Deine Spuren im Sand
kann doch gar nicht sein.«
»Warum nicht?«, fragte Berno zurück. »Wer einmal Insiderwissen verrät, kann es doch ein zweites Mal tun!«
Aber nun hatte Piet Röder sich gefangen. »Wahrscheinlich haben Sie mal wieder was falsch verstanden! Ihnen kann ich nicht mehr vertrauen, Kaiser! Wer Emily Funke in Süddeutschland jagt, ohne zu merken, dass er einer Karstadt-Verkäuferin hinterherläuft, und wer Fotos schießt und sie anschließend versehentlich löscht, dem glaube ich kein Wort mehr!« Er war nun wieder ganz der Alte, der sich hinter Vorwürfen versteckte, wenn er Erklärungen brauchte. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Nein, es bleibt dabei: Wir vertrauen auf die Pressemitteilung, die die Managerin der Funke rausgegeben hat. Gehen Sie an Ihre Position zurück und warten Sie auf weitere Anweisungen!«
»Also gut!«, sagte Berno und verabschiedete sich.
Vor der Tür der Suite atmete er tief durch, dann setzte er sich in Bewegung. Aber erst, nachdem er sein Handy abgestellt hatte, damit weitere Anweisungen ihn nicht erreichen konnten.
Mein Gott, war ich aufgeregt! Machte ich alles richtig? Geschah alles so, wie wir es geplant hatten?
Julia strich sanft über meine Hand. »Ganz ruhig! Anscheinend hat niemand Verdacht geschöpft. Berno hat gerade angerufen. Piet Röder wollte tatsächlich nichts von der Mail des treuen Lesers wissen. Er bleibt dabei: Seine Leute warten vor der Wattrose und vor dem Rathaus.«
»Das ist der Beweis!« Ich freute mich derart spontan und ausgiebig, dass ich die Maskenbildnerin, die nach Sylt gekommen war, um aus meinen rot gesträhnten Stoppelhaaren so etwas wie eine Brautfrisur zu machen, zur Verzweiflung brachte.
»Wenn du nicht stillhältst, schaffe ich das nie! Dann stülpe ich dir wieder die Perücke auf, die du mir geklaut hast!«
Ich schloss die Augen und ließ sie mit meinen Haaren machen, was sie wollte. Piet Röder hatte also auch das gewusst, was Roby, Julias Freund, schon seit langem klar war: Die meisten Menschen wählen ein Passwort, das sich auf ihrem Arbeitsplatz oder in seiner Nähe befindet, das mit einem sehr privaten und sehr wichtigen Menschen, Ding oder Moment zu tun hat. Miss you! Das Cover meines erfolgreichsten Albums, das an Bernos Pinnwand hing! Anscheinend hatte Röder es ausprobiert – und es hatte geklappt.
Aber natürlich war es ihm viel zu riskant gewesen, die Fotos ins Blatt zu nehmen, ohne erklären zu können, woher sie kamen. Nein, Röder hatte für diesen Zweck eine Yahoo-Mail-Adresse eingerichtet und sie benutzt, um Alex die Fotos zu schicken, die angeblich von einem treuen Leser stammten, der der Close up eine Gefälligkeit erweisen wollte. Solche Adressen konnte jeder einrichten, sie erloschen automatisch wieder, wenn sie eine Weile nicht benutzt worden waren. Sollte Röder also nach einem Beweis verlangen, dass der treue Leser tatsächlich der Close up ein zweites Mal eine Gefälligkeit erwiesen hatte, würde er ihn bekommen können.
Röder war sicher gewesen, dass Alex froh über diese Chance sein würde. Endlich hatte er einmal etwas zu bieten, was auf den Titel der Close up kommen würde. Eine Sensation! Wäre es hart auf hart gekommen, hätte Piet Röder seinen unfähigsten Mitarbeiter ans Messer liefern und seine eigenen Hände in Unschuld waschen können!
»Mistkerl!«
»Ich hoffe, du sprichst nicht von deinem Zukünftigen«, sagte die Maskenbildnerin und machte aus meinen Haaren mit viel Gel ein Kunstobjekt, das noch lange im Gespräch sein würde.
Ich lachte sie im Spiegel an. »Wo denkst du hin? Ich liebe ihn!«
Dann erschien Julias kritisches Gesicht im Spiegel, die der Maskenbildnerin nicht recht traute.
»Wo ist dein Vater?«
»Immer noch in der Wattrose . Er lässt sich gelegentlich am Fenster blicken. So lange bist du in Sicherheit.«
»Hoffentlich kommt er ungesehen aus dem Haus.«
Maiks Tochter hatte nach wie vor eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich. »Das Küchenfenster ist von der Straße aus nicht zu sehen. Und der Lieferwagen des Geflügelhändlers wird keinen Verdacht erregen. Wir haben extra ein paar Hühner drin gelassen. Die werden gackern wie verrückt, wenn Papa einsteigt. Ich hoffe nur, dass sein Anzug nicht voller Hühnerkacke ist, wenn er ankommt.«
Dieser Gedanke erheiterte mich so sehr, dass die Maskenbildnerin ein weiteres Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Während sie sich mit meinem Make-up beschäftigte, war ich dann aber ganz ruhig. Ich hörte Julia
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