Deine Spuren im Sand
eigentlich nie überlegt, was Piet Röder mit dir machen wird, wenn er dahinterkommt? Der wird dir nicht nur den Kopf abreißen und dich fristlos feuern, der wird dir auch eine Schadensersatzklage an den Hals hängen, die dich arm machen wird!«
Alex Traum starrte Berno an, ohne ihn zu sehen. In seinem Gesicht arbeitete es, Berno blieb der Hohn im Halse stecken. Mit einem Mal ahnte er, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Alex Traum war in diesem Moment zu seinem Mitwisser geworden, und nichts konnte er weniger gebrauchen als einen Mitwisser!
Nun schien Alex allmählich aufzugehen, was ihm widerfahren war. »Du meinst«, begann er zu stottern, »Lieschen ist …«
Berno verzichtete darauf, den Satz zu vollenden, nachdem Alex sich anscheinend nicht getraut hatte. »Sag mal, hast du dich etwa verknallt? Blind vor Liebe? Könnte das zutreffen?«
Alex‘ Miene veränderte sich nicht, als er nickte. »Ich fand sie total süß, als sie da vor dem Automaten stand und es nicht schaffte, eine Fahrkarte zu kaufen.«
Berno verdrehte die Augen. Niemand wusste besser als er, dass Emily, die ansonsten ausgesprochen lebenstüchtig war, geradezu debile Züge annehmen konnte, wenn sie sich einem Automaten gegenüber sah. Und dass Alex den seltenen Umstand genossen hatte, seine Überlegenheit auszuspielen, konnte er sich gut vorstellen.
»Du hast also wirklich mit der Funke einen Abend verbracht, ohne es zu merken? Viel besser ist das nicht! Piet Röder wird dir auch in diesem Fall den Kopf abreißen. Nur um die Schadensersatzklage wirst du vielleicht herumkommen. Aber die Kündigung ist dir sicher.«
»Und dir?« Alex hatte sich gefangen und konnte wieder klar denken. »Augenscheinlich treibst du ein falsches Spiel mit unserem Chefredakteur. Wieso glaubt der, dass du die Funke in Süddeutschland jagst?«
»Weil ich ihm nicht traue«, antwortete Berno und wusste, wie wenig überzeugend das klang. Ebenso wusste er natürlich, dass man die Charakterschwächen Piet Röders besser nicht klar beim Namen nannte, wenn man seinen Job behalten wollte.
»Außerdem glaube ich nicht, dass ich die Kündigung bekomme«, ergänzte Alex. »Ich habe dem Chef mal tolle Fotos geliefert. Fotos, die alle haben wollten, aber nur die Close up hatte sie auf dem Titel!« Er lächelte Berno an, als hätte er vergessen, dass sein Lieschen in Wirklichkeit Emily Funke hieß. »Seitdem hält Röder große Stücke auf mich. Er hat sogar angedeutet, dass er sich erkenntlich zeigen wolle und ich damit rechnen könne, in der Redaktion alt zu werden.«
Im Nachbarzimmer klingelte das Telefon. Dr. Traums Stimme war zu hören. »Ich komme!«
Nur diese beiden Wörter nahm Berno wahr. Es rauschte in seinen Ohren, sein Puls raste, er kämpfte gegen die Schnappatmung an, die ihn immer gleichzeitig mit mörderischer Wut überkam. Er sprang auf, ohne an seinen verletzten Fuß zu denken, fiel aber gleich wieder zurück, als der Schmerz durch seinen ganzen Körper zuckte. Berno fühlte sich so schwach und unterlegen wie schon lange nicht mehr. Dabei hatte er sich in Gegenwart Alex Traums bisher immer stark und unbesiegbar gefühlt!
»Du Schwein!«, stieß er hervor. »Du elendes Schwein!«
Alex sah ihn konsterniert an. »Wie redest du mit mir?«
»Wie mit jemandem, der mein Passwort klaut, meine Festplatte kopiert und damit den großen Reibach macht!«, brüllte Berno.
»Sowas würde ich nie tun.«
Berno wurde schlagartig unsicher. »Sprichst du etwa nicht von den Fotos der Funke, die wir auf dem Titel hatten?«
»Halbnackt, ungeschminkt, unfrisiert.« Alex nickte stolz. »Und ihre Urlaubsadresse in Thailand.« Er sah so zufrieden aus, dass Berno froh war, ihm derzeit körperlich unterlegen zu sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte er sich sonst auf ihn gestürzt und ihm die Nase gebrochen.
»Wie bist du an mein Passwort gekommen?«
»Gegenfrage!«, antwortete Alex. »Wieso brauchte ich dein Passwort, um an diese Fotos zu kommen?«
»Verdammt, du sagst mir jetzt endlich …!«
»Ich habe die Fotos geschickt bekommen«, unterbrach Alex ihn. »Per Mail! Angeblich von einem treuen Leser der Close up , der uns einen Gefallen tun wollte.«
13.
I ch saß zwischen Maik und Julia am Tisch und wagte nicht, nach Maiks Hand zu greifen, damit er mir Sicherheit gab. Julia erzählte ihrem Vater etwas von einer Versicherungsprämie, die ihre Mutter gezahlt hatte, obwohl sie der Meinung war, dass Maik dafür zuständig war. Maik solle sich deshalb auf das
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