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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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den Tritt an die Garagentüre von gestern und spannte seine Muskeln an.
    „Ich glaube, Sie sollten mir zuhören, Herr Toggenburger. Ich war gestern über Mittag in Dulliken und habe ein paar Fotos gemacht.“
    „Ach ja? Was für Fotos denn? Und wo sagen Sie war das?“
    „In Dulliken, vor dem Haus, in dem Ihre Dienstwohnung liegt. Die Fotos zeige ich Ihnen gerne in Ihrem Büro, dort haben wir genug Licht und sind ungestört.“ Mittlerweile waren ein paar weitere Autos auf den Firmenparkplatz gefahren; man fing früh an zu arbeiten bei der Tomet AG.
    „Scheisse“, zischte der Unternehmer, „Scheisse, Scheisse, Scheisse.“ Er schaute Nick mit einem verächtlichen Ausdruck an, aber es war auch Angst in seinem Blick. „Dann kommen Sie mit, Sie niederträchtiger kleiner Erpresser.“
    Der Empfang war noch nicht besetzt. Toggenburger öffnete die Tür zu seinem Eckbüro im Erdgeschoss, betätigte den Lichtschalter und warf seine Mappe Richtung Schreibtisch. Er schloss die Verbindungstür zum Sekretariat und liess sich in seinen ledernen Direktionssessel fallen, dann wies er auf einen Stuhl gegenüber, dessen Sitzfläche deutlich tiefer lag, so dass der Besucher zu ihm hinaufschauen musste.
    Diese subtile Betonung der Hierarchie holte in Nick wieder die Wut hervor auf diesen Lokalkönig, der seine Macht ungeniert für seine eigenen Zwecke einsetzte, und dem niemand entgegentrat, nicht einmal der Polizeichef. Er holte die Fotos aus seiner Jacke und legte sie kommentarlos auf den Schreibtisch.
    Nun verlor Toggenburger eine Spur seiner blühenden Gesichtsfarbe. „Was wollen Sie von mir, Sie Schnüffler?“
    „Ich will nur wieder zurück zu meinem Team und meine Arbeit machen, sonst gar nichts“, antwortete Nick. „Sie rufen am besten jetzt gleich den Polizeikommandanten an und sagen ihm, Sie hätten sich geirrt, er solle mich wieder einsetzen.“
    „Und dann schnüffeln Sie wieder in meiner Firma herum und versuchen mir etwas anzuhängen?“ Toggenburger sass immer noch auf dem hohen Ross.
    „Wie gesagt, ich will nur meine Arbeit machen. Ich habe einen Mord aufzuklären, und ich werde alle Spuren verfolgen, die sich mir präsentieren.“
    „Aber warum haben Sie dann meinen Finanzchef belästigt?“
    „Weil Ihr Unternehmen vom Tod Matossis profitiert. Er scheint Beweise gefunden zu haben für eine Straftat; er telefonierte in seinen letzten Wochen mehrmals mit Beat Müller, das wissen Sie ganz genau.“
    „Alles nur Vermutungen, das habe ich schon Hansmartin Vögtli gesagt. Auch Sie haben keinerlei Beweise, und trotzdem lassen Sie uns nicht in Ruhe.“
    „Gut, Herr Toggenburger, dann werde ich jetzt ganz deutlich. Die Fotos, die Sie hier sehen, sind mit einem Tastendruck innert Sekunden bei Steff Schwager von der AZ. Er wartet darauf; ich habe angekündigt, dass ich ihm eine ganz heisse Story liefern werde. Sie haben die Wahl: entweder Sie rufen jetzt sofort meinen Chef an, oder Sie leben mit allen Konsequenzen der Publikation dieser Bilder, privat und politisch. Sie werden es morgen auf die Frontseite schaffen, da bin ich ganz sicher.“
    Er stand auf, nahm die Fotos an sich und ging zur Tür.
    „Warten Sie, Baumgarten“, sagte Adrian Toggenburger, „geben Sie mir die Handynummer Ihres Kommandanten.“
    *
    Angela und Madame Buchmann waren auf dem Weg nach Frick. Auf der Aarauer Seite der Staffelegg herrschte neblig-graues Wetter, aber auf der Passhöhe öffnete sich plötzlich das Panorama nach Norden, Richtung Schwarzwald, mit blauem Himmel, Raureif an den Bäumen und einzelnen Nebelfetzen über den Viehweiden.
    „An diesen Ausblick erinnere ich mich“, sagte Frau Buchmann, „unser Vater packte früher im November oft die Familie ins Auto und fuhr mit uns ins Fricktal, wo die Sonne schien. Hier oben tauchten wir immer aus dem Nebelmeer auf, und es gab ein riesiges Freudengeschrei im Auto.“ Edith Buchmann lächelte. „Manchmal klappte es nicht, es war Nebel auf beiden Seiten, und dann gab es zum Trost für uns Kinder ein Fläschchen Coca-Cola in Densbüren, bevor wir wieder zurückfuhren. Daran habe ich seit mindestens dreissig Jahren nicht mehr gedacht – danke, dass Sie diesen Weg gefahren sind.“
    Angela überliess sie ihren Erinnerungen und konzentrierte sich auf die Strasse. Sie war gespannt auf das Testament und glücklich darüber, dass Frau Buchmann sie gebeten hatte, bei der Sitzung mit dem Notar anwesend zu sein. Sie habe noch nie so etwas gemacht, sie sei froh, wenn jemand dabei sei und

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