
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